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"Kronen Zeitung"-Herausgeber Hans Dichand ist tot

Hans Dichand hat die Medienlandschaft Österreichs in den letzten 50 Jahren geprägt wie kein anderer. Am 29. Jänner 2011 wäre Hans Dichand 90 Jahre alt geworden.
Der "Krone"-Herausgeber war vergangene Woche ins Allgemeine Krankenhaus Wien gebracht worden. Am Donnerstagvormittag ist Hans Dichand im Beisein seiner Familie dort gestorben.Hans Dichand wurde am 29. Jänner 1921 in Graz geboren. Seine Kindheit verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen. Die Familie lebte in einem zur Siedlung umgebauten ehemaligen Kriegsgefangenenlager, zur Schule musste Hans Dichand barfuß gehen. Schon früh träumte der an Kunst und dem Weltgeschehen interessierte junge Mann davon, Journalist zu werden, Nachrichten in die zu Welt tragen, die Geschehnisse kritisch zu dokumentieren.Im Alter von 14 Jahren bewarb sich Hans Dichand bei der damaligen Kronen Zeitung. Aber erst nach einer Laufbahn als Buchdrucker und dem Zweiten Weltkrieg, während dem Hans Dichand bei der Kriegsmarine eingesetzt worden war, konnte er sich einer Reporter-Karriere zuwenden. Über ein Stellengesuch des Nachrichtendienstes der britischen Militärregierung während der Besatzungszeit und kurzen Tätigkeiten für steirische Zeitungen kam Dichand zunächst nach Wien und leitete dort mit seinem Freund Hugo Portisch das Außenpolitik-Ressort der Neuen Wiener Tageszeitung.Nach drei Jahren zog es den Jungjournalisten wieder zurück nach Graz, wo die Erfolgsgeschichte des Hans Dichand dann wirklich begann. Bei der damaligen Kleinen Zeitung wurde Hans Dichand mit Anfang 30 Chefredakteur. Es folgten erfolgreiche Jahre als Chef des Neuen Kurier in Wien, den er auch gegründet hatte, ehe Hans Dichand dann mit der Neugründung der vor dem Krieg aufgelassenen Kronen Zeitung am 11. April 1959 den ersten Eintrag für eines der größten und bis heute wichtigsten Kapitel der modernen Zeitungsgeschichte Österreichs schrieb. 51 Jahre später ist die "Krone" Österreichs meistgelesene Zeitung mit knapp drei Millionen Lesern bzw. rund 43 Prozent der Österreicher."Das Recht geht vom Volke aus!" Diesen wichtigen Satz in der österreichischen Verfassung hat Hans Dichand nicht nur gerne und mit Bestimmung zitiert - er hat ihn als Chefredakteur und Herausgeber gelebt. Die mehr als ein halbes Jahrhundert umfassende Geschichte der "Krone" haben kämpferische Initiativen geprägt, die - wie etwa der Kampf um die Hainburger Au - in die Geschichtsbücher eingingen. Schlagworte wie Zwentendorf, Temelin, Gentechnik und EU-Vertrag sind heute fest mit der "Krone" verbunden. Den kritischen Blick auf die Mächtigen im Land gerichtet, Missstände und Unrecht aufzeigend, anprangernd - die eigenen Ideale mit denen der Leser und Bürger gleichgestellt. Sein Gewicht in der medialen und politischen Öffentlichkeit, das ihm so viele zusprachen, hat Hans Dichand dabei nie hervorgekehrt: "Im Vorhof der Macht" lautete der Titel seiner Biografie (1996), dort sei auch der Platz des Journalisten.Privat galt seine Liebe der Kunst und der Natur. Die über viele Jahre sorgfältig und behutsam erweiterte Sammlung Dichand enthält u.a. auch Gustav Klimts "Danae". Für seine Mitarbeiter, die große "Krone"-Familie, war Hans Dichand allgegenwärtig. Kaum ein Tag, an dem er nicht schon frühmorgens in seinem Büro im 16. Stock des Pressehauses in der Wiener Muthgasse anzutreffen war und dort trotz seiner Position stets ein offenes Ohr für jedes noch so kleine Anliegen hatte. Und das mehr als 51 Jahre lang, bis zuletzt.Im Impressum der Kronen Zeitung steht gedruckt: "Die Vielfalt der Meinungen ihres Herausgebers und der Redakteure." Seit heute müssen wir ohne einen wertvollen Teil dieser Vielfalt auskommen.Hans Dichand hinterlässt seine Ehefrau Helga, die Söhne Christoph und Michael sowie Tochter Johanna und drei Enkelkinder.
(Kronen Zeitung)
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