Karriereportraits Banken
Die Verknüpfung von analoger und digitaler Welt – Birte Quitt, Head of Group Retail Strategy Erste Group, im ABW-Interview
Was Dipl. Betriebswirt Birte Quitt, Head of Group Retail Strategy Erste Group, an Ihrer Bank besonders schätzt, ist die Verknüpfung von analoger und digitaler Welt und deren Gründungsidee: Jeder soll die Möglichkeit haben Wohlstand zu erreichen und zu halten. Ein Leitmotiv, das auch der Kampagne „#glaubandich“ zugrunde liegt.
Die Digitalisierung hat auch das Bankenwesen verändert – welche Chancen und Risiken sehen Sie?
Digitalisierung verlangt von Banken, dass sie ihre Geschäftsmodelle neu überdenken und passende Strategien entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor allem Fintechs mischen mit ihren innovativen Konzepten den Finanzmarkt ordentlich auf und greifen das traditionelle Bankgeschäft mit ihren Dienstleistungen an. Die Erste Bank hat diesen Trend schon rechtzeitig erkannt und ihr eigenes Fintech gegründet, den Erste Hub. Aus diesem entwickelte sich auch die Idee unseres Online Bankings George, das das Erledigen von Bankgeschäften neu interpretiert hat. Digitalisierung ist für uns als Bank aber auch eine Riesenchance, um noch besser auf unserer Kunden zuzugehen und ihnen einen maßgeschneiderten Service anbieten zu können. Finanzangelegenheiten können unabhängig von Zeit und Ort erledigt werden; unser Onlinebanking ist ein selbstlernendes System, das von Kunden so zusammengestellt werden kann, wie sie es brauchen. Wichtig für uns als Retail Bank bleiben aber immer noch die Filialen, wo Experten auch persönlich mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Dipl. Betriebswirt Birte Quitt, Head of Group Retail Strategy Erste Group
Wird George Filialen der Erste Bank bald überflüssig machen?
Unser Online Banking George hat mittlerweile weit über zwei Millionen Kunden und wird seit Anfang des Jahres auch im paneuropäischen Raum angeboten. Diese Zahlen bedeuten aber nicht, dass das Filialgeschäft in den Hintergrund rückt – im Gegenteil. Filialen bleiben weiterhin ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie und wir bauen weiterhin unsere Flagship Standorte sowie kleinere Servicefilialen aus. Für uns als Retail Bank ist es essentiell digitale und analoge Welt miteinander zu verbinden – und dazu gehören neben Online Banking auch die Filialen.
Wo sehen Sie künftig die größten Herausforderungen für Ihre Branche?
Die Digitalisierung und die damit einhergehende Dynamik der Branche sind und bleiben natürlich die größten Herausforderungen für Banken. Damit einhergehen auch hohe rechtliche Anforderungen an Finanzinstitute: Regulierungsvorschriften, IT-Sicherheitsaspekte und Datenschutzrichtlinien müssen beachtet, Kunden fair behandelt und transparente Prozesse geschaffen werden. Das ist sicherlich ein Bereich, der auch in Zukunft nicht an Komplexität verlieren und dadurch Banken auch ins Schwitzen bringen wird.
Sie sind seit mehr als zwei Jahren Leiterin der Retail Strategy in der Erste Group, Ihr bisheriges Resümee?
Jeden Tag wird mir vor Augen geführt, dass wir als Bank in einer schnelllebigen und immer noch männerdominierten Branche tätig sind. Trotz dieser Dynamik haben wir es in der Ersten geschafft, in den letzten fünf Jahren den Anteil der weiblichen Führungskräfte um 25 Prozent steigern. Mittlerweile sind vier von zehn Führungspositionen sind in weiblicher Hand – eine Zahl, die mich sehr stolz macht. Weibliche Führungskräfte, Diversität generell sollten Normalität sein. Das ist der nächste Reifegrad des Unternehmens und daran müssen wir alle weiter arbeiten.
Was macht die Faszination am Finanz-Business aus?
Die Gründungsidee der Ersten Bank beruht auf dem Prinzip gesellschaftlicher und sozialer Verantwortung – jeder soll die Möglichkeit haben Wohlstand zu erreichen und zu halten. Auch heute ist dieser Gedanke präsenter denn je. Mit unserer #glaubandich Kampagne wollen wir vermitteln, dass wir als Bank in unsere Kunden und ihrer Vorhaben glauben und wir sie bei deren Realisierung unterstützen. Dass wir als Bank in der Lage sind, Menschen beim Erfüllen ihrer Träume ein Partner zu sein, ist ein Aspekt, der mich jeden Tag fasziniert.
Was halten Sie von Bitcoin und Co?
Kryptowährungen sind ein spannendes Phänomen, das aber sehr stark risikobehaftet ist. Der Wert der jeweiligen Währung hängt rein vom Interesse und Vertrauen ab und ist völlig entkoppelt von realwirtschaftlichen Entwicklungen. Dies bedeutet, dass Höhenflüge, die bei u.a. bei Bitcoin vorgekommen sind, möglich sind, aber ebenso ein Wertverlust bis zum Totalverlust eintreten kann. Zusammenfassend ist es ein hoch spekulatives Geschäft, von dem wir abraten.
Auf welche Schwerpunkte legen Sie dieses Jahr den Fokus Ihrer Arbeit?
Die Zufriedenheit unserer Kunden hat auch dieses Jahr für uns höchste Priorität. Dabei bleibt es ganz wichtig, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen, ihm zuzuhören und einen bedürfnisorientierten Service anzubieten – das geht in der Filiale natürlich am besten. Wir legen da auch verstärkt den Fokus auf das Verknüpfen von analoger und digitaler Welt. Kundenberater unterstützen nicht nur bei Themen wie Vorsorge oder Finanzierung, sondern zeigen Kunden die neuen Kanäle und erklären ihnen step by step wie digitales Banking bei uns funktioniert.
Foto: Erste Group