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Herziges handgemacht

Wie ist die Herzilein-Idee konkret entstanden?
Ich bin Autodidaktin und habe mein Interesse am Nähen entdeckt, als meine Tochter noch klein war. Damals war ich als Volksschullehrerin tätig, aber je mehr Kinderkleidung ich nähte, desto mehr entwickelte ich den Wunsch, die von mir designten Stücke auch zu verkaufen. Wenn man 15 Jahre lang etwas völlig Anderes gemacht hat und dann kreativ wird, ist es unglaublich schön, andere dafür begeistern zu können. Als schließlich mein Sohn zur Welt kam, stand ich nach der Karenz vor der Entscheidung entweder meinen ursprünglichen Beruf wiederaufzunehmen, oder den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Ich habe mich für Letzteres entschieden und mit der Herzilein-Gründung mein Hobby zum Beruf gemacht. 

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie auf Erfolgskurs sind und Ihr Unternehmen erweitern können?
Anfangs hatte ich im siebenten Bezirk einen kleinen Shop, den ich heute nur mehr als Stofflager nutze. Der Erfolgskurs stellte sich dann etwa ein halbes Jahr nach der Geschäftseröffnung des Herzilein-City-Shops in der Wiener Wollzeile ein. Das Geschäft war allerdings nicht geplant, sondern ist mir „passiert“. (lacht) Solche Dinge ereilen mich meist spontan. Einige Zeit später folgte dann die  Eröffnung der Herzilein-Dependance in der Josefstadt.

Sie haben vor kurzem ein wunderschönes Ladenlokal inklusive Nähcafé in der Amerlingstraße eröffnet. Wie wird dieses außergewöhnliche Konzept angenommen?
Als der Do it yourself-Boom anfing um sich zugreifen, haben wir Nähkurse in der Herzilein-Werkstatt, wo auch unsere Kollektion gefertigt wird, angeboten. Leider gab es dort keine allzu große Stoffauswahl. Ich habe deshalb nach einem Ladenlokal gesucht, um alles zu vereinen. Mit Erfolg, denn im Sommer 2012 habe ich das dritte Herzilein-Geschäft im sechsten Bezirk in der Amerlingstraße eröffnet. Das Geschäft hat ein sehr nettes Flair. Die Einrichtung dafür hatte ich bereits seit Jahren, denn ich sammle leidenschaftlich gerne alte Möbel und Baumaterialien. Die Herzilein-Geschäfte tragen alle meine Handschrift. Neben der üblichen Kindermode gibt es in der Amerlingstraße eine riesige Auswahl an Stoffen und Zubehör und im oberen Stockwerk befindet sich ein Nähcafé, wo nun regelmäßig unsere Nähkurse stattfinden. Bei den Kursen ist jeder willkommen – vom Anfänger bis hin zum Fortgeschrittenen. Die meisten Teilnehmer sind am Anfang fast schüchtern, aber nach einiger Zeit merkt man, dass sie Blut geleckt haben. Das Nähcafé ist aber auch abseits der Nähkurse ein beliebter Treff für kreative Selbermacher und wird gut angenommen.

Vor einiger Zeit sorgte Ihr von Ihnen liebevoll dekoriertes Schaufenster in der Wiener Innenstadt für Furore, in dem man Stofftiere beim ausgelassenen, orgienartigen Feiern mit dem Vermerk, dass dies nicht für Kinder gestaltet wurde, beobachten konnte. Wie kam Ihnen die Idee dazu und was wollten Sie damit aussagen?
Bei der Schaufenstergestaltung hilft mir eine gute Freundin. Diese Leidenschaft die da dahinter steckt könnte ein außenstehender Dekorateur wohl nur schwer aufbringen. Wir sehen auf dem Flohmarkt einen alten Kasten und wissen genau, wie wir ihn im Handumdrehen  „schaufenstertauglich“ machen. Eigentlich ist das unbezahlbar, weil wir ganze Nächte, Feiertage und Wochenenden in die Auslagendekoration investieren. Vor Weihnachten haben wir beispielsweise eine Auslage mit Stofftieren, die mit einem Christbaum ganz brav feiern, gestaltet. Zwei Wochen später kurz vor Silvester haben wir das Ganze dann „verunstaltet“. Das Tischtuch wurde mit Brandlöchern versehen, Rotwein verschüttet, gesammelte Alkoholflaschen aufgebaut und Zigarettenstummel ausgelegt. Die Szenerie einer ausgelassenen Party eben. Das Ergebnis haben wir natürlich mit dem Hinweis versehen, dass es sich ausnahmsweise einmal nicht um eine Auslage für Kinder handelt. Die Leute haben es geliebt und die Resonanz war überwältigend, denn die Österreicher haben Gott sei Dank ein nettes Verständnis fürs Feiern. (lacht) Wir versuchen immer, etwas Neues zu machen, um Menschen zu begeistern.

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