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Alterung der Bevölkerung ist Beschäftigungs- und Innovationsmotor
„Bei Diskussionen rund um das Thema demografischer Wandel geht es bisher fast nur um Sorgen und Ängste: mit dem Alter verbundene Krankheiten, Versorgungsengpässe oder Pensionssicherheit. Die Alterung unserer Bevölkerung ist aber auch ein Beschäftigungs- und Innovationsmotor, verbunden mit enormen Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft. Die WKÖ nimmt sich dieses Themas auf positive, auf Lösungen fokussierte Weise an. Die von der WKÖ beim IHS in Auftrag gegebene, erste Studie ist ein erster Schritt die Demografie als Zukunftschance zu begreifen“, betonte heute, Freitag, der Leiter der Sozialpolitischen Abteilung der WKÖ, Martin Gleitsmann im Rahmen der Veranstaltung „Zukunftschance Demografie“ in Wien.
Der Kern der demografischen Veränderungen in Österreich und Europa umfasse eine Vielzahl an Punkten: Nämlich wachsende Vielfalt, alternde Gesellschaft, größere Städte und entleerte Peripherien, so Rainer Münz, Leiter des European Political Strategy Centre der EU-Kommission: „Europa ist ein Kontinent der demografischen Extreme, denn die EU gehört zu den Welt-Regionen mit der höchsten Lebenserwartung, der niedrigsten Kinderzahl und liegt mit einem Anteil an Zugewanderten deutlich über dem globalen Schnitt. Die Alterung der Bevölkerung ist weiter fortgeschritten als anderswo. Neben demografisch wachsenden gibt es auch bereits schrumpfende Teile Europas, zum Teil nur wenige Kilometer voneinander getrennt.“ Diese Trends würden bedeuten, dass in Zukunft Europa immer weiter ergrauen und zugleich durch wachsende Vielfalt geprägt sein werde. Neben immer dichter besiedelten urbanen Zentren werden sich aber auch Peripherien weiter entleeren. „Dies birgt Herausforderungen, die manche von uns pessimistisch in die demografische Zukunft blicken lassen, aber auch Chancen, die es zum Teil erst zu entdecken oder zu entwickeln gilt“, so Münz.
Beim Schlagwort Zukunftschance Demografie nur an die Bereiche Gesundheit und Pflege zu denken, greife laut Studienautorin Monika Riedl vom IHS zu kurz: „In vielleicht nicht allen, aber doch sehr viel mehr Branchen bieten an die Bedürfnisse Älterer angepasste oder maßgeschneiderte Produkte viele Möglichkeiten. Die Wirtschaft steht vor der Herausforderung, alle Varianten des Älter-Seins abzudecken und hierfür Produkte und Dienstleistungen anzubieten.“ In ihrer Präsentation zeigte sie u.a. auf, wie andere Länder mit der demografischen Entwicklung umgehen. So hat zum Beispiel Schweden eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, in der auch die Bevölkerungsalterung enthalten ist: Die Änderungen zugunsten Älterer kommen auch anderen zugute, z.B. jungen Familien und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Anpassungen an Ältere sollten auch andere Zielgruppen mit einbeziehen, so Riedl.
Für Andreas Diensthuber von Solgenium, einem auf die Begleitung von Gesundheitseinrichtungen spezialisierten Unternehmen, betonte das enorme Zukunftspotential das der demografische Wandel in den Industriestaaten bereithalte: „Dies gilt über alle Branchen hinweg und bedeutet, dass Innovationen in diesem Bereich sich natürlich auch für den weltweiten Export qualifizieren.“ Beispiel hierfür seien sogenannte AAL (Active and Assisted Living) Technologien, die bei sorgsamer Förderung zu Wachstumsmotoren der Zukunft werden könnten.
Gleitsmann betonte, dass es mittlerweile „ein neues Lebensalter“ gäbe, auf das sich Wirtschaft und Gesellschaft einstellen sollten um die Zukunftschance Demografie zu nützen. Nämlich das der jungen Pensionierten, die noch gesund, aktiv und unternehmungsfreudig sind. Dies spiegelt sich auch in der IHS-Studie wider, die eine Aufschlüsselung der Gruppe der Älteren vorschlägt – in erwerbstätige Ältere, junge Pensionierte, häusliche Seniorinnen und Senioren und Pflegeheimbevölkerung.
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