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Kategorie: News Karriere Frauen
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DI Dr. Johanna Irrgeher, Montanuniversität Leoben: Der Aufstieg ist für Frauen schwerer

Nach mehreren Jahren im Ausland ist sie seit 1. Jänner 2019 an der Montanuniversität Leoben am Lehrstuhl für Allgemeine und Analytische Chemie als Senior Scientist tätig. Dort leite sie die Arbeitsgruppe Isotopenanalytik, die sich primär mit der Entwicklung und Anwendung von hochmodernen analytischen Methoden im Bereich der Isotopenverhältnismessungen beschäftigt. Ein ABW-Porträt.

Der Beruf an sich erfordert natürlich eine gewisse Begabung, analytisch denken und arbeiten zu können. Um im Bereich der universitären Forschung erfolgreich zu sein, bedarf es einer gesunden Portion an Idealismus, Zielstrebigkeit und Ausdauer, sich auch bei den manchmal bescheidenen Bewilligungsraten für durch Drittmittel geforderte Forschungsprojekte nicht entmutigen zu lassen“, sagt Dr. Johanna Irrgeher. Weiters sei die unabdingliche Basis für erfolgreiches Arbeiten in der Wissenschaft, die Fähigkeit mit Kolleginnen und Kollegen sowie Studierenden der eigenen, aber auch anderer Fachrichtungen, national wie international im Team arbeiten zu können. Irrgehers Interesse an Chemie erwachte schon früh während der Schulzeit: „Nach der Matura war für mich klar, dass die Chemie integraler Bestandteil meines Studiums sein soll und ich entschied mich schlussendlich für das Studium der Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Im Gegensatz zu vielen meiner Studienkolleginnen und -kollegen, hatte ich eine höhere Affinität zur Chemie, als zu den biochemischen und biotechnologischen Fächern, weshalb ich meine Masterarbeit in der Abteilung für Analytische Chemie durchführte. Heute, über zehn Jahre später, fasziniert mich die Arbeit in dieser Wissenschaft nach wie vor ungebremst.“ Besonders schätze sie an der Arbeit im analytischen Labor die Tatsache, dass man stetig Neues entdecken dürfe, neue Phänomene beschreibe, spannende Messdaten generiere, die erst nach und nach zu verstehen seien. Aktuell arbeitet Dr. Irrgeher unter anderem an Projekten in medizinischer Diagnostik, der Meeres- und Küstenforschung und den Materialwissenschaften. Bei ihren Tätigkeiten geht sie strukturiert und überlegt vor. „Ich arbeite genau und sauber, letzteres ist im Bereich der Spurenanalytik ein absolutes Muss.“

Gute Ausbildungsangebote in Österreich

Wie kann man mehr Frauen für Technik und Forschung begeistern? „Ich denke, dass gerade im Bereich der MINT-Fächer (Anm.: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) mittlerweile hervorragende Arbeit an Schulen und Universitäten geleistet wird, um Mädchen und jungen Frauen die Scheu zu nehmen, einen technischen Beruf zu erlernen oder in der Forschung Fuß zu fassen. Wichtig ist, jungen Frauen, die Interesse und Begeisterung für Wissenschaft und Forschung in den MINT-Fächern haben, die von den mit diesen Fächern noch immer verbundenen Stereotypen zu nehmen. Dass diese Fächer nicht geschlechtsspezifisch sind, ist ein Faktum, das die Gesellschaft noch nicht begriffen hat.“

Das Angebot im Bereich der technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildungsmöglichkeiten sei in Österreich mittlerweile sehr gut. „Im Gegenteil – ich denke, dass es durch das vielfältige Angebot durchaus schwierig ist für junge Menschen, sich im Angebotsurwald zu orientieren und für einen Schulzweig bzw. ein Fachhochschul- oder Universitätsstudium zu entscheiden“, so Irrgeher. Frauen seien in Wissenschaft und Forschung in Österreich und auch im internationalen Kontext gut integriert und verwurzelt. Natürlich gäbe es in mancherlei Hinsicht noch Nachbesserungsbedarf. Frauen in technischen Berufen gelinge der Aufstieg auf der Karriereleiter immer noch seltener als Männern. Spätestens mit der Promotion schwinde der Frauenanteil signifikant, da es oft noch an den nötigen Lebensmodellen fehle. 

Essentiell für den persönlichen und beruflichen Erfolg sei aber primär, wie auch in anderen Berufssparten, sich für sein Interesse und sein Talent einzusetzen und Spaß an der Sache zu haben – und auch das sei letztendlich geschlechtsunspezifisch.

Foto: Rafaela Proell