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Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP): Lernen auf der Rennstrecke
Corinna Drumm hat ihre gesamte berufliche Laufbahn über im Bereich private Medien verbracht – und das erfolgreich. Die Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender über ihre Karriere, die Veränderungen in der Branche und warum sie auf einer Kawasaki ZX-6R ihre wichtigste Lektion für das Berufsleben gelernt hat.
Corinna Drumm ist seit fünf Jahren Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP). Sie kann auf diesem Gebiet ein wirklich breites Erfahrungsspektrum vorweisen: „Meine Karriere spielte sich bisher zur Gänze in der Welt der privaten Medien ab“, sagt Drumm. Vor ihrem Einstieg beim VÖP war sie sowohl im Privatradio- als auch im Privatfernsehbereich tätig: „Als Geschäftsführerin von SAT.1 Österreich und von der Antenne Salzburg, als General Manager bei der Antenne Wien, und davor im Controlling der DoRo Filmproduktion.“
Am Ende gewinnt der Bessere
So eine Laufbahn präge natürlich, so wie einen auch eine Laufbahn beim ORF als staatlichem Unternehmen präge. „ In der freien Wirtschaft gelten einfach andere Grundsätze: Da geht es um Angebot und Nachfrage, um fairen Wettbewerb, und am Ende gewinnt der Bessere. Der ORF lebt in vielerlei Hinsicht in einer völlig anderen, geschützteren Welt. Wenn man 600 Millionen Euro staatliche Subventionierung erhält, hat man einen anderen Zugang zum Konzept eines freien und fairen Wettbewerbs“, betont Drumm.
Auf der Rennstrecke
Und wo hat sie im Laufe ihrer langen Karriere am meisten gelernt, die wertvollsten Erfahrungen gemacht? Die Antwort überrascht: „Eine ganz wichtige Lektion für mein Berufsleben habe ich auf der Rennstrecke gelernt. Ich bin viele Jahre lang hobbymäßig Motorradrennen gefahren. Für die Insider: Mit einer Kawasaki ZX-6R. Wenn man in einem Rennen zusammen mit einem anderen Fahrer auf eine Kurve zufährt, dann ist die entscheidende Frage, wer als erster aus der Kurve fährt. Das hat viel mit Technik zu tun – ab wann und wie lange muss ich bremsen, bevor ich in die Kurve einlenke, wie viel Schräglage vertragen meine Reifen, bevor sie den Grip verlieren, und ab welchem Punkt kann ich das Gas nach der Kurve wieder aufdrehen, ohne einen Highsider zu riskieren? Es hat aber auch mit dem Kopf zu tun – mit dem unbedingten Willen, nach der Kurve vorne zu sein.“
Freude an der Sache
Obwohl sie so viele Jahre in der Medienbranche tätig ist, ihre Faszination hat sie für Corinna Drumm nie verloren. „Die Medienbranche ist eine der reizvollsten und vielfältigsten Branchen. Man hat mit vielen kreativen und charismatischen Menschen zu tun und es gibt so viele spannende Themen. Ich möchte nirgendwo sonst arbeiten und gehe jeden Tag mit großer Freude an meine Arbeit. Freude an der Sache ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Höchstleistungen zu erbringen.
Zielstrebigkeit und Ehrgeiz
Freude an der Sache allein reicht für eine Karriere wie die von Corinna Drumm nicht aus, da braucht es noch einiges mehr: „Neben der fachlichen Qualifikation sind Zielstrebigkeit und Ehrgeiz sicher wichtige Eigenschaften. Es ist jedoch nicht leicht, als Frau seinen Platz in so einer Männerwelt zu finden. Männer kommunizieren und agieren teilweise völlig anders als Frauen. Das muss man verstehen und richtig darauf reagieren. Hierfür gibt es aber leider kein allgemein gültiges Patentrezept“, so Drumm.
Veränderungen
In ihrer Branche hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Drumm: „ Die Menschen haben Zugang zu immer mehr medialen Angeboten, und die Nutzung wird immer einfacher. Dadurch verändern sich auch die Nutzungsgewohnheiten. Früher war man als Zeitungsleserin, Radiohörerin oder Fernsehzuschauerin auf spezifische Endgeräte und Nutzungssituationen beschränkt. Heute sind diese Angebote in technologischer Hinsicht konvergiert. Sie können auf dem Tablet fernsehen, Radio hören oder ein e-Paper lesen. Zugleich hat sich die Vielfalt der Angebote erhöht. Das verändert auch die Situation der Medienanbieter gravierend.“
Weltweite Giganten
Die Herausforderungen , denen die Branche gegenübersteht, sind im wahrsten Sinne „gigantisch“. „Als österreichische Medienunternehmen stehen wir zunehmend mit globalen Playern wie Google, YouTube oder Spotify im Wettbewerb – nicht nur um Werbebudgets, sondern vor allem auch um die Aufmerksamkeit unserer Hörer und Seher. Hier sehen wir uns weltweiten Giganten gegenüber, die im Vergleich zu uns kaum reguliert sind. Sie unterliegen nicht den gleichen Werbebeschränkungen und Urheberrechts- oder Datenschutzregelungen wie wir und haben dadurch einen enormen Wettbewerbsvorteil. Hier ist dringender Handlungsbedarf, damit die europäische und dadurch auch die österreichische Medienlandschaft weiterhin intakte Zukunftschancen haben.
Dipl. Kffr. Corinna Drumm im Interview:
Wie läuft es für die österreichischen Privaten?
Hervorragend! Radio und Fernsehen sind seit vielen Jahren die am intensivsten genutzten Medien der Österreicherinnen und Österreicher – vor Tageszeitungen, Magazinen oder Online. Der privatwirtschaftliche Teil dieser Branche – also Privatradio und Privat-TV – konnte seine Marktanteile in den letzten Jahren ständig vergrößern. Das gilt sowohl für den Werbemarkt, als auch für den Hörer- und Sehermarkt. Ich bin sicher, dass sich diese Entwicklung noch weiter fortsetzen wird.
Welche Ziele haben sie für 2015?
Was den österreichischen Markt betrifft, so ist es unser Ziel, faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Privatsendern und ORF herzustellen. Der ORF entwickelt sich seit Jahren in eine völlig falsche Richtung: Er wird immer kommerzieller und verliert dabei seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag zunehmend aus den Augen. Da müssen wir gegensteuern, denn das ist für ein öffentlich finanziertes und beauftragtes Medienunternehmen ein Irrweg und für uns als Mitbewerber katastrophal. Was den internationalen Wettbewerb betrifft, ist unser Ziel ein „Level Playing Field“ – gleiche Regulierung und damit gleiche Chancen für österreichische wie für internationale Medienanbieter.
Was motiviert sie, es scheint ja doch teilweise ein Kampf gegen Windmühlen?
Das ist keineswegs ein aussichtsloser Kampf – im Gegenteil! Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht. Und es sind genau diese Erfolge, die mich motivieren. Denn es ist schön, zu sehen, dass die eigene Arbeit immer wieder Früchte trägt.