News/Tourismus
Susanne Kraus-Winkler
HOTREC repräsentiert als Dachverband 1,7 Millionen Betriebe Hotels, Restaurants und Cafés in Europa. Seit heuer ist Susanne Kraus-Winkler Präsidentin. Ihre Karriere im Tourismus startete sie 1975.
Was sind die Aufgaben von HOTREC?
HOTREC ist das wichtigste Sprachrohr der Gastronomie und Hotellerie gegenüber den Europäischen Institutionen und allen relevanten Partnern und Stakeholdern. Als die Plattform von derzeit 42 nationalen Hotel- und Gastgewerbeverbände aus 27 europäischen Ländern repräsentieren wir einerseits mit starker und vereinter Stimme unsere Branche und sind andererseits innerhalb unserer Mitglieder die perfekte Plattform um laufend wichtiges Know How auszutauschen und um uns zu allen wichtigen Themen eine gemeinsame Meinung zu bilden. Das ermöglicht uns mit einer stärkeren Stimme aufzutreten, als wenn die einzelnen Verbände oder Länder hier alleine tätig werden müssten. Gleichzeitig können wir unsere abgestimmten Forderungen auch über unser Netzwerk und über alle zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle in den einzelnen Ländern besser vertreten und erfolgreicher vorantreiben. Wir arbeiten daran, daß alle Verbände in allen Ländern und auf allen Ebenen hier entsprechend gut informiert und noch stärker für unsere Branche aktiv werden können. Das ist eine große Aufgabe, die weiterhin im Vordergrund stehen wird und muss.
Was sind ihre Ziele als Präsidentin?
Als Europäischer Dachverband für die Hotellerie und Gastronomie müssen wir den Verband noch fitter für die neuen Entwicklungen machen. Vielen Veränderungen und Herausforderungen, die gerade in den letzten Jahren auch in unserer Branche stattgefunden haben und die nicht zuletzt durch die vielen technologischen Entwicklungen entstanden sind, erfordern viele neue Antworten und Denkmuster. Auch hat sich die Lobbyingarbeit in den letzten 10 Jahren wesentlich verändert. Wir müssen vor allem aber sicherstellen, daß der Tourismus immer im Mittelpunkt der Europäischen Agenda steht. Der Tourismus war auch in der Krise eine der wenigen Branchen die stabil zu Wachstum und Beschäftigung in Europa beigetragen hat. Das Hotel- und Gastgewerbe ist ein wichtiger Teil der Tourismusindustrie und ein wichtiger Faktor für Wirtschaftswachstum und Jobs in Europa. Zwischen 2000 und 2010 hat das Europäische Hotel- und Gastgewerbe 2,5 Mio. Jobs geschaffen.
Warum "tun" sie sich das eigentlich "an", diese zusätzliche Funktion?
Das ist eine gute Frage. Vielleicht, weil ich mich als Unternehmerin immer schon für die Branche eingesetzt habe, das war irgendwie auch Tradition und Kultur in unserer Familie. Ich hatte sehr früh familiäre Vorbilder, die mich stark geprägt haben und gelernt, dass man alles hinterfragen muss und sich entsprechend laut und aktiv für Dinge, die geändert gehören oder gute Ideen, um die man kämpfen muss, einsetzen kann. Gleichzeitig war mir aber auch immer wichtig, dass ich als Unternehmerin gut genug bin. Zu allem seinen Kommentar abgeben und es nicht selber auch beweisen können, wäre mir zuwider gewesen. Umgekehrt fasziniert mich, dass man bei all diesen Funktionen tolle Menschen kennen lernt, ein großes Netzwerk aufbaut. Spannende Themen diskutieren kann, Informationen bekommt, an die man sonst vielleicht nicht so leicht herankäme und anders Denken lernt. Das ist im Grunde der Lohn für die Zeit und die Arbeit dafür. Man braucht Geld um zu Leben, aber nicht alles was man tut muss nur für Geld sein.
Was sind derzeit die wichtigsten Herausforderungen für Ihre Branche?
Wir haben noch nie so viele Veränderungen zu bewältigen gehabt wie jetzt. Diese Veränderungen bestimmen auch die wirtschaftlichen Themen. In der Hotellerie sind dies zum Beispiel die Themen des elektronischen Vertriebs - von Buchungsplattformen bis zu den OTAs. Und nicht zu vergessen das ganze Thema der Schattenwirtschaft.Politisch ist die größte Herausforderung die Bürokratie im Griff zu behalten, sowie die Bewältigung von unnötige Regulierungen und die damit verbundenen Kosten abzuwenden. Gerade Gastronomie- und Restaurantbetriebe gehören zu den wichtigsten Umsatzbringern und stellen das wichtigste Reisemotiv für den Tourismus dar. Wenn man sieht was da so alles auf überregionaler und regionaler Ebene läuft, macht es manchmal keine Freude mehr, sich das Risiko und die viele Arbeit eines Klein- und Mittelunternehmers in der Dienstleistungsbranche anzutun.
Was macht Österreichs Hotellerie aus?
Die Österreichische Hotellerie ist geprägt von der Arbeit der vielen leidenschaftlichen Hoteliers, die wesentlich dazu beigetragen haben, daß Österreich ein so erfolgreiches Tourismusland geworden ist. Frühzeitig wurde, vor allem in den Alpinen Regionen, der Wert der Landschaft erkannt und Nachhaltigkeit, bevor diese überhaupt zum großen Thema wurde, gelebt. Gastfreundschaft und Herzlichkeit waren die Dinge, die das Image des Österreichischen Tourismus getragen hat. Die Ausdifferenzierung des Hotelprodukts hat auch in Österreich viele neue Hotelbetriebe mit unterschiedlichsten Positionierungen entstehen lassen. Der Boom der Thermen- und Wellnesshotellerie und der Boom der Lifestyle Hotels im städtischen Bereich waren da nur der Anfang der Entwicklung. Damit hat die Österreichische Hotellerie ihr Angebot bisher gut im Wettbewerb verteidigen und vorantreiben können. Das hat auch bei uns das Angebot bunter und jünger gemacht und damit auch eine neue, jüngere und ausdifferenziertere Nachfrage entstehen lassen.
Wo gibt es noch Probleme?
Wir haben noch einige strukturelle Probleme zu bewältigen. Es gibt etliche Betriebe, die noch nicht ihren Weg in eine wettbewerbsfähige und wirtschaftlich sinnvolle Zukunft gefunden haben. Themen wie Marketing und elektronischer Vertrieb müssen heute auch von kleinen Betrieben immer professioneller gemacht werden um am Markt überhaupt teilnehmen zu können. Das bedeutet viel Neues zu lernen und viele kleine Unternehmer haben dazu keine Zeit, da sie ja selber operativ tätig sind. Erfolg muss man sich heute mit neuen Mitteln und anderem Know How erarbeiten. Zahlreiche Rezepte von gestern passen heute nicht mehr. Ich denke, dass wir nur mit guter Positionierung und klarer Marktkommunikation, sowie mehr Controlling und weniger aus dem Bauch, erfolgreich bleiben können. Das heißt nicht, dass man für sein Angebot nicht auch weiterhin viel Gefühl und Leidenschaft haben muss, aber Leidenschaft alleine funktioniert heute leider nicht mehr.Wenn ich mir heute, als Prüfungsvorsitzende, die Businesspläne der Junghoteliers in der ÖHV Unternehmerakademie ansehe, kann man aber umgekehrt sehr gut erkennen, welche Innovationskraft und welcher Anspruch an die eigene Professionalität in den nächsten Generationen steckt.
Vor welchen Herausforderungen steht die österreichische Hotellerie?
Die Konkurrenz, sowohl europaweit als auch weltweit wächst sehr stark. Durch den Internetvertrieb ist jedes Hotel, jede Destination nur einen Klick entfernt. Gleichzeitig steigen in den Betrieben die Kosten und die Umsätze stagnieren da und dort immer wieder. Es wird daher immer härter gute Erträge zu erwirtschaften.
Was sind die wesentlichen Faktoren für ihren eigenen Erfolg?
Bei mir war es sicher Leidenschaft für das was ich tue, dazu Disziplin und genug Ausdauer und ein nie enden wollender Hunger Neues zu lernen. Dazu auch das Glück, dass immer zur rechten Zeit interessante neue Dinge auf mich zukamen, die ich nicht an mir vorbeiziehen lassen wollte. Und letztlich habe ich es auch immer geschafft genug Mut und Selbstvertrauen, wenn gerade nötig, aufzubringen.
Wie lief 2014 für sie, was erwarten sie sich für heuer?
2014 war wirtschaftlich das Beste Jahr, das wir in der LOISIUM Gruppe hatten. Für 2015 erwarten wir diesbezüglich sogar noch Steigerungen. Die LOISIUM Gruppe umfasst derzeit zwei Wine & Spa Resort Hotels - (Langenlois und Südsteiermark) und die LOISIUM WeinErlebnisWelt und expandiert vorsichtig mit der Marke weiter. Geplant ist ein weiteres Wine & Spa Resort in Frankreich, Elsass und ein Projektstandort ausserhalb von Europa wird gerade überprüft. Durch die internationale Strahlkraft des LOISIUMS ist es gelungen Lifestyle Hot Spots mit extrem starkem Markenwert zu etablieren, die einer Region touristische Neu- bzw. Weiterentwicklungen leichter ermöglicht.
Was möchten sie noch erreichen?
Die Frage ist eher, was würde mir noch Spaß machen. Ich würde diese Frage gerne damit beantworten, dass ich die richtige Lebensqualität für meine Lebenssituation erreichen möchte. Ich bin in drei Hotelmanagementgesellschaften und in einer Beratungsfirma Partner. Ich reorganisiere gerade meine Verantwortlichkeiten. Bei der LOISIUM Gruppe gebe ich derzeit den operativen Teil ab und ziehe mich aufs Asset und Finanz Management zurück. Ich würde noch gerne zwei Hotels erfolgreich entwickeln. Es würde mich freuen, wenn ich bei der HOTREC in den nächsten zwei bis vier Jahren dazu beitragen könnte, dass wir die Weichen erfolgreich für die Zukunft des Verbands neu stellen. In der Wirtschaftskammer bin ich derzeit Fachverbandsobmann Stellvertreter. Ich habe dort viele Freunde und schätze die Mitarbeiter und ihr Know How. Dort noch eine Zeit lang verankert zu bleiben, wäre ideal. Bei den Harry’s Home Hotels bin ich derzeit Aufsichtsratsvorsitzende. Diese junge und sehr dynamische Budgethotelgruppe aus Österreich expandiert gerade nach Deutschland und in die Schweiz. Das ist auch eine spannende Aufgabe, die ich gerne mit begleite. Und ich werde oft zu Vorträgen eingeladen, was ich gerne mache. Dazu ab und an innovative Beratungsprozesse mit zu begleiten ist auch eine spannende Sache.
Sie sind seit vielen Jahren in der Branche tätig: Was fasziniert sie so am Tourismus?
Mich hat immer die Arbeit mit Menschen und für Menschen, das Unmittelbare des Tuns im Tourismus fasziniert. Man kann sehr schnell Ideen umsetzen, ist immer gefordert.
Was waren die wesentlichsten Stationen ihrer Karriere?
Nach 25 Jahren im elterlichen Betrieb, war es eine tolle Chance ein 1.000 Betten Hotel zu führen, damals noch der City Club mit Pyramide. Dann mit Manfred Kohl das Wiener Beratungsbüro zu gründen und danach mit Gerhard und Tuula Nidetzky die LOISIUM Gruppe zu entwickeln. Heute ist es die Vielfalt der Beteiligungen bei den Management- und Beratungsgesellschaften, die ich mir aufgebaut habe und nach 20 Jahren als Obfrau der Fachgruppe Hotellerie in NÖ und als Prüfungsvorsitzende der ÖHV Unternehmerakademie, die Rolle, die ich nun in der HOTREC übernehmen durfte.
Was muss „gestrickt“ sein, um im Tourismus Erfolg zu haben?
Man muss Menschen mögen, man darf keine Angst vor Veränderung haben, man muss gerne innovativ und ideenreich sein, man sollte ein kommunikativer offener Mensch sein. Man braucht viel Empathie und Einfühlungsvermögen um zu erkennen, was sich alles so rund um sich und die Menschen, für die man tätig ist, emotional tut. Man muss besonders diszipliniert sein, darf sich nicht von Rückschlägen verunsichern lassen, muss hartnäckig dranbleiben und sich immer aufs Neue motivieren können.
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