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100 Jahre FRAUENstudium: Plattform für Streitreden eröffnet

Am 16. Mai 2019 wurde vor dem Haupteingang der TU Wien am Karlsplatz die Plattform für Streitreden eröffnet. Das Kunstprojekt ist Teil der Jubiläumsaktivitäten rund um 100 Jahre FRAUENstudium an der TU Wien. Konzipiert und realisiert wurde die begehbare Skulptur von Architekturstudierenden, die Lehrveranstaltungsleiterinnen Christine Hohenbüchler und Barbara Holub kuratieren die Bespielung des kommenden Monats.

„Die TU Wien nutzt das Jubiläum der 100 Jahre FRAUENstudium, um einerseits die Erfolge der letzten Jahre zu feiern, andererseits ruhen wir uns nicht darauf aus, sondern arbeiten weiter an Verbesserungen für Frauen. Dabei ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlecht in der Technik mittels künstlerischer Performances ein willkommenes Mittel", begrüßt Anna Steiger, TUW-Vizerektorin Personal und Gender die „Plattform für Streitreden".

Die Realisierung des Kunstprojekts wird von KÖR – Kunst im öffentlichen Raum unterstützt. „Die Funktion des öffentlichen Raums als Ort der gesellschaftspolitischen und kulturellen Debatte wiederzubeleben, ist eine der Aufgaben von KÖR. Und durch Kunst eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen von gesellschaftspolitischer Relevanz im urbanen Raum anzuregen, eine unserer Leitideen. Das vorliegende Projekt ist eine sehr gelungene Antwort darauf und stellt gleichzeitig weitere Fragen, wie die der möglichen Beteiligung jedes/r Einzelnen daran. Dies eröffnet einen Raum, den wir uns für den öffentlichen Raum aller wünschen", begründet Martina Taig, KÖR-Geschäftsführerin das Engagement.

Die Installation setzt sich mit Fragen auseinander welches neue Denken und Handeln die Gesellschaft braucht, um verkrustete Machtstrukturen aufzubrechen und damit (wieder) neue gemeinschaftliche Werte zu etablieren. Was kann „weibliches Denken und Handeln” (unabhängig vom Geschlecht) dazu beitragen? Braucht es eine neue Form von Feminismus? 

Veronica Kaup-Hasler, amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft fasste das Projekt zusammen: „Dieses Projekt verhandelt was Kunst und Feminismus sein kann –  eine Einladung zum Diskurs, eine Plattform für Konversation, ein Bilden von Allianzen oder: ein Streitgerede".

Auch Lea Halbwidl, Bezirksvorsteherin des 4. Bezirks betonte den Stellenwert von Diskurs: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die politische Debatte von Scheinthemen überflutet wird und der Raum für sinnvolle Diskussionen verschwindet".

„Die 'Plattform für Streitreden' setzt ein wichtiges feministisches Zeichen im öffentlichen Raum – der lange Zeit ausschließlich männlich besetzt war und es in manchen Bereichen teilweise nach wie vor ist. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie diese im öffentlichen Raum. Umso wichtiger ist es, dass Frauen, Studentinnen, Politikerinnen, Künstlerinnen ihr Recht auf Rede im öffentlichen Raum sichtbar nutzen", hob die designierte Vize-Bürgermeisterin Birgit Hebein hervor.

Hintergrund Plattform

„Einseitigen Rollenzuschreibungen, plakativen und verkürzten Informationen bis zu direkten Verunglimpfungen Andersdenkender will die Plattform für Streitreden entgegenwirken und eine neue Aufmerksamkeit auf den feinen Gebrauch von Sprache und den Dialog mit dem Publikum legen. Das Zuhören ist als Stellungnahme, als Positionierung, als Haltung und als Geste zu sehen", erklären die Kuratorinnen Christine Hohenbüchler und Barbara Holub.

Die Plattform selbst bezieht sich auf die süße Verführung einer Torte mit Zuckerguss, als Anspielung auf die Frage des Strebens nach Karriere bzw. das Erklimmen von Karrierestufen. Auch die Aussagekraft von Statistiken wird hinterfragt, die u.a. über „Tortendiagramme" dargestellt werden. Es wird also nicht nur die Rolle von Frauen in der Technik und in der Gesellschaft hinterfragt, sondern Fragen zur Befindlichkeit unserer Gesellschaft und „weiblichem" Denken und Handeln im Allgemeinen zur Diskussion gestellt. Das Publikum im öffentlichen Raum ist eingeladen, sich mit komplexen sozio-politischen Realitäten zu befassen und lotet dabei die Frage aus, welchen Beitrag der/die Einzelne aktiv und persönlich bereit ist zu leisten.

Kritisch kommentiert Christian Kühn, Studiendekan für Architektur und Raumplanung das Thema des Jubiläumsjahrs: „Der Zugang zu höherer Bildung für Frauen ist eine Selbstverständlichkeit, deren Umsetzung einige Jahrhunderte gedauert hat. Insofern hat das aktuelle Jubiläum sein Fest redlich verdient. Nach dem Diplom, wenn die Wirtschaft beginnt, das gebildete Humankapital in Ertrag zu setzen, stellt sich aber ein erstaunlicher Effekt ein: Höher verzinst – in Form von Gehalt und Karrierechancen – wird nach wie vor das Männliche. Vielleicht feiern wir doch zu früh".

Das Programm

Am Karlstag bot ein umfassendes Programm am und um den Karlslatz. Zentrale Elemente waren die "Plattform für Streitreden", sowie der „Hürdenlauf" – ein weiteres Projekt von TUW-Studierenden, in diesem Fall aus dem Studium Raumplanung Raumordnung. Der Hürdenlauf war von "Sag nicht Tussi zu mir" musikalisch begleitet. Bis 16. Juni finden auf der "Plattform für Streitreden" Reden und (Musik-) Performances statt: Asma Aiad, Doris Arztmann, Augustinverkäufer_innen, Imen Bousnina, Die Brutpfleger*innen, Daniela Chana, Katharina Ernst, Frauen*solidarität, Petra Ganglbauer, Elisabeth Günther, Janea Hansen, Tereza Hossa, Liebstoeckel & Söhne, Mieze Medusa, Anna Mendelssohn, Milan Mijalkovic, Susanna Oberforcher, Judith Nika Pfeifer, Purrr!_femme!_ance!, RADS, Susi Rogenhofer, Raimar Stange, Marlene Streeruwitz, Lea Susemichel, theaterfink, Yosi Wanunu. 

Details unter https://www.facebook.com/Plattform-für-Streitreden

Nachhören
Alle Streitreden wurden aufgezeichnet und sind in der „Lauschstation" von Felix Redmann im Foyer der TU Wien (Karlsplatz 13, 1040) während des Projekts zum Nachhören zugänglich und danach auf der Website des Instituts für Kunst und Gestaltung verfügbar. 

Die Plattform für Streitreden ist ein Kooperationsprojekt der Technischen Universität Wien und der Kunst im öffentlichen Raum GmbH und, kuratiert von Christine Hohenbüchler und Barbara Holub (TU Wien). Realisierungsteam der Plattform für Streitreden: Karina Baraniak, Kacper Bochynski, Kyriaki Deligiannidou, Theresa Edelbauer, Jana Faraj-Allah, Laura Farmwald, Georgia Georgiou, Angeliki Gkotsi, Heike Hümpfner, Eleni Kampouroglou, Chryssoula Koutsia, Katja Puschnik (Institut für Kunst und Gestaltung/ TU Wien). In Zusammenarbeit mit: Hannes Wegscheider und Christoph Lachberger. 

Foto: TU Wien/ Matthias Heisler

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