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Mag. Gabriele Graumann, KWP: Weiterentwicklung und auch Menschlichkeit sind wichtig

Gabriele Graumann leitet das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser mit seinen 30 Häusern zum Leben und den 150 Pensionistenklubs für die Stadt Wien. In den vergangenen zehn Jahren gelang es ihr den Sozialfonds der Stadt Wien zu einem Vorzeigeunternehmen der Sozialwirtschaft zu etablieren.

Sie managen seit mehr als zehn Jahren das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser – was hat sich seither verändert?

Die Anforderungen haben sich stark verändert und werden in den nächsten Jahrzehnten noch viel stärker einem Wandel unterzogen sein. So kommt heute etwa die Individualität unserer Bewohner und unserer Mitarbeiter intensiver zum Tragen als früher. Als Organisation müssen wir mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung – sowohl für Bewohner als auch für Mitarbeiter schaffen.

Welchen Stellenwert hat Ihr Beruf für Sie?

Ich erlebe meinen Beruf als persönliche Bereicherung. Er ist mit mir verknüpft und hat eine Wechselwirkung. Ich kriege im Rahmen meiner Tätigkeit Dinge mit, die mich auch privat dann noch beschäftigen. Da sind zum einen meine Mitarbeiter, deren Einsatz, Kompetenz und Ideen mich regelmäßig ins Stauen versetzen und zum anderen unsere Bewohner und Klubbesucher deren kreatives Potential mich oft regelrecht umhaut! Der Bestseller Autor Eugen Prehsler hat soeben ein Buch über die Häuser zum Leben geschrieben – „Das Lächeln des Alters“ – ich sehe dieses jeden Tag in den Gesichtern unserer Bewohner und Besucher – das schätze ich am meisten.

Welche Projekte sind 2020 geplant?

Wir haben im Unternehmen sieben Arbeitsgruppen, die für 2020 Zukunftsprojekte erarbeitet haben. Das beste Konzept sollte von der Geschäftsleitung zur Umsetzung ausgewählt werden. Die vorgestellten Projekte waren jedoch so hervorragend, dass wir uns dazu entschieden haben, statt einem alle sieben umzusetzen!

Das reicht von einem Haus, das mittels modernster Technologien die bestmögliche Pflege und Betreuung unserer Bewohner sowie ein attraktives Arbeitsklima für unsere Mitarbeiter sicherstellt und ein Leuchtturmprojekt ist, über eine KWP-eigene „Alexa“, die auf die Bedürfnisse von Senioren hin entwickelt wird, bis hin zu Maßnahmen der Förderung der Akzeptanz von AAL-Technologien zur Erhaltung der Selbstständigkeit. Zusätzlich arbeiten wir an digitalen Helfern für Pfleger. Der Einsatz von neuen Technologien, wie zum Beispiel Sprachassistent und AR-Brille (Augmented-Reality-Brille), sollen einereits den Pflege-prozess wesentlich anreichern als auch das Oboarding bzw. Weiterbildung der Mitarbeiter verbessern. 

Wie macht sich der Pflegekräftemangel bemerkbar? Wie gehen Sie damit um? 

Diplomierte Pflegefachkräfte und Pflegeassistenten sind gemeinsam mit den berufsgruppen der Betreuung das Rückgrat unserer Häuser. Und dieses Personal findet sich nicht einfach auf der Straße. Wir arbeiten daher mit einer ganzen Reihe von kreativen Recruiting-Strategien, blicken ständig über den Tellerrand und sind mit Vorträgen an den wichtigsten Instituten, Fachhochschulen, Unis und Kongressen vertreten. Wir sind außerdem in Kontakt mit Pflege-Bloggern und -Medien und nehmen uns stets Zeit, um leidenschaftlich bei Debatten rund ums Thema Pflege mitzureden.

Zudem laden wir Absolventen im Pflegebereich bereits frühzeitig gezielt zu Informations-Veranstaltungen in unsere Häuser. Wir haben das Glück, dass das KWP als Institution einen hervorragenden Ruf genießt und viele Menschen bei uns arbeiten wollen. Aber darauf ruhen wir uns natürlich nicht aus. Im KWP haben wir ein eigenes Fortbildungszentrum, in dem wir jedes Jahr eine knappe Million Euro für Aus- und Weiterbildung ausgeben. Wir haben Führungskräfte-Entwicklungsprogramme, denn gute Mitarbeiter können Sie nur halten, wenn Sie gute Chefinnen und Chefs haben. 

In welchen Bereichen sehen Sie in den kommenden Jahren die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung ist, alles zu hören, was wichtig ist, und nichts zu überhören an Entwicklungen, die uns unterstützen können. Unsere Mitarbeiter haben etwas zu sagen, können sich engagieren. Unsere Bewohner aber auch ihre An- und Zugehörigen sollen teilhaben an dem, was im Haus passiert. Und da ist eben die Herausforderung für mich, die Mitarbeiter zu befähigen, dass diese Entwicklungen als Chance gesehen werden und nicht als etwas, was behindert.

Was sind Ihre Erfolgsrezepte, um das KWP erfolgreich zu managen?

Der gemeinsame Nenner all unserer Erfolgsrezepte ist die stetige Weiterentwicklung unter Bewahrung der Menschlichkeit und der persönlichen Zuwendung im Umgang mit unseren Bewohnern und Klubbesuchern. Unser Unternehmen befindet sich da zudem gerade in einem spannenden Prozess. Wir ermutigen auf allen Ebenen und in allen Bereichen Diskussionen über Kulturveränderung, Prägungen, Vorstellungen und über die individuelle Pflege- und Betreuungsphilosophie. 

Ihre beruflichen Vorsätze für das kommende Jahr?

Wir werden die Kommunikation nach allen Richtungen noch stärker ausbauen und verfeinern. Ich bin der Überzeugung, dass gelingende Kommunikation die Voraussetzung für gelingende Pflege ist. Da kommt wieder die enorme Individualität unserer Bewohner und Mitarbeiter ins Spiel. In unserem Fall sprechen wir da immerhin von Menschen aus über 60 Nationen! Um jemand richtig verstehen zu können bedarf es einer Klärung der individuellen Haltung, der kulturellen Prägung und persönlichen Rolle. Dies stets zu bedenken ist mein persönlicher Vorsatz!

Wie und wo möchten Sie selbst Ihren Lebensabend verbringen?

Ich habe noch keine Vorstellung davon, wie meine Wohnsituation sein wird, aber ich möchte nicht alleine leben. Keinesfalls möchte ich jedoch meiner Tochter die Verantwortung dafür aufbürden - das ist mir sehr wichtig. Gar nicht vorstellen kann ich mir, in einer Wohngemeinschaft zu leben. Das konnte ich schon zu Studentenzeiten nicht. Und wenn ich sehe, wie die Gesellschaft mit Demenz umgeht, würde ich mir wünschen, dass ich trotzdem noch als Mensch wahrgenommen werde. Wenn unsere Vision in Sachen Teilhabe und Lebensqualität für Senioren Bestand hat – und davon bin ich überzeugt – wird auf jeden Fall in Wien für ältere Menschen mehr getan!

Das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) 
ist ein gemeinnütziger privatrechtlicher Fonds der Stadt Wien. Wir betreiben in Wien die 30 Häuser zum Leben, die Seniorinnen und Senioren rund 9.000 Plätze bieten. Dazu kommen die 150 PensionistInnenklubs für die Stadt Wien mit Tausenden eingeschriebenen Klubmitgliedern. Damit ist das KWP österreichweit der größte Anbieter auf dem Sektor der SeniorInnenbetreuung. Insgesamt arbeiten im KWP über 4.400 MitarbeiterInnen. Zudem engagieren sich über 500 ehrenamtliche MitarbeiterInnen und 70 Zivildiener für die KWP-KundInnen.

Wir sind Preisträger zahlreicher Auszeichnungen. Darunter: TOP-Lehrbetrieb, Gesundheitspreise der Stadt Wien, Österreichisches Umweltzeichen für die Gemeinschaftsverpflegung, Sozialmarie-Award und viele mehr. Unser gemeinsames Gebot ist es Lebensqualität zu optimieren, Gerechtigkeit zu achten, Freiheit zu garantieren und Solidarität zu leben. Dies gelingt uns durch hohe Professionalität sowie Integrität und gesamtheitliches Denken gepaart mit Gelassenheit und Humor.

Foto: Häuser zum Leben

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