ABW Logo
austrian-business-womanprof-elisabeth-stadlerbarbara-mucha-media

Prof. Elisabeth Stadler, VIG: Wir bewältigen auch diese Ausnahmesituation

Die Generaldirektorin der Vienna Insurance Group AG im ABW-Interview über die Folgen der Corona-Krise für das Versicherungsbusiness, ihren Arbeitsalltag im Home Office und die gute Arbeit der Regierung.


Welche Folgen hatte der Lockdown für die VIG? 

Er hat uns eine weltweit wirtschaftliche Ausnahmesituation gebracht, die natürlich auch an uns nicht spurlos vorüber geht. Sozusagen von einem Tag auf den anderen haben wir Tausende Mitarbeiter ins Home Office geschickt, die operativen Versicherungsgesellschaften haben die Kundenbüros geschlossen, kein Berater konnte persönlichen Kundenkontakt aufnehmen.

Aber es hat sehr gut funktioniert, wir waren alle miteinander nicht im physischen, aber digitalen Kontakt und konnten den Geschäftsbetrieb ohne Probleme aufrechterhalten. Wir verzeichneten in den ersten Wochen erwartungsgemäß einen Rückgang im Neugeschäft, andererseits wurden vermehrt Versicherungen online abgeschlossen. Das zeigt, dass sich unsere umfangreichen Digitalisierungsaktivitäten bezahlt machen.   


In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen für die Versicherungsbranche?

Wir sind in einer Situation, die im engeren Sinne keine Finanzkrise darstellt, sondern eine Krise der Realwirtschaft, welche Auswirkungen auf die Finanzwirtschaft und damit auch auf die Versicherungen mit sich bringt. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten wirken sich auf die Kapitalmärkte aus und somit auf unsere Veranlagungen. Wir haben begonnen, unsere Kapitalanlagen so zu kategorisieren, dass wir realwirtschaftliche Auswirkungen auf unser Portfolio in Teilportfolios abschätzen können. Zu Gute kommt uns eine solide Kapitalstärke, eine sehr starke Bilanz 2109 und sehr erfolgreiche Vorjahre. Wir sind daher zuversichtlich, diese Ausnahmesituation so gut wie möglich zu bewältigen. 

Wann rechnen Sie mit einer „Normalisierung“ des Geschäftsalltages?

Mitte April haben unsere operativen Versicherungsgesellschaften begonnen, die Kfz-Zulassungsstellen wieder zu öffnen, ab 4. Mai wurden auch schrittweise die Kundenbüros geöffnet. Alles natürlich unter strenger Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften. Es wird Schritt für Schritt wieder eine Normalisierung eintreten, obwohl uns die Sicherheitsmaßnahmen werden uns wohl noch viele Wochen begleiten. Wie das neue „normal“ definitiv aussehen wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.   


Sind Sie zufrieden mit den Maßnahmen der Regierung, die zur Unterstützung der Wirtschaft eingeleitet wurden?

Wir haben von Beginn an die gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung unterstützt und ich halte sie für wichtig und richtig, wie ja auch die positiven Ergebnisse im Vergleich zu anderen Ländern zeigen. Das gilt auch für die finanziellen Unterstützungspakete. Ob sie im ausreichenden Maße Wirkung zeigen, wird sich erst weisen. Wir können derzeit alle noch nicht die tatsächlichen Auswirkungen der Coronakrise im Detail abwägen.     


Bitte beschreiben Sie Ihren Arbeitsalltag während des Lockdowns?

Er ist geprägt von unzähligen Telefon- und Videokonferenzen. Was ich mir an Fahrzeit oder Reisezeit erspare, wird in digitale Gespräche investiert. Ich bin laufend mit Behörden, allen voran der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde, den Ministerien, Kapitalmarktvertretern und vor allem mit unseren Gesellschaften in den Ländern in Kontakt.

Es geht um ein stetes Update und Einschätzung der aktuellen Situation und das Umsetzen entsprechender Maßnahmen. Parallel gilt es natürlich unsere gesetzten Pläne zu realisieren, an denen wir auch während der Coronakrise versuchen festzuhalten. Natürlich müssen auch alle Bereiche im Haus koordiniert werden. Wichtig ist in so einer Situation, dass das Management für die Mitarbeiter „greifbar“ bleibt, und laufend über aktuelle Entwicklungen kommuniziert und die aktuelle Stimmungslage über E-mails, Intranet, Video bzw. Telefon einfängt.     

Was empfehlen Sie Unternehmerinnen, die von der Krise betroffen sind?

Es gibt sehr viele Stellen, die Informationen über staatliche oder sonstige Unterstützungen bieten. Darüber sollte man sich sehr genau informieren. Bezogen auf Versicherungen würde ich in einem Gespräch mit dem Berater die jeweilige Situation analysieren und mich nach individuellen und flexiblen Übergangslösungen erkundigen, die sicher gemeinsam gefunden werden können.  

Foto: Philipp Lipiarski

Cookies dienen der Benutzerführung und der Webanalyse und helfen dabei, die Funktionalität der Website zu verbessern, um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten. Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Datenschutzerklärung Ok