Karriereportraits Banken
Dr. Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende Kathrein Bank, im ABW-Jahresinterview
Dr. Susanne Höllinger, seit fünf Jahren Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank, spricht im Austrian Business Woman Interview über Veranlagungsstrategien für Frauen, digitale Herausforderungen und Karrieremöglichkeiten in der Hochfinanz.
Sie sind nun seit fünf Jahren Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank – Ihr bisheriges Resümee?
In enger Kooperation mit Kunden zu arbeiten, ist noch immer mein Traumjob. CEO einer Bank zu sein, zählt nach wie vor zu einer der interessantesten Aufgaben, die man im Banking-Bereich gestellt bekommen kann. Der Ausgleich zwischen den Wünschen der Kunden, welche man versucht zu erfüllen und den Rahmenbedingungen einer Privatbank im Hinblick auf Regulatoren und Konjunktur, erfordert sehr viel innovative Kraft, Durchhaltevermögen und nachhaltiges Handeln. Mit richtigen Mitarbeitern an der Seite und Kunden, die die Notwendigkeiten und die Tätigkeiten der Bank verstehen, haben wir uns gemeinsam sehr gut in den letzten Jahren entwickelt.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Konsequent, direkt aber auch kompromissbereit. Gegenseitiges Lernen jenseits von Hierarchien-Ebenen ist mir wichtig,
Welche Mitarbeiter schätzen Sie besonders?
Mitarbeiter, die motiviert sind, gut im Team arbeiten können und unternehmerisch denken.
Was ist für 2018 geplant?
Neben unseren Business Zielen, die uns unser Aufsichtsrat setzt ist es mir besonders wichtig unseren Kunden weiterhin einen Platz zur Verfügung zu stellen, wo Sie das bekommen, was sie sich von einer Privatbank in wichtigen Fragen erwarten. Einen Ort, wo genau zugehört wird, der Bedarf des Kunden analysiert wird, mit unserem Know-How Vorschläge und Empfehlungen abgegeben werden und genügend Raum und Zeit für Kommunikation miteinander ist. Wo sich jemand auch nach dem Geschäftsabschluss laufend kümmert. Wir wollen als Bank ertragreich sein, denn eine ertragreiche Bank ist ein attraktiver Partner in Finanzangelegenheiten. Dabei müssen Ertrag und Leistung in transparentem und gutem Einklang stehen.
So simpel das klingt, dieser Bedarf wird für Kunden nicht überall gedeckt.
Ein weiteres Ziel ist es, zyklische Anleger und Anlegerinnen wieder davon zu überzeugen strategische und langfristige Entscheidungen zu treffen. Das heißt, das Vermögen auch langfristig zumindest zu erhalten, wenn nicht zu vermehren. Was in diesem Zins- und Inflationsumfeld nicht ganz einfach ist. Dazu gehört auch, dass Investitionen in Unternehmen (Aktienkäufe) nicht als „Spekulation“ gesehen werden, sondern als echte Anlagealternative mit einem langfristigen Horizont. Wichtig dafür ist eine konsequente und qualitativ hochwertige Hausmeinung, die in der Kathrein Privatbank oberste Priorität hat, um den hohen Ansprüchen unserer Kunden in jeder Weise gerecht zu werden.
Neben den Strategie-, Vertriebs- und Investmentzielen haben wir natürlich jede Menge an Herausforderungen auf der regulatorischen Seite, wobei uns als Privatbank MIFID II (neue Regulatoren im Veranlagungsgeschäft mit Kunden) natürlich auch beschäftigt. MIFID II ist jedoch eine tolle Chance strategisch einige Meilensteine für unsere Bank zu setzen.
Welchen Tipp können Sie Frauen hinsichtlich Veranlagung und persönlicher Vorsorge geben?
Tendenziell informieren sich Frauen länger und intensiver und legen großen Wert auf Transparenz und eine breite Streuung ihrer Investments. Vielfach sind ihre Veranlagungen beständiger und auch nachhaltige Investment werden häufig angefragt. Gleichzeitig sind Frauen eher bereit, sich von nicht erfolgreichen Investments zu trennen und so Verluste zu begrenzen. Frauen sollten sich mit den 3 Finanzthemen – Liquidität, Sparen für Investitionen und (Pensions-)Vorsorgen mind. 1x pro Jahr beschäftigen und überprüfen, ob ihre Finanzen gut geregelt sind Natürlich ist dies ja die große Stärke von Frauen, dass sie nicht beratungsresistent sind und sich daher auch beim Thema Finanz Rat einholen. Hierfür ist ein Finanzpartner, der die jeweiligen Bedürfnisse kennt und darauf eingehen kann, unerlässlich. Egal wie hoch die Investmentsumme oder das verfügbare Einkommen ist, das wichtigste ist, dafür einen (Lebens-)Plan zu haben.
Welche Veranlagungsform präferieren Sie?
Ich veranlage in ein Aktienportfolio.
Stichwort: Digitale Herausforderung und Datenschutz – wie geht die Kathrein Privatbank damit um?
Die von Kathrein bereits angebotenen digitalen Dienstleistungen reichen derzeit vom Online Zahlungsverkehr über die Portfolioanalyse bis zum realtime Status SMS in dem Kunden über den Status ihrer Order an der Börse informiert werden. Die Kathrein Privatbank wird sich auch in Zukunft daran orientieren ihre Kernkompetenzen durch digitale Dienstleistungen zum Nutzen der Kunden zu verstärken und auszubauen. Kooperation mit FinTecs und Trend scouts, die interessante Anwendungen und Erkenntnisse bieten sind dabei ebenso wichtig wie Investitionen in leistungsstarke IT Soft – und Hardware. Insgesamt wird die fortschreitende Digitalisierung unser Geschäftsmodell sinnvoll ergänzen, in manchen Bereich auch wesentlich verändern. In jedem Fall macht es derzeit das größte Investitionsvolumen innerhalb der Bank aus.
Glaube Sie, dass es künftig mehr Frauen in der Hochfinanz geben wird?
Es gelingt immer mehr Frauen, im Finanzbereich Fuß zu fassen. Traditionell beschäftigen Banken einen ausgeglichenen Anteil von Frauen und Männern. Bei den Führungskräften ist der Frauenanteil aber leider signifikant niedriger – vor allem im Top-Management Bereich. CEOs von Banken sind leider sehr selten durch Frauen besetzt. Auf Abteilungsleiter/Bereichsleiterebene sieht es jedoch vielversprechend aus. Das werden hoffentlich die Vorständinnen und Aufsichtsrätinnen der Zukunft!
In der Kathrein Privatbank sind mittlerweile neun Frauen in Spitzenpositionen und verantworten ihre eigene Organisationseinheit, teamorientiert, leistungsorientiert und loyal zum Unternehmen. Das sind 33 Prozent der Führungspositionen. Dies ist für eine Spezialbank ein beachtliches Ergebnis. Im Vorstand gibt es ebenfalls eine Quote von 33 Prozent.
Foto: Kathrein Bank μ