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Mehr Erfolg im Einkauf durch höheren Frauenanteil im Management - Österreichs Unternehmen mit Nachholbedarf
Zusätzliche Einsparungen, deutlich erhöhte Effektivität und spürbar gesteigerte Innovationskraft: Das sind die positiven Folgen, wenn Unternehmen in ihren Einkaufsabteilungen Diversität konsequent umsetzen. So sind etwa die Einsparungen dort am größten, wo der Anteil männlicher und weiblicher Beschäftigten weitgehend ausgeglichen ist. Das ergab eine europaweite Befragung von mehr als 300 Chief Procurement Officern (CPOs) durch die internationale Strategieberatung Oliver Wyman in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ).
Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass Frauen insbesondere auf den Führungsebenen immer noch unterrepräsentiert sind. Mit 37 Prozent liegt der Anteil weiblicher Beschäftigter im Einkauf in Österreich und Deutschland derzeit acht Prozentpunkte unter den nationalen Durchschnittswerten. Noch größer ist die Lücke im Management. Lediglich 14 Prozent der Managementpositionen sind mit Frauen besetzt; europaweit sind es immerhin gut 30 Prozent. "Dabei rechnet sich Diversität. Das belegt unsere Befragung nachdrücklich", sagt Christian Heiss, Partner bei Oliver Wyman und Autor der Studie. Den Umfrageergebnissen zufolge reduzieren österreichische Unternehmen mit einem Frauenanteil von weniger als 20 Prozent ihre Kosten im Einkauf nur um gut drei Prozent pro Jahr. Bei diversen Teams mit einer Frauenquote von 40 bis 50 Prozent summieren sich die Einsparungen dagegen im Durchschnitt auf 5,7 Prozent pro Jahr. Auch in anderen europäischen Ländern schneiden Unternehmen mit einem ausgeglichenen Verhältnis von Männern und Frauen im Einkauf gut ab.
Dies, wenn auch auf einer anderen Ebene, bestätigt auch Heinz Pechek, geschäftsführender Vorstand des BMÖ, der aus seiner langjährigen Erfahrung in der Aus- und Weiterbildung von Einkäufern und seiner Lehrtätigkeit an Universitäten und in der BMÖ-Akademie weiß:
Studentengruppen mit hohem weiblichen Anteil erzielen sowohl im Studium selbst als auch bei Projektarbeiten nahezu immer deutlich bessere Ergebnisse als rein aus männlichen Kollegen bestehende Gruppen. Frauen nehmen ihre Aufgaben in der Regel ernsthafter wahr, bereiten sich besser vor und arbeiten strukturierter und gezielter. Bei Einzelprüfugen schneiden sie durch bessere Vorbereitung meist deutlich besser ab, als ihre männlichen Kollegen. Dass sich diese "Laborsituation" in der Praxis in Einkaufsteams wiederfindet ist für Pechek aus seiner langjährigen Berufspraxis evident.
Für die absehbare Zukunft erwarten die befragten CPOs, dass sich der Frauenanteil in ihren Abteilungen vergrößern wird. Denn Faktoren wie Kollaboration, Kreativität und Empathie werden künftig für den Erfolg im Einkauf noch wichtiger sein als bislang - und all diese Eigenschaften sehen die Chefeinkäufer laut Umfrage als besondere Stärke von Frauen.
Dies haben manche Unternehmen erkannt und fördern die Diversität mit verschiedenen Initiativen. Dabei sind der Umfrage zufolge flexible Arbeitszeiten und eine entsprechende Unternehmenskultur besonders wichtig. Mehr als die Hälfte der befragten europäischen Unternehmen verfügt mittlerweile über spezielle Mentoring-Programme; in Österreich und Deutschland sind es gerade einmal ein knappes Drittel. Ähnlich groß ist die Diskrepanz bei der verpflichtenden Berücksichtigung zumindest einer Kandidatin bei Beförderungen.
Ganz in den Anfängen steckt bei den meisten österreichischen Unternehmen zudem der Aufbau eines Kennzahlensystems, um Fortschritte bei der Diversität zu messen. Europaweit kommunizieren bereits 31 Prozent der Unternehmen entsprechende Ziele; bei 23 Prozent fließen sie sogar in die Vergütung des Managements ein. In Österreich sind es nur vier Prozent. Christian Heiss sagt dazu: "Es gilt der alte Grundsatz: Was man nicht messen kann, kann man nicht steuern." Moderne Kennzahlensysteme seien ein entscheidender Faktor für weitere Fortschritte bei der Diversität. Denn theoretisch habe sich zwar nahezu jedes Unternehmen dem Gedanken der Gleichberechtigung verschrieben, in der Praxis gebe es aber noch etliche Defizite. Insbesondere das Management müsse Diversität aktiver leben, als Vorbild fungieren und gezielt Initiativen fördern, die direkt auf die Vebesserung der Diversität ausgerichtet sind. Heiss: "Diversität muss man leben - Tag für Tag."
Über die Befragung
An der Befragung nahmen mehr als 300 Führungskräfte aus dem Einkauf europäischer Unternehmen teil; etwa ein Drittel davon stammt aus Deutschland und Österreich. Die Befragung fand im Zeitraum März bis August 2017 statt.
Foto/Quelle: Shutterstock/Mangostar