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Gudrun Meierschitz, ACREDIA Versicherung: "Die Zahlungsmoral verschlechtert sich"
Gudrun Meierschitz, Vorständin der ACREDIA Versicherung AG, ist davon überzeugt: Ob Corona oder Wirtschaftskrise – zur DNA eines guten Versicherers gehöre es, bestimmte Gegebenheiten zu akzeptieren und damit umgehen zu lernen. Primäres Ziel sei es, den Kunden bestmögliches Service zu bieten.
"Acredia ist finanziell sehr gut aufgestellt, wir haben eine ausgezeichnete Solvenzquote. Zudem sorgt unser bonitätsmäßig erstklassiger Rückversicherer für zusätzliche Sicherheit. Wir haben stabile Eigentümer und fühlen uns gut gerüstet – Kunden von Acredia können in dieser Hinsicht absolut beruhigt sein“, sagt Gudrun Meierschitz angesichts der nicht gerade einfachen Zeit mit komplexen Herausforderungen.
Eine detaillierte Risikoanalyse und ein ordentliches Risikomanagement seien in der derzeitigen Situation unverzichtbar. Es sei wichtig, in Szenarien zu denken und zu rechnen. Manche Gegebenheiten müsse man einfach akzeptieren und lernen, damit umzugehen – das alles gehöre zur DNA eines Versicherers. „Wenn man diesen Prinzipien treu bleibt und mit einer ordentlichen Prise Hausverstand ergänzt, dann hält man auch bei mancher Herausforderung seinen sicheren Kurs“, so die Vorständin.
Auf die richtige Balance kommt es an
Kurzfristig gehe es nun darum, die Auswirkungen der zu erwartenden Insolvenzwelle auf die Kunden einzudämmen, beziehungsweise die Versicherungsfälle abzuwickeln. „Wir ersetzen Forderungen aus Warenlieferungen und Leistungen, wenn der Abnehmer unseres Kunden nicht zahlen kann, weil er zahlungsunfähig ist. Unsere Aufgabe ist es, die Bonität der Kunden unserer Versicherungsnehmer zu prüfen – wenn sich die Kreditwürdigkeit verschlechtert, reagieren wir darauf und reduzieren somit das Risiko für unsere Kunden und Acredia. Gleichzeitig müssen wir auch einen Risikotransfer aufrechterhalten. Diese Balance zu finden und zu halten ist für uns in den nächsten Monaten sicher ein zentrales Thema.“ Parallel dazu halte man an der Realisierung der mittel- und langfristigen Vorhaben fest.
Meierschitz: „Wir wollen für unsere Kunden attraktive und moderne Versicherungsprodukte entwickeln und unsere digitale Kundenschnittstelle ständig verbessern. Wir arbeiten an der Fertigstellung und Weiterentwicklung unseres neuen IT-Systems für die Kernprozesse. Natürlich möchten wir auch unsere Unternehmens- und Projektkultur weiterentwickeln. Diese Maßnahmen fokussieren sich alle auf ein Ziel: unseren Kunden ein noch besseres Service zu bieten.“
Gudrun Meierschitz, Vorständin der ACREDIA Versicherung AG
COVID wird uns noch lange begleiten
Die österreichischen Unternehmen seien nun aus der Schockstarre erwacht und haben nach den COVID-Notfallmaßen nun Zeit, sich um das Forderungsmanagement zu kümmern.
Auf die anfängliche Hoffnung, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen nach kurzer Zeit wieder vorbei sein würden, folgt nun die Ernüchterung. COVID werde uns noch lange begleiten, ist Gudrun Meierschitz überzeugt. Die Wirtschaft werde sich erholen, aber nicht so schnell. Die Bonitäten sowie die Zahlungsmoral zahlreicher Firmen würden sich zunehmend verschlechtern. Aus diesem Grund suchen die Unternehmen Deckungen vor allem für den Export. Hier biete Acredia Rahmen- oder Single-Lösungen an.
Digitale Kundenschnittestelle
Dass man im digitalen Bereich sehr fortgeschritten sei, machte sich in der Krisenzeit positiv bemerkbar. „Unsere komplette Belegschaft konnte ab 16. März uneingeschränkt mit allen Funktionalitäten im Home Office arbeiten. Unsere Kundenschnittstelle ist seit Jahren vollkommen digital. Man kann Kreditprüfungsaufträge, Obliegenheitsmeldungen und Schadenanträge bei uns einfach online abwickeln. Besonders stolz sind wir, dass gerade vor wenigen Tagen unser neues Kundenportal online gegangen ist. Es bietet den Kunden ein noch besseres Look & Feel-Erlebnis sowie eine höhere Bedienerfreundlichkeit. Für unsere Kunden haben wir bereits 2016 die erste Online-Kreditversicherung auf den Markt gebracht: Mit ACREDIA Select kann man einfach, schnell und digital Versicherungsdeckungen kaufen“, sagt die Versicherungsexpertin, die auf offene Kommunikation setzt.
„Wir haben nach Beginn des Lockdown im März innerhalb weniger Wochen erkennen müssen, dass die Ausmaße der Folgen sicherlich wesentlich schwerwiegender sind als jene der Finanzkrise 2008/2009. Das hatte zur Folge, dass auch wir unser Verhalten ändern und leider viele Versicherungsdeckungen reduzieren oder streichen mussten. Diese Tatsache haben wir unseren Kunden offen kommuniziert – das ändert nichts daran, dass es unerfreulich ist, aber es wurde wertgeschätzt, dass wir darüber informiert haben.“
Schnelle Umstellung und reibungslose Abläufe
Natürlich gebe es viele Dinge, die die Gesellschaft sehr rasch gelernt habe – eine neue Art des Zusammenarbeitens, neue Geschäftschancen oder auch eine Änderung des sozialen Verhaltens. Aber jenen, die Existenzängste haben, zu sagen, die Krise wäre eine Chance, findet Gudrun Meierschitz unangebracht und falsch.
„Für mich persönlich als Acredia-Vorständin war es dennoch schön zu erkennen, wie rasch sich unser gesamtes Team quasi über Nacht auf die geänderten Umstände eingestellt hat und so vom ersten Tag an ein reibungsloser Geschäftsablauf aus dem Home Office garantiert war.“
Foto: ACREDIA Versicherung AG