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Frauen-Netzwerktreffen: Frauen-Karriere in der Forschung
Jüngst fand das 7. Netzwerktreffen vom Frauen-Netzwerk des FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie und der Fachhochschule Technikum Wien statt. Gastgeber war das AIT Austrian Institute of Technology. Nach einer Begrüßung durch Helmut Leopold, Genderbeauftragter am AIT und Leiter des Center for Digital Safety & Security sprachen erfolgreiche Technikerinnen in ihren Keynotes über ihre spannenden Forschungsaktivitäten für die Energiewende bzw. notwendige Förderungen für Innovationen im Energie-Bereich. In der Podiumsdiskussion gewährten erfolgreiche Forscherinnen zusätzlich Einblick in ihre persönlichen Karrierewege. Zahlreiche interessierte Frauen aus der Technik sowie Nachwuchs-Technikerinnen und Studentinnen folgten der Einladung.
Der FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie vergibt gemeinsam mit der Fachhochschule Technikum Wien ein Stipendium an Studentinnen der FH Technikum Wien, um Nachwuchs-Technikerinnen zu fördern. Rund um das Stipendienprogramm ist in den vergangenen Jahren ein Frauen-Netzwerk entstanden, das zwei Mal jährlich zu Netzwerktreffen lädt. Diese finden immer in Kooperation mit einem anderen Unternehmen bzw. zu einem anderen Thema statt. Dieses Mal stand das Netzwerktreffen unter dem Motto „Frauenkarrieren in der Forschung“. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom AIT Austrian Institute of Technology.
Laborbesichtigungen im AIT
Nach einer Einführung über das AIT hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, das City Intelligence Lab zu besichtigen. Dabei handelt es sich um ein neues Labor, in dem Augmented Reality (AR) kombiniert mit künstlicher Intelligenz für die zukünftige Städteplanung eingesetzt wird, um komplexe Simulationen und parametrische Planungen zu erstellen. Ein weiterer Besichtigungsschwerpunkt war das AIT SmartEST Lab, in dem intelligente Stromnetze der Zukunft simuliert werden können.
Forschung für die Energiewende – Dekarbonisierung der Industrie
In der anschließenden Keynote zum Thema „Forschen für die Energiewende – Dekarbonisierung der Industrie“ erzählte Veronika Wilk, Senior Research Engineer am Center for Energy, AIT von ihren Forschungsprojekten: “Hochtemperatur-Wärmepumpen können einen wichtigen Beitrag zur Effizienzsteigerung industrieller Prozesse und zur Vermeidung von CO2-Emissionen leisten und gelten daher als wichtiger Baustein für die industrielle Wärmeversorgung. Am AIT haben wir Hochtemperatur-Wärmepumpen entwickelt, die ungenutzte Abwärme in Prozesswärme mit bis zu 160°C umwandeln. Dazu werden zwei Demonstrationsanlagen im Bereich der Ziegeltrocknung und der Stärketrocknung in der Industrie umgesetzt. Diese Demonstrationsanlagen sind ein wesentlicher Schritt, um diese neue Effizienztechnologie zu etablieren.“
Kluge Förderung für Innovationen im Energie-Bereich
Theresia Vogel, Geschäftsführerin, Klima- und Energiefonds sprach in ihrer Keynote über kluge Förderungen für Forschung und Entwicklung für die Energiewende. „Die Innovationskraft eines Landes ist ein zentraler Standortfaktor. Ich ermutige alle Frauen, diesen aktiv mitzugestalten. Dazu braucht es Rahmen, die dies ermöglichen. Förderungen wie die des Klima- und Energiefonds gehören dazu, aber auch konkrete Angebote, die Frauenkarrieren unterstützen. Klar ist für mich aber: Es braucht auch einfach den Mut und Willen von Frauen, hier ihr Terrain in der Technik zu erobern.“
Karrierewege erfolgreicher Forscherinnen
Bei der Podiumsdiskussion wurden Karrierewege erfolgreicher Forscherinnen – aus dem universitären und Fachhochschul-Bereich, von Forschungsinstitutionen und aus der Industrie aufgezeigt: Verena Halmschlager, Kollegiatin,TU Wien forscht im Bereich Optimierung von industriellen Anlagen und Digitalisierung der Industrie. Sie skizziert die Unterschiede zwischen universitärer Forschung und Forschung in einem Industriebetrieb: „In Industrieunternehmen ist die Forschung oft sehr zielorientiert. Auf ein Problem oder einen Verbesserungswunsch folgt eine Forschungsfrage. Im Unterschied dazu steht in Forschungsinstituten die Forschungsfrage oft an erster Stelle.
Die Forschung soll vor allem mehr Aufschlüsse über ein bisher kaum untersuchtes Thema geben.“ Jana Kemnitz, Data Scientist bei Siemens in der Forschungsgruppe „Distributed-AI-Systems in der Corporate Technology“ beschäftigt sich mit der Erforschung und Anwendung von künstlicher Intelligenz in der gesamten Wertschöpfungskette der Produktion. Sie ergänzt: „In der Industrieforschung sind die Projekte wesentlich kürzer, es steckt oft ein großes Firmeninteresse dahinter und es arbeitet immer ein ganzes Team an einem Thema zugleich. Mir persönlich gefällt die Industrieforschung deswegen besser, ich mag es im Team zu arbeiten und gemeinsam eine Idee zu entwickeln, die dann anschließend möglicherweise in einem Produkt mündet.“ Andrea Werner wiederum ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FH Technikum Wien, Institut für Erneuerbare Energie und erforscht ökologische und gesellschaftliche Aspekte in Projekten zu dezentralen erneuerbaren Energiesystemen wie z.B. dem Wandel vom Energiekonsumenten zum Prosumer. Sie beschreibt den Forschungsalltag an der Fachhochschule als „sehr projektbezogen und zeitlich flexibel.“ Der angewandte Ansatz zur Forschung war für sie – von der Universität kommend – anfangs eine Herausforderung.
Appell an Nachwuchs-Technikerinnen
Auf die Frage nach Herausforderungen am beruflichen Weg antwortet Halmschlager: „Meine größte Herausforderung war und ist immer noch, überzeugt davon zu sein, dass ich gut bin in dem, was ich mache. Die Tatsache, dass jeder der mich nach meinem Werdegang fragt, kommentiert: ‚Wirklich? Und das als Frau?‘ hat das oft nicht einfacher gemacht. Doch mit den Erfolgen wächst auch das Selbstbewusstsein und man lernt, stolz darauf zu sein.“
Sie rät Nachwuchs-Technikerinnen weniger selbstkritisch zu sein und sich mehr zuzutrauen. Werner appelliert, eine „zukünftige Berufssparte auszusuchen und ein Gebiet, das einen interessiert und in dem die grundlegende Arbeitskultur passend erscheint.“ Denn Zufriedenheit im Job habe nicht nur mit den Themenbereichen, sondern auch mit dem Kontext der Arbeit zu tun. „Dafür ist es hilfreich, in Form von Praktika in viele Bereiche (Großunternehmen, KMU, Start up, Büro, Labor, Außendienst, etc.) hineinzuschnuppern“, sagt sie. Nachwuchs-Technikerinnen sollten ihrer Meinung nach auch Bewerbungen für Wunsch-Jobs abschicken, wenn sie nicht augenscheinlich alle Anforderungen erfüllen. Denn: „In den Job kann man hineinwachsen“. Kemnitz empfiehlt außerdem: „Auch wenn etwas beim ersten Mal nicht klappt, versucht es immer wieder“. Und: „Fragt um Rat – nicht alle Fehler muss man selbst machen. Wenn es jemanden gibt, der an ähnlichen Projekten gearbeitet hat oder euren Traumjob hat, dann fragt wie er/sie es erreicht hat. Teilt mit was ihr möchtet, was eure Ziele und Erwartungen sind. Niemand kann euch unterstützen, wenn er nicht einmal weiß, wobei.“
Foto: AIT