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Digital Fairness Dialog: Schramböck möchte Österreich zum Best-Practice-Land machen
„Digitale Kompetenzen zu vermitteln, ist essenziell für die gesellschaftliche Entwicklung. Österreich soll in der Europäischen Union zu einem Best-Practice-Land werden, wenn es um digitale Fitness geht“, begrüßt Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck jetzt zum zweiten Digital Fairness Dialog im weXelerate Innovation Hub.
Vergleichbar mit der bestehenden Spracheinstufung möchte Schramböck ein Bewertungssystem für digitale Kenntnisse einführen, das Orientierung über die eigenen Fähigkeiten gibt. Auf den Ergebnissen basierend, sollen zielgerichtete Weiterbildungsmöglichkeiten kostenlos angeboten werden. Ein wesentliches Anliegen der Bundesregierung ist die Wissensvermittlung an ältere Generationen: Nur 60 Prozent der über 60-jährigen Österreicher sind aktiv im Internet unterwegs, während es in Schweden etwa 85 Prozent sind.
Once Only: Digitalisierung der Verwaltung spart Kosten und entlastet Unternehmen
Neben Initiativen für Klein- und Mittelunternehmen in Zusammenarbeit mit der Digitalisierungsagentur plant Schramböck das Once-Only-Prinzip, um den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu reduzieren. Datenmeldungen sollen vereinheitlicht und der Datenaustausch innerhalb der Verwaltung durch intelligente Schnittstellen optimiert werden. 230 Millionen Meldeverpflichtungen haben österreichische Unternehmen pro Jahr, für die sich durchschnittlich 55 Felder ausfüllen müssen. Die Kosten für Wirtschaft und Verwaltung liegen im bestehenden System bei 4,3 Milliarden Euro.
Kundenorientierung in der Verwaltung
„In der Verwaltung haben wir die Menschen und Unternehmen als Kunden. Kunden sollen nicht mehr aufs Amt gehen, sondern eine Customer Experience wie in der Privatwirtschaft erleben und den Kommunikationsweg selbst wählen“, kündigt Schramböck an.
Bereits ab heute, Dienstag, wird das Digitale Amt auf www.oesterreich.gv.at als neue Plattform und als App zum Austausch mit Behörden zur Verfügung stellen. Die Plattform wird die Interaktion mit den Bürgern deutlich vereinfachen und erinnert beispielsweise an das Ablaufdatum des Reisepasses, die Beantragung von Wahlkarten oder die Meldung bei einem Umzug. Auch werdende Eltern werden durch den digitalen „Baby Point“ entlastet.
Angst vor dem Wischomat: Digitale Skills sind gefragt
Bei der anschließenden Diskussion wird der Ruf der Wirtschaft nach qualifizierten Arbeitskräften laut, den Unternehmen unterschiedlich beantworten. Microsoft Österreich investiert beispielsweise gemeinsam mit Business-Partnern aktuell in die Ausbildung von 70 Menschen in einem eigenen „Career Campus“, der sie auf die Aufgaben im Umfeld des global agierenden IT-Konzerns vorzubereitet.
„Am Beispiel künstlicher Intelligenz zeigt sich, dass fortgeschrittene Digitalkompetenz auch auf Anwender-Seite wichtig ist, damit Klein- und Mittelunternehmen vom Fortschritt profitieren“, so Microsoft-Österreich-Geschäftsführerin Dorothee Ritz.
Als größte Interessenvertretung der Digitalwirtschaft baut das iab austria sein Aus- und Weiterbildungsprogramm intensiv aus, um das Wissensniveau in der gesamten Digitalbranche zu heben. iab-austria-Geschäftsführer Stephan Kreissler berichtet von sich permanent ändernden Anforderungen, die zu einer laufenden Anpassung der Lehrpläne führt.
„Wir müssen Job- und Ausbildungs-Profile für die Zukunft schärfen, um im globalen Kompetenz-Bewerb die Nase vorne zu haben“, so Kreissler.
Einen hohen Bildungsbedarf ortet auch fit4internet-Generalsekretärin Ulrike Domany-Funtan bei älteren Menschen. Mit bedarfs- und praxisorientierten Bildungsveranstaltungen wie dem „Café Digital“ möchte sie Offliner zu Onlinern machen und die Angst vor dem „Wischomat“ (Smartphone) nehmen.
„Digitale Kompetenz ist heute die vierte Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen. Wir brauchen einen Konsens über die digitalen Basis-Kompetenzen“, verdeutlicht Domany-Funtan.
Hohen Unterstützungsbedarf sieht Digitalisierungsagentur-Leiter Andreas Tschas bei den rund 300.000 Klein- und Mittelunternehmen. Gemeinsam mit der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich wird beispielsweise gerade ein Accelerator-Programm gestartet, um in drei Monaten geballtes Digitalwissen zu vermitteln.
„Unternehmen müssen wissen, wie sie am meisten aus der Digitalisierung für sich herausholen können“, betont Tschas und ergänzt „Technologie hilft uns künftig, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“
Hannes Raffaseder von der FH. St. Pölten fasst zusammen, dass es neue Talente braucht, um die digitale Transformation positiv zu bewältigen. Die Etablierung einer digitalen Kultur, die neue Formen der Zusammenarbeit, Flexibilität und Kreativität fördert, sieht er abseits technologischer Entwicklung als wesentliches Element des Wandels zu einer Digitalgesellschaft.
„Erfolgreiche digitale Transformation wird künftig über die hohe Lebensqualität entscheiden. Menschen und Unternehmen müssen die Chancen und Möglichkeiten kennen, um sie für sich gewinnbringend zu nutzen“, ist Raffaseder überzeugt.
Dialog von Politik und Wirtschaft: Digital Fairness Dialog
Im Sommer 2018 gab das interactive advertising bureau austria als größte Interessenvertretung der Digitalwirtschaft den Startschuss für den Digital Fairness Dialog. Das neue Veranstaltungsformat dient als Plattform für den Austausch zwischen Wirtschaft und Politik über aktuelle Themen. Im gemeinsamen Gespräch sollen Lösungsmodelle und Strategien für Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung erörtert und entwickelt werden.
Foto: iab Austria