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Primaria Dr. Athe Grafinger, Geriatrisches Pflegekrankenhaus

 
Das Geriatrische Pflegekrankenhaus verfügt über 270 Langzeitbetreuungsbetten auf zehn Stationen. Hochbetagte, chronisch kranke und pflegebedürftige Menschen finden hier die richtige
Betreuung. Geleitet wird das Haus der Barmherzigkeit in der Tokiostraße, welches im November 2006 eröffnet wurde, von einer Frau. Sie ist ärztliche Leiterin und Abteilungsvorstand in einer Person.

In der Medizin gibt es noch relativ wenige Frauen in Führungspositionen. Ist das ein besonders schwerer Weg?
Für Frauen insgesamt weiß ich es nicht. Für mich war es kein besonders schwerer Weg. Türen, die sich auftaten, habe ich genützt und Chancen wahrgenommen. Viele Frauen trauen sich Führungspositionen nicht zu und bewerben sich auch gar nicht.
Sie haben immer selbst die Initiative ergriffen, oder wurden Sie auch vorgeschlagen?
Beides. Die Leitung und der Aufbau des Departments für Akutgeriatrie wurde mir 1999 angeboten. Das war in der Krankenanstalt des Göttlichen Heilandes. Ich hatte 24 Stunden Zeit, mich zu entscheiden, ich sagte zu, und das war dann eigentlich der Beginn meiner beruflichen Karriere und auch der Beginn meiner Tätigkeit in der Geriatrie.
Dazwischen gab es dann aber auch eine Babypause?
Ja. Die Karenz nutzte ich für Weiterbildungen, sondierte meine Interessen und Möglichkeiten. Zu meinen medizinischen Aus-bildungen kommen auch Lehrgänge, Seminare für Führungskräfte, Management und vieles mehr.
Haben Sie als medizinische „Managerin“ noch Kontakt zu den Patienten?
Leider viel zu wenig. Ich bin leidenschaftliche Ärztin, wollte immer Medizin studieren und für kranke Menschen da sein. Ich habe mich bewusst davon verabschiedet, als ich die Leitung dieses Hauses übernahm. Der unmittelbare Patientenkontakt ist nicht mehr in diesem Ausmaß gegeben, aber ich kann auf andere Art vieles bewegen.
Sie haben sich vor 8 Jahren für die Geriatrie entschieden. Was bedeuten alte Menschen für Sie?
Ich arbeite gerne mit alten Menschen. Es fordert mit Sicherheit viel Engagement, aber man bekommt auch enorm viel zurück. Ich habe viele Menschen sehr gut kennengelernt, und das erlebe ich auch als Bereicherung. Viele alte Patienten haben zum Beispiel ihre Kriegserlebnisse nie verarbeitet, sie kommen wieder
zu Tage, und es ist ganz wichtig für diese Menschen, Zeit zu haben. Ganz wesentlich ist, ihnen mit Wertschätzung zu begegnen. Eine aus Afrika stammende Sentenz sagt, „wenn ein Alter stirbt, verbrennt immer eine ganze Bibliothek“.
Was sagen Sie zur Pflegediskussion in Österreich?
Es wurde schon viel zu lange nur geredet. Es geht um die Versorgung, um die Betreuung und natürlich die nötigen finanziellen Mittel. Es wird vieles überlegt, diskutiert – nur die Umsetzung lässt leider auf sich warten.
Bundesministerin Dr. Kdolsky hat Sparmaßnahmen im Gesundheitsbereich angekündigt, was halten Sie davon?
Es gibt sicher Möglichkeiten der Reformen, aber sie dürfen nicht zu Lasten der Patienten gehen.
Sie sind nicht nur eine erfolgreiche Medizinerin, sondern auch Mutter eines viereinhalbjährigen Sohnes. Wie gelingt Ihnen die Vereinbarkeit?
Gute Organisation ist essentiell, dazu die Unterstützung meines Mannes. Das Schöne ist: Wenn ich Zeit habe, bin ich für meinen Sohn zu hundert Prozent da. Freie Tage und Urlaube werden sehr intensiv genutzt. Eigene Interessen werden da natürlich zurückgestellt. Aber wenn ich mein Leben so anschaue, bin ich froh, als Frau zu dieser Zeit in Europa geboren zu sein. 
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