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Finanzexpertin Julia Leeb: Von der Erste Bank zu BDO Austria

Julia Leeb war 15 Jahre bei der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG. Mit 1. Juli wechselte sie zur BDO Austria GmbH. Ein ABW-Interview mit der Finanzexpertin.

Bitte beschreiben Sie uns Ihr neues Aufgabengebiet.

Für BDO werde ich die Finanzierungsberatung im Corporate Finance Bereich weiter ausbauen und mich diesbezüglich eng mit Michael Grahammer und unserem Team abstimmen. Außerdem möchten wir mit vereinten Kräften den Bekanntheitsgrad von BDO in diesem Bereich erhöhen: Natürlich sind wir in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung schon sehr gut etabliert, aber auch die Beratungssparte ist breit aufgestellt und bereit, die österreichischen Unternehmen zu unterstützen – gerade jetzt verstehen wir das als unseren dringlichsten Auftrag. 

Nach zwanzig Jahren von der Bankenbranche in die Beratung – auf welche neuen Herausforderungen freuen Sie sich besonders?

Durch den ganzheitlichen Beratungsansatz von BDO kann ich nun auch in Bezug auf strategische Themen für unsere Kundinnen und Kunden da sein, was mir in der Bank nicht für alle Themenstellungen möglich war. Abgesehen vom Nutzen für den Kunden freue mich auf viele spannende Projekte! Außerdem möchte ich mein Wissen darüber, wie die Banken ticken, z. B. welche Voraussetzungen es für grünes Licht zu bestimmten Anfragen gibt nutzen, um den Kundinnen und Kunden zu schnellen und positiven Ergebnissen zu verhelfen. 

Julia Leeb, Finanzierungsberaterin im Rahmen des Corporate Finance Bereichs bei BDO

Rückblickend betrachtet: Auf welche Leistungen sind Sie besonders stolz?

Beruflich ist dies sicherlich mein Beitrag zum Aufbau und Ausbau des Geschäfts im Bereich Large Corporates und öffentliche Hand für die Erste Bank, die diese Themen am Markt nun sehr stark besetzt. Ein wichtiger Baustein dazu war der Aufbau eines schlagkräftigen, kompetenten und selbstbewussten Teams, das in der Lage ist, auf Augenhöhe mit CFOs und Eigentümern zu verhandeln. Und letztlich auch der Aufbau eines verlässlichen Netzwerks zu den Entscheidungsträgern in der österreichischen Wirtschaft, das eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ermöglicht.

Persönlich hat mich mein Skiunfall im Februar 2017 sicherlich sehr geprägt. Ich konnte aufgrund der schweren Verletzungen einige Monate nicht gehen und bin natürlich auch beruflich ausgefallen. Hier hat mich mein Team sehr unterstützt, das eigenverantwortlich und verlässlich weitergearbeitet hat und sehr flexibel auf die schwierige Abstimmungssituation reagiert hat.

Durch Reha und gezieltes Training – vor allem aber durch Optimismus, Disziplin und Durchhaltevermögen – habe ich über viele Wochen hinweg wieder Gehen und Laufen lernen müssen und bin heute fast völlig wiederhergestellt. Auch darauf bin ich sehr stolz. 

Was fasziniert Sie an der Finanzbranche?

Die Finanzbranche ist ein wesentlicher Faktor für die Funktions- und Lebensfähigkeit der österreichischen Wirtschaft – und letztendlich gilt mein Hauptinteresse und ja, auch meine Leidenschaft, diesem komplexen System und den Menschen, die es am Laufen halten. In Österreich gibt es eine große Zahl von wirklichen Perlen unter den Unternehmen, die auch oft in die Riege der Hidden Champions zu zählen sind. Selbst mittelgroße Betriebe, die von großer Innovationskraft, Weitsicht und Zukunftsfähigkeit geprägt sind, sind häufig nicht landläufig bekannt.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer, die viel Herzblut in ihre Betriebe stecken, möchte ich unterstützen. Natürlich ist die Wirtschaft nun von Corona schwer getroffen und wir müssen alles tun, damit die staatlichen Förderungen schnellstmöglich bei den Unternehmen ankommen. Mir ist es allerdings sehr wichtig, die Menschen hinter all den Gesellschaften nicht zu vergessen: Ohne mutige Unternehmerinnen und Unternehmer nutzen selbst die ausgeklügelten Fördersysteme nichts. Sie sind letztlich das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. 

Wie beschreiben Sie Ihre Arbeitsweise?

Grundsätzlich sehr strukturiert, sehr sorgfältig und sehr analytisch. Ganz so wie man das von jemandem erwartet, der viel mit Zahlen arbeitet (lacht). Ich bin allerdings auch sehr neugierig und offen für Neuerungen, versuche stets lösungsorientiert zu arbeiten und lasse mir nicht einmal durch die Corona-Krise meinen Optimismus nehmen. Ich habe einen Beruf, den ich sehr gerne und mit großer Begeisterung ausübe und das empfinde ich als großes Glück.

Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?

Niemals mehr, als von mir selbst – andernfalls ist authentische Führung nicht möglich. Ebenso wie ich auf meine Kundinnen und Kunden eingehe, ist mir das auch in meinem Team sehr wichtig. Ich versuche, die Teammitglieder gemäß ihrer Stärken einzusetzen und zu fördern. Den Willen zum Wissenserwerb setze ich allerdings voraus, ebenso wie die Fähigkeit eigenverantwortlich zu arbeiten und auch Abläufe oder Sachverhalte kritisch zu hinterfragen. Ich möchte selbstbewusste Teammitglieder, die sich durchaus etwas trauen und auch den Mut haben, Fehler zu machen.

Zu einer gesunden Selbsteinschätzung gehört auch das Wissen, was man selbst kann und wo man vielleicht noch Unterstützung und Förderung benötigt. Zu den persönlichen Qualitäten, auf die ich Wert lege, zählt eine Festigkeit im Wertekatalog, den jemand mitbringt, sowie Zuverlässigkeit, Handschlagqualität und Fairness - im Team und auch dem Kunden gegenüber. Sowohl mit den Aufgaben als auch mit dem Unternehmen sollte ein gewisses Maß an Identifikation vorhanden sein, denn letztlich habe ich bei aller zu wahrenden Professionalität immer auch den Anspruch, dass wir alle Spaß bei unserer Arbeit haben. 

Welchen Tipp geben Sie jungen Frauen, die in der Finanzbranche Karriere machen wollen?

Grundsätzlich würde ich niemandem - egal ob Mann oder Frau – raten, nur aufgrund monetärer Überlegungen in die Finanzbranche zu gehen. Affinität zu Zahlen und zu den kommenden Aufgaben sollte gegeben sein. Denn wie bereits gesagt, halte ich Leidenschaft für die tägliche Arbeit für einen wichtigen Faktor zum Erfolg im Beruf und auch zur persönlichen Zufriedenheit. 

Junge Frauen, die jetzt in diese Branche eintreten, sind vor allem mit männlich besetzten Chefetagen konfrontiert. Sie sollten sich davon nicht verunsichern und sich auch keinesfalls davon abhalten lassen, sich selbst in Zukunft in einer Spitzenposition zu sehen. Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf der Managementebene wird in den nächsten Jahren sicher noch wichtiger für die Unternehmen werden als es ohnehin schon ist - auch wenn es derzeit noch nicht umgesetzt ist.

Daher rate ich gerade jungen Frauen selbstbewusst an ihre Karriere heranzugehen, sich konsequent fortzubilden und sowohl Verantwortungen als auch Gehalt konsequent einzufordern. Außerdem gilt es, möglichst frühzeitig in der Ausbildung ein gutes Netzwerk aufzubauen, das maßgeblich unterstützen kann. 

Foto: BDO Austria

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