Drucken
Kategorie: News/Medien
susanne-koll-3-kopie

Susanne Koll, CEO Omnicom Media Group Austria, im ABW-Talk über zwei Jahrzehnte Agentur-Karriere

Sie kam von der Kundenseite und wollte mal zwei Jahre in einer Media Agentur arbeiten, um zu wissen, was dahintersteckt. Daraus wurden zwei Jahrzehnte. Susanne Koll im Austrian Business Woman-Interview über ihre (internationale) Karriere bei der OMG, den österreichischen Markt, Erfolgsrezepte und was man in CEE-Ländern lernen kann.

Hamburg, Chicago, London  mit CEE-Verantwortung: Ihre Karriere war früher international ausgerichtet, vermissen sie das manchmal?

 Ich habe es in meinen internationalen Rollen sehr genossen, mit verschiedenen Kulturen zu arbeiten, von ihnen zu lernen und deren Energie mitzuerleben und einzusaugen. Wenn man in CEE, aber auch Asien unterwegs ist, merkt man sofort die Aufbruchsstimmung. Geht nicht gibt es dort kaum, es wird immer nach Möglichkeiten gesucht, wie es gehen könnte. Diese Energie ist ansteckend und dient mir auch heute noch als Inspiration und Motivation. Zwar sitze ich nicht mehr jede Woche in einem Flugzeug (und darüber bin ich sehr glücklich), doch bin ich immer noch international tätig. Wenn ich von einer Geschäftsreise nach Österreich zurückkomme, stelle ich immer wieder fest, wie gut wir es hier haben und dass wir, im Vergleich zu manch anderen Ländern, keine Probleme, sondern nur Möglichkeiten und die Mittel haben, nur müssen wir diese auch sehen und  ausschöpfen.

Was waren die wichtigsten Stationen ihrer Karriere?

Jede Station war für mich und meine persönlichen Entwicklung wichtig. Doch wird man sehr demütig, wenn man in den CEE Ländern arbeitet. Denn die Herausforderungen mit denen sie täglich konfrontiert sind für jemanden aus West-Europa kaum vorstellbar. Ein weiterer Vorteil meiner fünfjährigen Tätigkeit in CEE ist, dass mich kaum mehr etwas aus der Ruhe bringen kann, denn ich habe (manchmal auch schmerzhaft) gelernt, nicht über zu reagieren und ein Schritt nach dem anderen zu gehen.

Nach so viel internationalen Erfahrungen: Was gefällt ihnen an ihrer jetzigen Tätigkeit besonders?

Das Spannende in einem vergleichsweise kleinen Markt ist, dass man nicht über den Dingen zu schwebt, sondern hands-on in alle Bereiche involviert ist.

Wie läuft ein "typischer" Arbeitstag?

Nie so wie ich ihn am Morgen geplant habe, aber das ist das spannende an meinem Beruf. Ich habe ein super Team und kann sagen, dass ich jeden Tag mit ihnen genieße! Denn sie überraschen mich jeden Tag mit neuen tollen Ideen und Umsetzungen. Dafür bin ich extrem dankbar, denn nur so können wir uns in der Geschwindigkeit entwickeln, die die heutige Medienlandschaft erfordert. Wie heißt es so schön: Change will never be that slow!

Was gefällt ihnen an ihrem Beruf?

Nach 20 Jahren in der Media Branche, erzähle ich oft über die „guten, alten Zeiten“ und muss immer wieder feststellen, dass es in dieser Branche nicht einen Tag langweilig war. Natürlich hat sich viel geändert, vieles zum Positiven, anderes zum Negativen. Als Media Agentur müssen wir uns ständig neuen Marktgegebenheiten und Kundenanforderungen anpassen. Neue Ansätze/Ideen finden, aber den Mut haben Etabliertes fallen zu lassen. Wir betreuen eine Vielzahl von Kunden und deren Anforderung an uns ist, dass wir uns in ihrer Branche mindestens so gut auskennen wie sie. Das macht diesen Job sehr vielseitig und setzt innovatives, kreatives und analytisches Denken voraus.

Wollten sie immer schon in diese Branche?

Ich komme eigentlich von Kundenseite und fand es unverantwortlich Mediapläne freizugeben ohne richtig zu wissen, was dahinter steckt. Ich hatte mich daher entschlossen mal zwei Jahre in einer Media Agentur zu arbeiten und daraus wurden 20 Jahre.

Was muss man für eine Karriere wie die ihre mitbringen?

Offenheit, Anpassungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen.

Ihr persönliches Erfolgsrezept?

Ich habe den Vorteil, dass ich meinen Beruf liebe und das eigentlich jeden Tag mehr. Ich glaube fest daran, dass nur wenn man Spaß an etwas hat, kann man erfolgreich sein. Das versuche ich auch meinen Mitarbeitern mitzugeben und das ist auch der Schlüssel zu unserem Erfolg.


susanne-koll-3-kopie

Susanne Koll, CEO Omnicom Media Group Austria, im ABW-Talk über zwei Jahrzehnte Agentur-Karriere

Wie sehen sie den österreichischen Medienmarkt, welches "Zeugnis" stellen sie aus?

Österreich ist immer noch die Insel der Seligen. Wir sind nicht dafür bekannt, schnell auf neue Trends aufzuspringen, sondern erlauben uns den Luxus von den Fehlern der anderen zu lernen und es einfach besser zu machen. Hier liegt auch das Problem, es ist gut vorsichtig Entscheidungen abzuwägen, doch schlecht, Trends einfach zu verschlafen.

Was würden sie sich wünschen?

Hier würde ich mir wünschen, dass wir alle mutiger und selbstbewusster voranschreiten. Denn diese Zurückhaltung führt nicht nur dazu, dass internationale Unternehmen vermehrt Verantwortlichkeiten aus Österreich abziehen, sondern auch das unser kostbares Gut, junge, innovative Talente ihre Zukunft nicht mehr in Österreich sehen. Mein Appell an alle ist daher unsere Talente und die Dynamik, die nur ein kleiner Markt hat, besser zu nutzen. Dazu müssen wir jedoch alle „von der Bremse steigen“ und gemeinsam innovatives Denken aktiv vorantreiben.

Ist das nicht illusorisch?

Illusorisch? Nein, denn die zunehmende Digitalisierung und die damit verbundene Messbarkeit erlauben uns einen nie dagewesenen Einblick in das Verhalten und den Erwartungen unserer Konsumenten. Dieses ist natürlich kein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ländern - doch unsere Größe (Land) macht uns dynamisch, effizienter und flexibler – von daher bietet es sich an Österreich als Testmarkt für Neuerungen in der Media –aber auch für Produktneueinführungen im Europäischen Raum unentbehrlich zu machen. Hier können wir uns Dänemark als Vorbild nehmen, denn trotz ihrer Größe, schaffen sie es sich zunehmend im Europäischen Raum also Innovationshub zu etablieren. Wir, als OMG konnten auch schon große Erfolge mit einigen unserer internationalen Kunden verzeichnen und die Stellung von Österreich im internationalen Kontext ausbauen. Stoßen allerdings auch immer wieder an unsere Grenzen, da manche Dinge wie zum Beispiel der vergleichsweise limitierte Zugang zu Daten und Services uns ins unseren Möglichkeiten einschränken. Daher noch mal mein Appell gemeinsam mutiger, offener für Neues zu sein und innovatives Denken zu forcieren.

Was erwarten Kunden heute von Mediaagenturen, hat sich das im Vergleich zu früher geändert?

Unsere Kunden erwarten sich heute datengetriebene, integrierte und kanalübergreifende Marketing Lösungen, die nachweislich zum Geschäftserfolg beitragen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind wir aufgefordert, bestehende Prozesse und Vorgehensweisen ständig zu hinterfragen und die  uns zur Verfügung stehenden Technologien zu nutzen, um schneller, effizienter und effektiver im Markt agieren zu können. Die Themen, die Mediaagenturen heute beschäftigen sind daher vielschichtiger und ergebnisorientierter und gehen weit über die Anforderungen einer klassischen „Schaltagentur“ hinaus.

Wie setzten sie das um?

Wir konzentrieren uns daher stark auf den Bereich Performance Marketing. Nicht nur  als zusätzlicher Marketingkanal, sondern denken hier integriert und nutzen verstärkt  die Korrelation zwischen on- und offline Medien für unsere Kunden. Durch die zunehmende Messbarkeit können wir uns mit der Kommunikation nach den Bedürfnissen der Konsumenten richten, unsere Botschaften relevanter gestalten und somit einen verbesserten Geschäftserfolg gewährleisten. Dieses integrierte, performance getriebene Denken ist ein Umdenken, das wir von unseren Mitarbeitern fordern und bedarf ein hohes Maß an Flexibilität. Als Geschäftsführerin ist es daher meine Aufgabe ein angenehmes, motivierendes und inspirierendes Arbeitsklima zu schaffen, damit sich unsere Mitarbeiter voll entfalten können. Nur dann können wir unseren Kunden hervorragende Beratungsleistung bieten. 

Was macht eine wirklich gute Mediaagentur aus?

Wir kochen alle nur mit Wasser aber die Welt verändert sich so schnell wie noch nie. Eine gute Agentur muss daher die Infrastruktur liefern sich schnell anpassen zu können, neue Wege zu beschreiten und ein Team zu haben, das innovativ und passioniert ist. Unser Ziel ist es daher nicht ein unflexibler Tanker zu werden, sondern vielmehr ein Schnellboot, das sich geschickt an veränderte Gegebenheiten anpassen und die Wogen der Veränderung voll zu Gunsten ihrer Kunden nutzen kann.