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Wirtschaftsprognose: „Die Barometernadel zittert kräftig“

Nur schwaches Wachstum und eine vergleichsweise kräftige Inflation werden den Österreichern heuer deutliche Reallohnverluste bescheren. Für nächstes Jahr erwartet man eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,6 Prozent.
Die Wirtschaft wächst, aber sie wächst sehr schwach: Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturprognose der beiden österreichischen Prognoseinstitute Wifo (Wirtschaftsforschungsinstitut) und IHS (Institut für Höhere Studien). Für heuer hat das Wifo seine Prognose leicht auf 1,2 Prozent Wachstum gekürzt, das IHS hat seine leicht auf 1,5 Prozent erhöht. Für nächstes Jahr erwarten die Institute eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,6 Prozent (Wifo) beziehungsweise 1,9 Prozent (IHS). // Die Zahlen für das kommende Jahr sind allerdings mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet: Sie gehen von einer relativ starken Erholung der Weltwirtschaft aus, was international als nicht ausgemacht gilt. Und die Prognosen können die Auswirkungen der kommenden Sparprogramme nur sehr ungenau abbilden, weil diese in vielen Details noch nicht feststehen.In Österreich beispielsweise hat die Regierung aus wahltaktischen Gründen noch keine einzige Maßnahme konkretisiert, sondern lediglich Globalzahlen veröffentlicht. Die Art, wie und wo Steuern erhöht und Ausgaben gekürzt werden, hat aber entscheidenden Einfluss auf die Konjunktur-Eckdaten.

0,6 Prozent Reallohnrückgang

Ein Beispiel: Eine diskutierte (aber keineswegs noch fixierte) Erhöhung der Mineralölsteuer auf Treibstoffe um zehn Cent – die den Literpreis von Benzin einschließlich Mehrwertsteuer um zwölf Prozent erhöhte – ließe die Inflationsrate laut Wifo-Berechnungen um 0,4 bis 0,5 Prozentpunkte hochschnellen.Dafür, dass das Wachstum schwach ist und die produzierende Wirtschaft weit unter ihren Kapazitätsgrenzen fährt, sind die Steigerungen der Verbraucherpreise aber ohnehin beachtlich: Für heuer erwarten die Institute zwischen 1,7 und 1,8 Prozent Teuerung, im kommenden Jahr dürfte die Inflation auf 1,8 bis 2,1 Prozent hochgehen.Angenommen wird dabei, dass sich die preistreibenden Budgetsanierungsmaßnahmen mit 0,4 Prozentpunkten in der Rate niederschlagen. Eine unangenehme Auswirkung hat die anziehende Inflation auf jeden Fall: Nach dem überaus kräftigen Anstieg der Reallöhne (Nettolohnsteigerung abzüglich Inflation) um 1,7 Prozent im Vorjahr droht heuer eine Reallohneinbuße von 0,6 Prozent.Die Institute gehen nämlich davon aus, dass die „Arbeitnehmerentgelte“ heuer um 1,1 Prozent – und damit deutlich unter der Teuerungsrate – zulegen. Für das kommende Jahr wird wieder ein Reallohnwachstum um 0,2 Prozent prognostiziert.Diese Prognose ist freilich sehr unsicher, weil die Sparmaßnahmen der Regierung und damit deren Auswirkungen auf Konjunktur, Preise und Einkommen noch nicht bekannt sind.Beeinflusst wird das in hohem Ausmaß auch von internationalen Entwicklungen: IHS-Chef Bernhard Felderer und Wifo-Chef Karl Aiginger sagten bei der Präsentation der Prognose, es gebe „hohe Risken für die Konjunktur“. Das Hauptrisiko sei der Finanzsektor, einschließlich der aus dem Ruder gelaufenen Staatshaushalte.Dazu Felderer: „Wir stehen am Rande der Nichtzahlungsfähigkeit mehrerer Länder in Europa.“ Die diversen Sanierungsbemühungen der Staaten „werden natürlich Wachstum kosten“.Wie schwierig die Prognose in dieser Situation ist, skizzierte Aiginger mit diesem Bild: „Das Konjunkturbarometer zeigt, dass der Luftdruck steigt. Aber die Barometernadel zittert kräftig.“
(diepresse.com) 
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