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Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, über ihren Werdegang und besondere Herausforderungen

Was waren die wichtigsten Stationen ihrer Karriere?

Jede Station war und ist wichtig, da ich überall gelernt habe und mich weiterentwickeln konnte. Ich bin überzeugt, dass es von enormer Bedeutung ist, dass die Interessenvertretung der E-Wirtschaft in diesen Zeiten großer Umbrüche stark, handlungsfähig und innovativ bleibt und breite Akzeptanz findet. Wir müssen Technik, Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit auf einen Nenner bringen. Dabei ist es wichtig über den eigenen Aufgabenbereich hinausschauen zu können und Herausforderungen von mehreren Perspektiven aus zu betrachten. Da hilft mir meine Vergangenheit in der Beratung, bei der Regulierungsbehörde und in der Gesetzgebung und ehrlich gesagt auch meine Zusatzausbildung zur Mediatorin.

Wo haben sie die wertvollsten Erfahrungen gemacht?

Jeder Erfahrung ob positiv oder negativ, ob privat oder beruflich bringt einen weiter. Die Erfahrungen, die ich bisher bei Oesterreichs Energie gemacht habe sind besonders intensiv. Die Branche ist eine Säule des Wohlstands in Österreich und für viele ist eine sichere Stromversorgung eine Selbstverständlichkeit. Derzeit wird das Energiesystem komplett umgebaut – ohne dass die Qualität des Produkts darunter leiden darf - und das ist nicht trivial. Das ist ein riesen Change-Prozess mit allem Positiven und Negativen was üblicherweise mit Veränderungsprozessen einhergeht.

Was umfasst ihr Aufgabenbereich?

Oesterreichs Energie ist die Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft – das heißt wir vertreten die gemeinsam erarbeiteten Brancheninteressen der E-Wirtschaft gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Als erste Anlaufstelle in Energiefragen arbeiten wir eng mit politischen Institutionen, Behörden und Verbänden zusammen und informieren die Öffentlichkeit über Themen der Elektrizitätsbranche. Bei uns sind rund 140 Mitglieder unterschiedlichster Größe und mit unterschiedlichsten Strukturen, vom Kleinwasserkraftbetreiber bis zum Netzbetreiber und international tätigen Stromhändler. Wir agieren zudem in zwei Welten – dem regulierten und dem liberalisierten Bereich. Es gibt Unternehmen im öffentlichen Besitz, Privatfirmen und Aktiengesellschaften. Meine Hauptaufgabe ist es, den gemeinsamen Willensbildungs- und Meinungsprozess mit den Mitarbeitern zu betreuen und unsere Positionen nach außen zu vertreten.

Was reizt sie an ihrem Aufgabenbereich?

Am meisten, dass man nie weiß, was kommende Woche geschehen wird. In der Stromwelt ist eine Dynamik drin, die man sich noch vor wenigen Jahren nicht hätte vorstellen können. Hier dabei zu sein und mitzugestalten zu dürfen ist schon etwas Besonderes. Die Themen sind sehr vielfältig von technischen über juristische Fragestellungen bis zu Organisationsentwicklungsthemen.

Worin sehen sie die größten Herausforderungen für die E-Wirtschaft?

Der Klimawandel treibt die Politik und unsere Gesellschaft zu einschneidenden Veränderungen. Wir wissen, dass Strom, der in Österreich zu 77% aus erneuerbaren Energien stammt, die Lösung für die Energiefragen der Zukunft sein wird. Derzeit sehen wir Verwerfungen am Markt und einen niedrigen Marktpreis, der Investitionen in neue Erzeugungsanlagen erschwert. Weiters wird auch im Strombereich das unter „Industrie 4.0“ behandelte Thema der fortschreitenden Digitalisierung diskutiert und nach neuen Geschäftsmodellen gesucht. Sackgassen oder Fehlentwicklungen können für die E-Wirtschaft und damit die ganze Gesellschaft sehr teuer werden.

Und wie werden diese bewältigt?

Was die Integration der volatilen, erneuerbaren Energien in das bestehende Stromsystem betrifft sind wir auf gutem Weg. Wir müssen akzeptieren, dass das gut gemeinte Ziel 100% Erneuerbare nicht von heute auf morgen möglich ist, dass wir weiter Brückentechnologien brauchen damit wir auch Strom haben wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Wir brauchen ausreichend Netzinfrastruktur, Speichermöglichkeiten und einen neuen Umgang mit dem wertvollen Gut Strom. Da kommt auch die Digitalisierung ins Spiel – wir werden ohne Komfortverlust den Strom effizienter und gescheiter einsetzen können – zum Beispiel in der Mobilität oder der Raumwärme. Wenn die E-Wirtschaft dann auch noch daran verdienen kann und nicht nur die Dienstleister und App-Programmierer haben wir unsere Aufgabe gut gemacht.

Wie wichtig sind Innovation und Forschung für Österreichs E-Wirtschaft?

Innovation ist wichtig und kann teilweise aus der Branche herauskommen aber auch wie die Forschung von extern zugekauft werden. Hier beobachte ich die Start-Up Szene sehr genau, denn es kann auch von hier viel Input für die E-Wirtschaft kommen. Innovation leitet sich von „innovare“ also „erneuern“ ab. Erneuerung ist gut und wichtig – aber nicht alles was alt und bewährt ist, ist schlecht. Wir wollen eine Plattform bieten auf der sich Mitarbeiter der E-Wirtschaft, die hohe Expertise, Verantwortungsbewusstsein und Erfahrung aufweisen mit innovativen Freigeistern, die Dinge einfach ausprobieren – oft auch ohne Rücksicht auf Verluste - austauschen und voneinander profitieren können. 

Foto: Oesterreichs Energie

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