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Claudia Schmidt, Abgeordnete des EU Parlaments, ÖVP: In Vielfalt geeint!
Die letzten fünf Jahre war sie Abgeordnete des Europäischen Parlaments. Für die gebürtige Salzburgerin Claudia Schmidt ist Politik vor allem eines: Eine Persönlichkeitsfrage. Frauen möchte sie bestärken und motivieren in sich selbst und ihre Potentiale zu vertrauen.
„EU-Politik ist länderübergreifend, spannend und extrem fordernd. Die vielen Möglichkeiten, die man hat, Themen zu be- und zu erarbeiten und mit interessanten Menschen aus den verschiedensten europäischen Ländern und unterschiedlichsten Meinungen in Kontakt zu kommen, machen sicher auch einen großen Teil der Faszination aus.“ Ein großer Motor ihrer politischen Arbeit ist der Wille gemeinsam mit Betroffenen und Kollegen etwas nachhaltig besser zu machen. Als EU-Parlamentariern erlebe Claudia Schmidt gesellschaftliche Entwicklungen intensiver, immerhin trage sie ja die Verantwortung den Bürgern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. „Auf der anderen Seite wird man ehrfürchtiger, weil man in vielen Bereichen einen Einblick bekommt und realisiert, wie komplex jeder Bereich unserer Gesellschaft mittlerweile ist, erklärt die ÖVP-Politikerin zudem.
Claudia Schmidt, Abgeordnete des Europäischen Parlaments
Eine österreichische Vertreterin in Brüssel
Claudia Schmidt ist Mitglied mehrerer EU-Ausschüsse, woraus sich auch ihre politischen Schwerpunkte ergeben: „Im Transportausschuss will uns die Kommission gerade eine europaweite Stau-Maut/Abgabe für Städte auf’s Auge drücken - das wäre für ganz Österreich mit dem Stauproblem katastrophal für die Autofahrer zusätzlich wurde auch noch über das Mobility Package abgestimmt. Im Haushaltskontrollausschuss setze ich mich für effizientere EU-Förderungen ein. Immerhin wird Steuergeld ausgegeben, auch das der Österreicher/in, und da muss mehr Sorgfalt und Umsicht herrschen. Im Regionalausschuss ist es mir wichtig, dass Förderungen bei den Menschen sichtbarer werden. Außerdem wird es wegen der guten wirtschaftlichen Lage für manche Regionen in Österreich immer schwieriger, die Eigenmittel aufzubringen, um sich den restlichen Betrag in Brüssel abzuholen.“ Sie freue sich, dass Österreich so gut dastehe, doch dürfe dies nicht bestraft bzw. nur wenig belohnt werden.
Als persönlichen EU-Leitspruch formuliert sie „in varietate concordia”, zu Deutsch „In Vielfalt geeint.“ Österreich sei ihrer Meinung nach diesbezüglich auf einem guten Weg. Den Bundeskanzler und sein Team würden die Achtung vor dem anderen und einen wertschätzenden Umgang miteinander praktizieren. „Was mir aus der Ferne auffällt, ist, dass wir uns nicht zu verstecken brauchen, wir können noch mutiger in die Welt hinausgehen: das betrifft unsere Unternehmen, unsere Ausbildung, unseren Fleiß etc. Und das sollten wir auch tun.”
Herausforderungen sind interner Natur
„So viel ist in den letzten Wochen und Monaten über die Rache der Globalisierungsgegner, den unaufhaltsamen Aufstieg der Populisten und die beinahe gewisse Wiederkehr des Faschismus geschrieben und gesprochen worden, dass allein schon der Versuch einer differenzierteren Betrachtung den allgemeinen Unmut provozieren kann. Die größten Herausforderungen, die der EU bevorstehen, bleiben interner Natur“, hält Claudia Schmidt fest. So stellen die Auseinandersetzung mit dem Brexit, der Migration und der Rechtsstaatlichkeit zentrale Themen dar, die es zukünftig zu bewältigen gilt. Ein weiteres Sorgenkind der EU ist sicherlich auch die Wahlverdrossenheit vieler Wähler. Für Schmidt sei der Grund hierfür vor allem im Gebrauch eines typischen ‚Politikersprechs‘ mit Standardsätzen zu finden. Dies beflügle politische Frustration. Sie selbst versuche immer direkt mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, egal ob auf der Straße oder bei Veranstaltungen. „Die Realität ist jedem Menschen zumutbar, manchmal muss sie halt erklärt und erläutert werden. Das gilt in beide Richtungen. Dazu muss das Ernstnehmen der Anliegen und Probleme eine Selbstverständlichkeit sein.“
Politik ist eine Persönlichkeitsfrage
„Ich habe öfters den Spruch gehört, dass sich Frauen in der Politik weniger erlauben können, aber dafür auch weniger scharf kritisiert werden. Dem stimme ich nicht zu, denn egal ob Mann oder Frau: in der Politik aktiv zu sein bedeutet Verantwortung und, dass Aussagen Konsequenzen haben.“ So müsse man manchmal auch unangenehme Wahrheiten ansprechen und sich eine dicke Haut zulegen, erläutert Schmidt. „Da macht das Geschlecht keinen Unterschied, auch wenn das immer wieder impliziert wird. In der Politik geht es schließlich immer darum, Mehrheiten für seine Überzeugungen und Ansichten zu finden“, betont Schmidt weiters. Männer und Frauen haben möglicherweise andere Zugänge, doch bleibe das Prinzip für die ehemalige Stadträtin Salzburgs das Gleiche. So gebe es ihrer Meinung nach Frauen, die zielstrebiger seien als manche Männer. Umgekehrt jedoch auch Männer, die sich in der Politik schwertun würden. „Das ist eine Persönlichkeitsfrage und keine Geschlechterfrage. Aber ehrlich gesagt: Ich mache da keinen großen Unterschied, denn im Endeffekt muss man auf einen politischen Konsens kommen, oder sich zumindest auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Da ist es egal, ob ein Mann oder eine Frau mein Gegenüber ist.“
Auch zur politischen Zusammenarbeit mit anderen Ländern und Parteifamilien würde sie keine Pauschalaussage treffen. „Wie gut und mit wem man zusammenarbeitet, ist themenabhängig. Mal findet man Gemeinsamkeiten mit den Sozialdemokraten, manchmal auch mit den Liberalen.“
Steter Tropfen hölt den Stein
Einer Sache ist sich Claudia Schmidt sicher: „Für Frauen gibt es viel zu tun!“ In der Funktion einer Unterstützerin möchte sie Möglichkeiten aufzeigen, und zwar von der Gemeindeebene bis nach Europa. „Ich bin immer ansprechbar für alle Frauen, die Fragen oder Anliegen haben. Jede Frau muss ihren eigenen Weg gehen, aber nicht alleine, sondern sehr gerne auch begleitet und gecoacht von anderen Frauen, die schon in der Politik sind oder in der Politik aktiv waren.“ Das Wichtigste sei es das Selbstvertrauen der Frauen zu stärken, insbesondere durch einen persönlichen Dialog. Durch das Reden würden die Leute zusammenkommen und in Gesprächsrunden sei es ohnehin viel einfacher auf Befürchtungen oder Fragen einzugehen, erklärt die studierte Heilpädagogin. „Steter Tropfen höhlt den Stein. Und so werde ich nicht müde werden, diese Themen immer wieder anzusprechen und darauf aufmerksam zu machen.“ Zum Schluss verweist Claudia Schmidt noch auf ein Zitat von Madeleine Albright: ‚There is a special place in hell for women who don´t support other women’. „Seien sie sich sicher, ich werde Frauen immer unterstützen und dazu motivieren, an sich, ihre Kraft und ihr Potential zu glauben!“
Foto: Europäisches Parlament