Aktuell
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In Österreich steht das Sparen im Vordergrund
In Österreich steht das Sparen im Vordergrund
In Deutschland nehmen immer mehr Pensionisten einen Kredit auf. Die Generation 60 plus ist fitter und konsumfreudiger denn je, auch die Kreditvergabepraxis der Banken ändert sich zunehmend. Im Vergleich zu 2009 laufen ein gutes Achtel mehr Pensionistenkredite. In Österreich liegt der Fokus der Älteren hingegen noch immer auf Veranlagung und Sparen, die Banken sehen Pensionisten nicht als Zielgruppe.
Dabei erscheint der gegenwärtige Trend im Nachbarland durchaus plausibel. „Ältere sind nicht nur konsumfreudiger geworden, sie sind auch besonders zuverlässig“, weiß Michael Freytag von der deutschen SCHUFA (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, Anm.). Denn mehr als 98 Prozent der Schuldner ab 60 Jahren zahlten ihre Kredite auch zurück. Der Anteil der Älteren, die in Deutschland einen Kredit aufgenommen haben, hat im Laufe des vergangenen Jahrzehnts deutlich zugenommen. Bei den 74-Jährigen hat er sich den Angaben zufolge sogar mehr als verdoppelt.
Investitionsfreude nimmt ab
In Österreich ist derartig verändertes Verhalten nicht zu verzeichnen. „Der Unterschied liegt vermutlich darin, dass es in Österreich ein stärker ausgeprägtes Gefühl der Eigenverantwortung gibt. Hier steht traditionell das Sparen im Vordergrund“, stellt VKI-Kreditexperte Bernd Lausecker hinsichtlich des Paradigmenwechsels in Deutschland fest. Ausschließen könne man eine solche Entwicklung auch in Österreich nicht. „Vielleicht ist die Dunkelziffer an älteren Kreditnehmern eine weit höhere, doch sehen können wir sie nicht“, sagt Lausecker gegenüber ORF.at.
Seitens des Kreditschutzverbandes KSV 1870 wird der Eindruck, dass sich die Lage in Österreich von jener in Deutschland unterscheidet, auch durch die vorliegenden Zahlen illustriert. „Unter Betrachtung der Altersstruktur der Kreditnehmer ist keine Veränderung zu erkennen“, so Gerhard Wagner, der sich im KSV mit den entsprechenden Auswertungen befasst. „Wir sehen generell, dass die Investitionsfreude im Alter abnimmt beziehungsweise der Gedanke, sicheres Geld - für was auch immer - in der Hinterhand zu haben, stets stärker wird“, so Wagner.
Weniger Kredithürden in Deutschland
In Deutschland hätte sich auch das Kreditverhalten der Wirtschaft deutlich verändert, ältere Kreditnehmer würden heute um einiges schneller und hürdenloser an einen Kredit kommen. Nachdem sich die Banken vor einigen Jahren noch schwer damit getan hätten, scheint die Schwelle für die Vergabe laut der deutschen Verbraucherzentrale deutlich gesunken zu sein. Hauptargument für eine rasche Kreditvergabe sind die in vielen Fällen vorhandenen Sicherheiten und Besitztümer sowie erhöhte Zuverlässigkeit bei gleichzeitig gestiegener Lebenserwartung.
Viele Beschwerden wegen Kreditverweigerung
Nach Angaben des Sozialministeriums war im Beobachtungszeitraum der vergangenen Jahre keine Veränderung der Situation zu erkennen. „Nach wie vor erhalten wir Beschwerden von Seniorinnen und Senioren, die einen Kredit aufnehmen möchten, sich aber die damit zwangsweise verbundenen hohen Versicherungsprämien nicht leisten können beziehungsweise nicht leisten wollen“, sagt Beate Blaschek vom Sozialministerium.
So hätte es nach Angaben Mitte der 2010er Jahre noch Angebote gegeben, die eindeutig auf ältere Personen abzielten. Die BAWAG hatte etwa den Generationenkredit im Angebot, bei dem das Kapital erst durch die nächste Generation zurückzuzahlen war. Derlei Angebote gibt es gegenwärtig - zumindest bei den großen Geldinstituten - nicht mehr.
„Lebensstil hat sich gewandelt“
In Deutschland führen die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit Sitz in Nürnberg sowie die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung den Anstieg auf die zunehmende Lebenserwartung und einen Wandel der Einstellungen älterer Menschen zurück. „Der Lebensstil der Generation über 60 hat sich deutlich gewandelt“, erklärt GfK-Finanzmarktforscher Karsten John in Bezug auf die Lage in Deutschland. 45 Prozent dieser Altersgruppe hätten angegeben, sich lieber ein schönes Leben zu machen als zu sparen. Vor zehn Jahren hätte das lediglich ein schwaches Drittel (27 Prozent) entsprechend gesehen.
Marginale Zunahme bei Krediten für über 60-Jährige
Für Österreich gibt es nach Auskunft des Fessel-Instituts keine entsprechende Studie. Eine GfK-Eigenstudie weist jedoch das Ausgabeverhalten der Subgruppe der über 60-Jährigen zwischen 2009 und 2011 als rückgängig aus - vor allem bei Wohnungseinrichtung und Unterhaltungselektronik ist eine Veränderung abzulesen. Der Grund für den Rückgang liegt laut GfK-Angaben darin, dass die über 60-Jährigen vermehrt auf Mikrokredite für solche Anschaffungen zurückgreifen, allerdings kann nur ein marginaler Anstieg auf sehr niedrigem Niveau beobachtet werden.
Auch bei klassischen Kreditprodukten verhält es sich entsprechend: „In der Gruppe der über 60-Jährigen kann bei Kreditprodukten eine langsame aber kontinuierliche Zunahme auf niedrigem Niveau beobachtet werden. Aktuell hält gut jeder siebente österreichische Pensionist einen Kredit“, so Lukas Thumser, Finanzmarktexperte bei GfK.
Sparen und Rückzahlungen im Vordergrund
Bei den österreichischen Banken lassen sich veränderte Muster nicht nachzeichnen: „Hierzulande ist aus unserer Sicht dieser Trend nicht beobachtbar“, sagt Matthias Raftl, Sprecher der Bank Austria. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall: „Je älter die Kunden sind, desto mehr versuchen sie zu veranlagen beziehungsweise zurückzuzahlen.“ So sei der Blick eher auf konservative Veranlagung gerichtet.
Auch bei der Raiffeisenbank gibt es keine speziellen Produkte für Pensionisten, das sei aufgrund der verminderten Nachfrage auch nicht notwendig. Von einer Trendumkehr, wonach ältere Personen stärker nachfragen würden, sei nichts zu bemerken. Vielmehr liege gerade bei der Gruppe 60 plus das Sparen im Trend, während das Sparbuch in den letzten Jahren einen besonderen Aufschwung erlebt und zuletzt sogar den Bausparer überholt hat, heißt es seitens der Raiffeisenbank. Der Fokus würde - und das entspricht der Einschätzung vieler Experten - jedenfalls stark auf der Nachfolgegeneration liegen.
Dabei erscheint der gegenwärtige Trend im Nachbarland durchaus plausibel. „Ältere sind nicht nur konsumfreudiger geworden, sie sind auch besonders zuverlässig“, weiß Michael Freytag von der deutschen SCHUFA (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, Anm.). Denn mehr als 98 Prozent der Schuldner ab 60 Jahren zahlten ihre Kredite auch zurück. Der Anteil der Älteren, die in Deutschland einen Kredit aufgenommen haben, hat im Laufe des vergangenen Jahrzehnts deutlich zugenommen. Bei den 74-Jährigen hat er sich den Angaben zufolge sogar mehr als verdoppelt.
Investitionsfreude nimmt ab
In Österreich ist derartig verändertes Verhalten nicht zu verzeichnen. „Der Unterschied liegt vermutlich darin, dass es in Österreich ein stärker ausgeprägtes Gefühl der Eigenverantwortung gibt. Hier steht traditionell das Sparen im Vordergrund“, stellt VKI-Kreditexperte Bernd Lausecker hinsichtlich des Paradigmenwechsels in Deutschland fest. Ausschließen könne man eine solche Entwicklung auch in Österreich nicht. „Vielleicht ist die Dunkelziffer an älteren Kreditnehmern eine weit höhere, doch sehen können wir sie nicht“, sagt Lausecker gegenüber ORF.at.
Seitens des Kreditschutzverbandes KSV 1870 wird der Eindruck, dass sich die Lage in Österreich von jener in Deutschland unterscheidet, auch durch die vorliegenden Zahlen illustriert. „Unter Betrachtung der Altersstruktur der Kreditnehmer ist keine Veränderung zu erkennen“, so Gerhard Wagner, der sich im KSV mit den entsprechenden Auswertungen befasst. „Wir sehen generell, dass die Investitionsfreude im Alter abnimmt beziehungsweise der Gedanke, sicheres Geld - für was auch immer - in der Hinterhand zu haben, stets stärker wird“, so Wagner.
Weniger Kredithürden in Deutschland
In Deutschland hätte sich auch das Kreditverhalten der Wirtschaft deutlich verändert, ältere Kreditnehmer würden heute um einiges schneller und hürdenloser an einen Kredit kommen. Nachdem sich die Banken vor einigen Jahren noch schwer damit getan hätten, scheint die Schwelle für die Vergabe laut der deutschen Verbraucherzentrale deutlich gesunken zu sein. Hauptargument für eine rasche Kreditvergabe sind die in vielen Fällen vorhandenen Sicherheiten und Besitztümer sowie erhöhte Zuverlässigkeit bei gleichzeitig gestiegener Lebenserwartung.
Viele Beschwerden wegen Kreditverweigerung
Nach Angaben des Sozialministeriums war im Beobachtungszeitraum der vergangenen Jahre keine Veränderung der Situation zu erkennen. „Nach wie vor erhalten wir Beschwerden von Seniorinnen und Senioren, die einen Kredit aufnehmen möchten, sich aber die damit zwangsweise verbundenen hohen Versicherungsprämien nicht leisten können beziehungsweise nicht leisten wollen“, sagt Beate Blaschek vom Sozialministerium.
So hätte es nach Angaben Mitte der 2010er Jahre noch Angebote gegeben, die eindeutig auf ältere Personen abzielten. Die BAWAG hatte etwa den Generationenkredit im Angebot, bei dem das Kapital erst durch die nächste Generation zurückzuzahlen war. Derlei Angebote gibt es gegenwärtig - zumindest bei den großen Geldinstituten - nicht mehr.
„Lebensstil hat sich gewandelt“
In Deutschland führen die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit Sitz in Nürnberg sowie die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung den Anstieg auf die zunehmende Lebenserwartung und einen Wandel der Einstellungen älterer Menschen zurück. „Der Lebensstil der Generation über 60 hat sich deutlich gewandelt“, erklärt GfK-Finanzmarktforscher Karsten John in Bezug auf die Lage in Deutschland. 45 Prozent dieser Altersgruppe hätten angegeben, sich lieber ein schönes Leben zu machen als zu sparen. Vor zehn Jahren hätte das lediglich ein schwaches Drittel (27 Prozent) entsprechend gesehen.
Marginale Zunahme bei Krediten für über 60-Jährige
Für Österreich gibt es nach Auskunft des Fessel-Instituts keine entsprechende Studie. Eine GfK-Eigenstudie weist jedoch das Ausgabeverhalten der Subgruppe der über 60-Jährigen zwischen 2009 und 2011 als rückgängig aus - vor allem bei Wohnungseinrichtung und Unterhaltungselektronik ist eine Veränderung abzulesen. Der Grund für den Rückgang liegt laut GfK-Angaben darin, dass die über 60-Jährigen vermehrt auf Mikrokredite für solche Anschaffungen zurückgreifen, allerdings kann nur ein marginaler Anstieg auf sehr niedrigem Niveau beobachtet werden.
Auch bei klassischen Kreditprodukten verhält es sich entsprechend: „In der Gruppe der über 60-Jährigen kann bei Kreditprodukten eine langsame aber kontinuierliche Zunahme auf niedrigem Niveau beobachtet werden. Aktuell hält gut jeder siebente österreichische Pensionist einen Kredit“, so Lukas Thumser, Finanzmarktexperte bei GfK.
Sparen und Rückzahlungen im Vordergrund
Bei den österreichischen Banken lassen sich veränderte Muster nicht nachzeichnen: „Hierzulande ist aus unserer Sicht dieser Trend nicht beobachtbar“, sagt Matthias Raftl, Sprecher der Bank Austria. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall: „Je älter die Kunden sind, desto mehr versuchen sie zu veranlagen beziehungsweise zurückzuzahlen.“ So sei der Blick eher auf konservative Veranlagung gerichtet.
Auch bei der Raiffeisenbank gibt es keine speziellen Produkte für Pensionisten, das sei aufgrund der verminderten Nachfrage auch nicht notwendig. Von einer Trendumkehr, wonach ältere Personen stärker nachfragen würden, sei nichts zu bemerken. Vielmehr liege gerade bei der Gruppe 60 plus das Sparen im Trend, während das Sparbuch in den letzten Jahren einen besonderen Aufschwung erlebt und zuletzt sogar den Bausparer überholt hat, heißt es seitens der Raiffeisenbank. Der Fokus würde - und das entspricht der Einschätzung vieler Experten - jedenfalls stark auf der Nachfolgegeneration liegen.