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Viera Juzova, Country Managerin IKEA Österreich: „Vertraue Deinem Instinkt“
Seit Dezember 2014 leitet die Holzverarbeitungstechnikerin Viera Juzova IKEA Österreich. Ihr Weg dorthin war nicht unbedingt leicht, dafür höchst interessant. Ihr Führungsstil: ergebnis- und menschenorientiert, basierend auf Vertrauen.
„Selbst etwas, das auf den ersten Blick nicht ist, was man sich wünscht, kann sich für einen selbst als perfekt erweisen.“ Kaum ein Satz beschreibt die Karriere der Topmanagerin besser als dieser. Denn eigentlich wollte die Slowakin Viera Juzova Sprachen studieren und die Welt bereisen. Das war in der früheren Tschechoslowakei jedoch nicht möglich. Also schlug sie einen ganz anderen Weg ein, denn, so ihr Credo: „Man hat immer Einfluss darauf, was man macht und vor allem wie man es macht. Und man kann überall und immer etwas für sich mitnehmen.“ Nachdem Viera das Gymnasium verwehrt wurde – im ehemaligen Ostblock wurde die Zulassung meist willkürlich entschieden – absolvierte sie als Internatsschülerin einer holzverarbeitenden Fabrik zuerst eine Lehre und im Anschluss die Matura. Als diplomierte Holzspezialistin stand ihr danach nur ein Weg an die Universität offen: Anstatt Sprachen studierte sie an der Universität Zvolen Holztechnologie („wood processing machinery and equipment“). Als älteste von drei Töchtern einer alleinerziehenden Mutter musste sie das Geld für ihre langjährige Ausbildung selbst verdienen. Neben drei Jobs und dem Studium blieb aber immer noch etwas Zeit für die berühmte Volkstanztruppe der Universität. Und diese brachte sie gegen Ende des Studiums und drei Jahre vor dem Fall des Eisernen Vorhangs dann doch noch auf große Reise: mit dem Bus zu einem internationalen Folkloretanzbewerb nach Mallorca.
Erste Frau in vielen Positionen
Mit dem Studienabschluss in der Tasche führte sie ihr erster beruflicher Schritt als Qualitätsverantwortliche in ein großes Möbelunternehmen in Bratislava. Schon drei Monate später wechselte sie in den Einkauf und war kurze Zeit später Chefin der Einkaufsabteilung. Nach der Geburt ihrer Tochter und der Karenz startete sie 1990 als Verkaufsverantwortliche in der ersten Swedwood Fabrik (die damalige Industriegruppe von IKEA) in der Slowakei. Ein Jahr später bekam sie auch die Verantwortung für den Einkauf übertragen. Schritt für Schritt wurde sie der erste weibliche Commercial Manager innerhalb von IKEA Industry, dann die erste Fabriksdirektorin und schließlich erste Regional Managerin, verantwortlich für die Furnierproduktion und -verarbeitung in der Slowakei, in Ungarn, Deutschland und Schweden.
Veränderung innerhalb des Unternehmens
Nach 22 Jahren bei IKEA Industry strebte Juzova eine berufliche Veränderung an und folgte dem Ruf der IKEA Konzernspitze in den Handel, als stellvertretende Country Managerin zu IKEA Italien. Der Kulturschock war kleiner als gedacht: „Produktion und Handel haben viel gemeinsam – dort wie da geht es um Qualität, Zahlen und Fakten, Logistik, Nachhaltigkeit und Sicherheit“, fasst Viera Juzova knapp zusammen. Und dann hat jeder Bereich natürlich seine Spezifika: „Im Industriebereich muss man vor allem exzellente technische Kenntnisse haben. Im Handel muss man wissen, was im Kopf der Konsumenten vorgeht.“ Seit Anfang Dezember 2014 ist sie nun Country Managerin von IKEA Österreich. Ihren Führungsstil beschreibt sie als gleichermaßen ergebnis- und menschenorientiert: „Ich vereinbare mit meinem Team Ziele, nicht aber den Weg zum Ziel. So, wie es mir wichtig ist, Freiheit in meinen Entscheidungen zu haben und Vertrauen entgegengebracht zu bekommen, so gebe ich auch meinen Leuten die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie sie die vereinbarten Ziele erreichen wollen.“
Frauenpower im schwedischen Möbelhaus
Neben „Chefin Juzova“ finden sich bei IKEA zahlreiche Frauen in Führungspositionen. Vereinbarkeit von Job und Kindern, Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit sind wesentliche Eckpunkte der Diversity- und Inclusion-Strategie. Wobei die Förderung keine Frage des Geschlechts sei. „Manche Menschen brauchen einen Mentor, andere einen Coach, und wieder andere brauchen einfach nur die richtigen Rahmenbedingungen, oder das passende Unternehmen. Gleiche Chancen sind das Herzstück unserer globalen und nationalen HR-Strategie. Unser Ziel – und das ist ein Business Goal – sind 50 Prozent Männer und Frauen auf allen Führungsebenen. Hier in Österreich sind wir in der großartigen Position, dieses Ziel fast erreicht zu haben. Dennoch muss man das Thema präsent halten, denn IKEA ist eines von ganz wenigen Unternehmen, das sich solche Ziele gesetzt hat.“ Juzovas persönlicher Karrieretipp für eine junge Frau: „Nehmen Sie Herausforderung an und arbeiten Sie engagiert. Dabei sollten Sie am Boden bleiben und Chancen nicht als selbstverständlich nehmen. Und, ganz wichtig: Vertrauen Sie unbedingt Ihrem Instinkt.“
Foto: Ikea