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AK kritisiert mangelnde Einhaltung des CGK

Zehn Jahre nach der Einführung des „Corporate Governance Kodex“ in Österreich zieht die Arbeiterkammer (AK) eine durchwegs negative Bilanz. „Freiwillige Benimmregeln für börsennotierte Firmen nützen nichts, wenn sich praktisch niemand daran hält“, kritisierte AK-Betriebswirtschaftsexperte Heinz Leitsmüller am Donnerstag.

In der Ära des Kodex habe ein Unternehmensskandal den anderen gejagt, und der Frauenanteil in den Vorständen und Aufsichtsräten sei nach wie vor „niedrigst“, so die AK. Statt auf Freiwilligkeit zu setzen, sollte es deshalb verbindliche Regeln geben, fordert die Arbeiterkammer, z. B. wirksame Maßnahmen gegen Korruption.

Die Managergehälter sollten an Kriterien wie Angemessenheit und Nachhaltigkeit ausgerichtet werden, und in den Aufsichtsräten sollte eine Frauenquote von 40 Prozent gelten, wünscht sich die AK. Im September 2012 seien in allen an der Wiener Börse gelisteten Unternehmen nur fünf Frauen (drei Prozent) im Vorstand vertreten gewesen, lediglich elf Prozent der Aufsichtsräte seien weiblich.

Vorstandsgehälter „Tabuthema Nummer eins“

Beim Geld hört sich offenbar die Bereitschaft zur Selbstverpflichtung auf: Am häufigsten werde die Empfehlung zur individuellen Angabe der Vorstandsvergütung missachtet. Sechs von zehn Unternehmen nennen keine individuellen Vorstandsgehälter. Das sei das „Tabuthema Nummer eins“, konstatierte die AK schon 2004 bei einer Vorgängerstudie. Die freiwillige Verpflichtung zu angemessener, an Nachhaltigkeit orientierter Vorstandsvergütung umgehen vier von zehn Unternehmen. Ein Drittel weigere sich überhaupt, die Grundsätze der Vergütung zu nennen, kritisiert die AK.

Kritik schon bei Einführung

16 Prozent der Unternehmen (elf Firmen) bekennen sich laut AK noch immer nicht zum Kodex, etwa Porr, A-Tec Industries und Ottakringer. Nur drei Unternehmen (Do&Co, voestalpine, Wienerberger) würden sich an alle Empfehlungen des Kodex und an Maßnahmen zur Frauenförderung halten.

Die AK kritisierte schon bei der Einführung des Kodex die ihrer Meinung nach zahnlose Regelung. Auch in den vergangenen Jahren wies die AK immer wieder darauf hin, dass etliche Selbstverpflichtungen nicht eingehalten wurden. Kritik am Kodex kommt auch immer wieder von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Zuletzt im März stellte sie fest, dass dieser bei der Berücksichtigung von Frauen wirkungslos sei: „Was es braucht, sind konkrete Zielvorgaben und verpflichtende Maßnahmen wie etwa eine Quote für Aufsichtsräte. Denn die Lippenbekenntnisse der Wirtschaft bringen uns nicht weiter.“

Unternehmen pochen auf Freiwilligkeit

Vonseiten der Unternehmen sieht man das freilich anders. „Freiwilligkeit ist der Schlüssel zum Erfolg“, so Aktienforum-Präsident Robert Ottel - auch wenn die Interessenvertretung österreichischer börsennotierter Unternehmen heuer eingestehen musste, dass sich auch nach ihrer Berechnung von 2011 weniger Firmen an den Kodex hielten als noch im Jahr zuvor.

Im internationalen Vergleich könne Österreich auf den erreichten (wenn auch gesunkenen) Wert stolz sein, so Ottel. Die „C-Regeln“, bei denen eine „begründete Abweichung“ erlaubt ist, befolgten 2011 91,7 Prozent (nur ATX: 95,2 Prozent) der Unternehmen. 2010 waren es insgesamt 91,1 Prozent gewesen (nur ATX: 95,0 Prozent). „Die Akzeptanz ist auf hohem Niveau nochmals gestiegen“, so Ottel.

Zu einem ganz anderen Schluss kamen die internationale Personalberatung Heidrick & Struggles, die in einer Studie über 300 Unternehmen in elf europäischen Ländern unter die Lupe nahmen - darunter auch 18 heimische Betriebe. Demnach seien Österreichs börsennotierte Unternehmen in Europa Schlusslicht bei der Umsetzung von Corporate Governance. Trotz einer Verbesserung seit 2001 habe sich die Lücke zwischen Österreich und dem europäischen Durchschnitt weiter vergrößert, so Heidrick & Struggles.
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