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Doris Bures, Zweite Nationalrats-präsidentin: Angst in diesen Zeiten ist ein schlechter Berater

Im Gespräch mit Austrian Business Woman fordert die zweite Nationalratspräsidentin, dass den heimischen Unternehmen wesentlich schneller und unbürokratischer geholfen werden müsse.

Welche Folgen der Corona-Krise fürchten Sie am meisten?

Davor, dass wir die Hoffnung aufgeben und uns von Angst leiten lassen. Angst ist ein schlechter Berater. Das gilt in der Politik genauso wie in der Wirtschaft. Unsere Aufgabe als Politikerinnen und Politiker ist es nicht Angst zu machen, sondern Ängste zu nehmen. Viele Menschen sind arbeitslos geworden oder in Kurzarbeit beschäftigt, zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer wissen nicht wie es weitergehen soll. Sie alle machen sich berechtigte Sorgen um ihre Zukunft und ihre Familie. Wir dürfen sie jetzt nicht alleine lassen, sondern ihnen Hoffnung, Mut und Zuversicht geben.

In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen?

Ganz besonders in der sozialen Frage. Aus der aktuellen Gesundheitskrise darf keine Sozialkrise werden. Wir dürfen keine Krisenverliererinnen und Krisenverlierer zulassen. Mit so vielen Arbeitslosen und bedrohten Betrieben werden wir die Wirtschaft nicht wieder hochfahren können. Heute sehen wir wieder einmal den großen Wert der Sozialpartnerschaft. Der Interessensausgleich und der starke Sozialstaat sind die Gründe, warum Österreich in seiner Geschichte schon viele Krisen gut bewältigen konnte. Wir werden auch die aktuelle Krise meistern und zwar mit Fleiß, Zusammenhalt und Solidarität, wie wir das immer getan haben.

Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis es wieder einen „normalen“ Arbeitsalltag geben wird?

Ich glaube, diesen Moment sehnen wir schon alle herbei. Dank der Disziplin und der Solidarität der Österreicherinnen und Österreicher geben die aktuellen Entwicklungen bereits Hoffnung auf einen baldigen Normalzustand. Besonders jenen Menschen, die mit Homeoffice und Kinderbetreuung eine Doppelbelastung haben, den Alleinerziehenden und  Familien, die auf engstem Raum zuhause leben und arbeiten. Den Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich, im Handel und in vielen anderen Sparten, die nicht zuhause bleiben können. Nicht zuletzt den Unternehmerinnen und Unternehmern, deren Betriebe noch immer stillstehen und deren Geschäfte menschenleer sind. 

Sind Sie zufrieden mit den Maßnahmen der Regierung, die zur Unterstützung der Menschen eingeleitet wurden?

Zu Beginn der Krise wurden die Maßnahmen der Bundesregierung von einer großen Mehrheit auch im Parlament mitgetragen. Mittlerweile vermissen viele Menschen die Transparenz und die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen. In vielen Bereichen fehlen konkrete Maßnahmen und Programme. Angesichts von 600.000 Arbeitslosen, 1,2 Millionen Menschen in Kurzarbeit und vielen Firmen, die vor großen wirtschaftlichen Problemen stehen, braucht es rasches Handeln. Da geht es um Menschen, deren Existenz auf einen Schlag erschüttert wurde. Die darf man nicht im Ungewissen lassen, sondern muss ihnen Unterstützung und Perspektive geben. Versprochene Hilfen besonders für Klein- und Mittelbetriebe müssen auch ankommen. Das geht derzeit viel zu bürokratisch und zu langsam.

Was empfehlen Sie Frauen, die von der Krise betroffen sind?

Wir können stolz sein, auf das, was wir Frauen alles leisten. Denn, wie so oft sind es zu einem Gutteil Frauen, die unser Land durch diese Krise tragen. Gerade deshalb trifft sie die Corona-Pandemie ungleich härter. Frauen sind die Hauptbetroffenen der Doppel- und Dreifachbelastung mit Arbeit, Haushalt und Betreuungspflichten. Frauen stellen Dreiviertel der Beschäftigten in den sogenannten systemrelevanten Berufen, etwa im Gesundheits- und Pflegebereich oder im Handel und mehr als die Hälfte der Einpersonenunternehmen.

Homeoffice, Homeschooling und Social Distancing dürfen die frauenpolitischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte nicht zunichte zu machen. Nach der Krise dürfen wir keine Zeit verlieren, wir müssen zusammenstehen und weiter für Gleichberechtigung und Emanzipation in allen Bereichen kämpfen.

Foto: Parlamentsdirektion/ Johannes Zinner

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