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„Qualifikation statt Quote“

Warum sind Sie gegen eine Frauenquote in Aufsichtsräten wie von der EU gefordert?
Frauen sind in der Wirtschaft im Vormarsch und das halte ich für absolut gut und richtig. Nicht nur, weil Gleichbehandlung eine Selbstverständlichkeit sein muss, sondern auch aus ökonomischen Überlegungen. Unternehmen, die auch auf Frauen setzen, stehen wirtschaftlich besser da. Den Vorschlag der EU-Kommission, bis 2020 eine Quote von 40 Prozent in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten vorzuschreiben, ist für mich der falsche Weg.

Aus welchen Gründen sind sie dagegen?
Aus prinzipiellen Gründen, weil Eingriffe in die unternehmerische Freiheit kein geeignetes Mittel gegen das Geschlechtergleichgewicht sind. Und weil er realitätsfern ist: Es gibt nach wie vor viele traditionell männerdominierte Bereiche, in denen es schwierig ist, qualifizierte Frauen für Aufsichtsratsmandate zu finden.  Statt der Gesetzeskeule brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen – an erster Stelle eine Infrastruktur, die es Frauen erleichtert, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Wenn keine Betreuung da ist, hilft auch eine Quote nichts. Zudem müssen wir mehr Mädchen und Frauen für technische Berufe gewinnen. Und es geht um einen Bewusstseinswandel – nicht zuletzt bei den Frauen, die oft aus falscher Bescheidenheit davor zurückscheuen, Führungsverantwortung zu übernehmen.

In Norwegen gibt es seit vielen Jahren eine Quote – warum soll das bei uns nicht gehen?
Ich bin immer dafür, von den Besten zu lernen. Gerade die Erfahrungen aus Norwegen, wo Frauenquoten in Aufsichtsräten seit 2008 gesetzlich verpflichtend sind, stimmen aber bedenklich. Dort haben wenige Frauen viele Aufsichtsratspositionen inne. Das Ziel, mehr Frauen ins Management zu bekommen, wurde jedoch klar verfehlt. Das bestätigt die Position der österreichischen Wirtschaft: Es geht um Qualifikation statt Quote.

Wie sieht es in Österreich mit dem Frauenanteil in Unternehmen aus bzw. in Führungspositionen aus?
Die Tendenz bei Frauen in Führungspositionen ist ganz klar im Ansteigen: Mit 130.000 Unternehmerinnen wird jedes dritte Unternehmen in Österreich von einer Chefin geleitet, bereits die Hälfte aller neuen Unternehmen gehören Frauen. Und auch in den Chefetagen – ob in Aufsichtsräten oder Vorständen- steigt der Anteil der Frauen. Ganz ohne Quote. Die Richtung stimmt, ich gebe aber zu: Das Tempo könnte höher sein. Deshalb setzt die Wirtschaftskammer hier auch gezielt Maßnahmen.

Wie unterstützt die Wirtschaftskammer Frauen bei ihrem "Weg nach oben"?
Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und der Industriellenvereinigung haben wir das Programm „Zukunft.Frauen“ auf die Beine gestellt, das bereits über 130 Frauen erfolgreich absolviert haben. Dabei werden qualifizierte Frauen auf ihrem Weg in dieFührungsetage unterstützt und gezielt für Aufsichtsrats- und Managementpositionenvorbereitet. Wir bieten praxisrelevantes Lernen von Fachleuten ebenso wie die Vermittlung von spezifischem rechtlichen und wirtschaftlichen Fachwissen. Einige Absolventinnen wurden auch bereits für Aufsichtsratsmandate nominiert.

ZUR PERSON
Anna-Maria Hochhauser trat in den Dienst des Landes Oberösterreich ein. Während ihrer Karenzierung nahm sie an der Johannes Kepler Universität Linz das Studium der Rechtswissenschaften auf, welches sie 1991 mit der Sponsion beendete. Von Februar 1992 bis Juli 2000 war sie im Büro von Landeshauptmann-Stellvertreter Christoph Leitl tätig, ab Jänner 1998 als Büroleiterin. Ab Juli 2000 leitete sie das Büro des Präsidiums der Wirtschaftskammer Österreich und ab Jänner 2003 wurde sie zur Generalsekretär-Stellvertreterin der Wirtschaftskammer Österreich bestellt. Seit September 2004 ist sie Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich.
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