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Corona: Rückenwind für mehr Frauen in Führungspositionen?
Das Homeoffice gehört seit einigen Monaten zum neuen Alltag, denn Corona brachte eine heilige Kuh zu Fall: die Präsenzkultur. Eine massive Barriere für Frauen mit Führungsambitionen ist niedergerissen. Die Beraterinnen Ruth Terink und Regina Nemeth zeigen mit der Umfrage „Chefsache Frauen“ auf, was Frauen wirklich zu Führungspositionen hinzieht und wie Unternehmen Hürden beseitigen können.
Abschaffung der Präsenzkultur gefordert
418 Frauen und Männer in unterschiedlichen Branchen - davon 60,5% Führungskräfte – wurden online befragt. Für 96% sind familienfreundliche Präsenzzeiten die wirksamste Maßnahme, um Chancengleichheit in den Führungsetagen herzustellen. „Solange die Anwesenheitsdauer zu den wichtigsten Zugangskriterien für Führungspositionen gehört, sind Frauen wirklich im Nachteil. Die Forderung nach mehr zeitlicher und räumlicher Flexibilität ist daher keine Überraschung“, erklären Ruth Terink und Regina Nemeth. Unmittelbar nachdem die Beraterinnen ihren Report „Chefsache Frauen“ fertiggestellt hatten, erzwang das Coronavirus diese Flexibilität in kürzester Zeit
Corona als Game Changer?
Was viele bezweifelten, gelang auf Anhieb: die Führungskräfte verlegten ihre Arbeitsplätze nach Hause und führten problemlos trotz räumlicher Trennung. Die Forderung nach permanenter Anwesenheit sollte durch den Ausbau der Home Office-Regelungen in vielen Unternehmen somit der Vergangenheit angehören.
„In vielen Organisationen wird derzeit laut gedacht: „Wenn Home Office von einem auf den anderen Tag so gut funktioniert hat, welche alten Zöpfe könnten wir denn noch abschneiden?“, so Nemeth/Terink. Eine Frage, die ambitionierten Frauen aber auch fortschrittlichen Unternehmen nützen könnte, um weitere Hindernisse und unbewusste Vorurteile aus dem Weg zu räumen.
Ein fataler Cocktail
Nicht nur die Präsenzkultur macht es Frauen schwer. Das oft überzogen selbstkritische Denken, die weit verbreitete Überzeugung der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, das große Arbeitspensum und die hohen Anforderungen aus der Familie bilden einen fatalen Cocktail, der die Frauen massiv bremst.
93% der Befragten sind überzeugt, dass Handeln nötig ist, um mehr Frauen in die Chefetagen zu bringen. Denn es ändert sich nichts, wenn niemand aktiv wird.
Für Unternehmen ist dieses Thema seit Jahren auf der Agenda. 38% der Firmen, in denen die Befragten arbeiten, setzen bereits Initiativen zur Ausgewogenheit der Geschlechter in den Führungsebenen. Meistens sind das Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Das empfinden Frauen als Unterstützung - ihre Entscheidung für die Führungsrolle beeinflusst das aber zu wenig“, so Nemeth/Terink.
Ja, Frauen wollen führen!
„Viele fragten uns, ob Frauen wirklich bereit sind, Führungsjobs zu übernehmen oder ob sie nicht doch lieber in der zweiten Reihe bleiben wollen“, berichten Terink/Nemeth von Gesprächen mit Führungskräften und Personalverantwortlichen, die manches „Nein“ auf ein attraktives Jobangebot zu hören bekamen.
Die Botschaft der Umfrage dazu ist klar - viele Frauen wollen in Führung gehen, sie gestalten genauso gerne wie Männer - doch ihr Wollen ist an Voraussetzungen geknüpft. Eine dieser Voraussetzungen ist, dass Unternehmen ihnen mehr Gestaltungsspielräume zuerkennen. Frauen wollen auch nicht mehr gegen veraltete Rollenbilder ankämpfen müssen. Dann werden sie häufiger „Ja“ zu Führungsjobs sagen!
Der Report zeigt, wo die Knackpunkte liegen und bietet interessante Ausgangspunkte für gezielte Veränderungsschritte. Jetzt sind die Unternehmen am Zug.
Interessierte finden die Befragungsergebnisse unter: www.chefsache-frauen.at
Foto: Shutterstock/Rob Marmion