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Wie geht es mit den Medien weiter?

Dr. Klaus Schweighofer?Vorstandsvorsitzender Verband Österreichischer Privatsender
Geschäftsführer Antenne Steiermark, Vorstand Styria Media Group & Styria Media International

„Qualität, Relevanz und Vertrauenswürdigkeit als Erfolgsfaktoren immer wichtiger“

Wir beobachten derzeit weitreichende, strukturelle Veränderungen in der Medienbranche. Generell nimmt der Wettbewerb zu, sowohl national, als auch international, und die Rahmenbedingungen für private Medienunternehmen werden immer schwieriger. Als Vorsitzender des Privatsenderverbands habe ich allerdings den Eindruck, dass gerade die privaten Radio- und Fernsehsender sehr gut mit diesen Umbrüchen umgehen können. Das liegt sehr stark an den engen emotionalen Bindungen, die sie über Jahre und Jahrzehnte zu ihren Hörern und Sehern aufgebaut haben. Und daran, dass sie zuverlässige Informationen bieten, die eine hohe Relevanz für den einzelnen Hörer oder Seher haben. In einer Zeit, wo die Menschen– vor allem durch das Internet - mit Informationen „überflutet“ werden, nimmt die Bedeutung und die Wichtigkeit der klassischen Medien sogar zu, da man ihnen vertrauen kann. Qualität, Relevanz und Vertrauenswürdigkeit werden als Erfolgsfaktoren also immer wichtiger.


Mag. (FH) Peter Rathmayr
Geschäftsführer Krone Multimedia

„Sind mitten in einem gigantischen Transformationsprozess“

Grundsätzlich steigt die Online-Mediennutzung, betrachtet man die Monatsnutzung, sind auf Tageszeitungsniveau. Dementsprechend verschieben sich die Werbebudgets auch heuer wieder enorm. Einen Weg gehen wir als Krone Verlag konsequent.: Die User dort erreichen, wo sie gerade sind, und in dem Format, das sie gerade brauchen. Sprich: An der Haltestelle mit einer Applikation, die die „Breaking news“ bringt, am Desktop mit Zusatzfeatures und einer entsprechenden Nachrichtenaufbereitung, am Abend mit einem „Sum-Up“ des Tages garniert mit Videos und Bildern für die iPad-Variante. Das ist die Transformation, in der sich der Markt gerade befindet. Es geht um die Entwicklung von Benefits für den Leser und um Medienkonvergenz. Print-Leser haben ganz andere Erwartungen an ein Medium als die Online-Zielgruppe. Online zählt vor allem um höchste Geschwindigkeit und Aktualität, im Printbereich die fundierte Aufbereitung. Wir sehen diesen Wandel auch insofern, als die Kooperation zwischen Print und Online heute viel stärker ausgeprägt ist als etwa noch vor drei Jahren. Das große Thema ist die Vertikalisierung der Nachrichten, sie einer immer breiteren Zielgruppen zugänglich zu machen. Und es geht es darum ständig neue Geschäftsfelder zu finden und diese mit der Zielgruppe zu vereinen. Die ständige Verbreiterung ist aber nicht nur im Content-Bereich zu beobachten, es geht auch um die Produktseite und darum, mit der eigenen starken Print- und Onlinemarke Dienste und Services zu „befeuern“. Wir haben das Glück mit der „Krone“ eine sehr starke Marke als Flagschiff zu haben, das ist unser „Riesen-Asset“, damit sehen wir auch gute Chancen, uns lokal in Österreich und gegen deutsche oder US-Mitbewerber zur Wehr zu setzen. Die Challenge ist aber nicht nur eine strategische, sondern auch eine technologische: Entwicklungen im Bereich Online, mobile oder tablets müssen sich zumindest in zwei Jahren  amortisiert haben und zweitens nicht aufgrund der rasant fortschreitenden Technologie völlig absolet sein. Es gibt keinen Stillstand!



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Wie geht es mit den Medien weiter?

Mag. Thomas Kralinger
Präsident des Verbandes Österreichischer Zeitungen
Kurier-Geschäftsführer

„Schwer finanzierbarer Qualitätsjournalismus“

In den USA erscheint in New Orleans, Detroit und Birmingham keine gedruckte Tageszeitung mehr. Die deutsche Medienbranche wurde durch die Pleiten der „Frankfurter Rundschau“ und der „Financial Times Deutschland“ erschüttert. Und auch hierzulande haben sich zahlreiche Untergangspropheten aufgeschwungen, um das Ende der gedruckten Tageszeitungen zu verkünden. Einschätzungen, die durch Fakten widerlegt werden: Österreich gehört mit einer Tageszeitungsreichweite von 72 Prozent zu den Top-Fünf-Zeitungsnationen Europas. Zum Vergleich: In den USA erreichen Tageszeitungen weniger als 40 Prozent der Bevölkerung. Unsere Produkte werden vom Leser weiterhin angenommen, jedoch bröckelt das wirtschaftliche Fundament. Mit der Wirtschaftskrise sind die Werbeeinnahmen aller Mediengattungeneingebrochen. Laut einer VÖZ-Umsatzerhebung ist der Anzeigenumsatz unserer Mitgliedsmedien zwischen 2008 und 2009 um fast 13 Prozent zurückgegangen. Bislang konnten die Werbeerlöse noch nicht das Vorkrisenniveau erreichen. Gleichzeitig wird der Wettbewerb um den heimischen Werbekuchen immer härter. Der ORF möchte durch die Vermarktung der TV-Thek zusätzliche Werbegelder für sich beanspruchen und Google erwirtschaftet jährlich alleine in Österreich geschätzte 140 Millionen Euro mit Online-Werbung. Während sich die Umsätze von Tageszeitungen vormals zu zwei Dritteln aus Anzeigen- und einem Drittel aus Vertriebserlösen zusammensetzten, haben wir nun eine 50:50-Aufteilung zwischen den beiden Einnahmenblöcken. Am stark verzerrten heimischen Medienmarkt wird es zunehmend schwerer, Qualitätsjournalismus zu finanzieren. Das Leistungsschutzrecht für Presseverlage, die Reform und Aufstockung der Presseförderung, eine Mehrwertsteuerreduktion auf Online-Zeitungsausgaben können helfen, Qualitätsjournalisten in Zukunft zu finanzieren. Denn Zeitungen und Magazine für die Demokratie unverzichtbar. Das haben wir im vergangenen Herbst mit dem ersten VÖZ-Public Value Bericht dargelegt und das zeigen auch internationale Studien: In US-amerikanischen Städten, in denen keine Zeitung mehr erscheint, sinkt die Wahlbeteiligung und Menschen sind weniger bereit öffentliche Ämter zu bekleiden, ermittelte das „Pew Research Center“ bereits
2009. Zeitungen und Magazine bietet mit ihren Hintergrundgeschichten, Analysen und Kommentaren die notwendigen Informationen, um als erfolgreiche ‚Business Woman’ die richtigen Schlüssel für das berufliche und wirtschaftliche Weiterkommen zu ziehen. Weiter sind die Kaufzeitungen und -magazine auch erfolgreiche Werbeträger. Unsere Leser nehmen die Inhalte (und auch die Werbebotschaften) deutlich interessierter und aufmerksamer wahr, als jene der Gratis-Konkurrenz.


Prof. Harald Knabl
Verlagsleitung & Chefredakteur Niederösterreichische Nachrichten

„Genussmittel“ Print hat Zukunft

Wir haben ein klar definiertes räumliches Konzept und betrachten uns auch im Bereich Online als die Experten für Niederösterreich. Wir haben auf der anderen Seite die zusätzliche Schwierigkeit, dass wir als Wochenzeitung unsere Nachrichten eben nur einmal in der Woche verkaufen können, gleichzeitig wissen wir, dass gerade in Niederösterreich der Online-Markt noch nicht so durchdrungen ist. Und gingen wir „auf Teufel komm’ raus“ ins Netz, würden wir auch jene „füttern“, die so billig an Nachrichten aus Niederösterreich gelangen, um sie an ihre eigene Leserschaft weiterzugeben. Aufgrund unserer speziellen Situation muss der Auftritt der NÖN als Online-Medium sorgfältig durchdacht werden und wir arbeiten intensivst am Cross-medialen Gesamtkonzept. Hier werden wir unseren eigenen Weg gehen.
Grundsätzlich geht es um Geschäftsmodelle, mit denen die Branche zusätzlich zum Printbereich auch Online Geld verdienen kann. Wobei ich – trotz des jahrelangen Abgesangs – davon überzeugt bin, dass das gedruckte Medium als „Genussmittel“ noch eine lange Zukunft hat. Und nach Jahren der Gratis-Kultur und des nahezu fahrlässigen Verschenkens unseres Handelsguts, der nachrichten, scheint sich die Branche zu besinnen, dass wir, um gute nachrichten bieten zu können, die Kolleginnen und Kollegen auch entsprechend bezahlen müssen.


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