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Univ.- Prof. DI Dr. Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der WU Wien: "Management muss man mögen"
Die Rektorin der WU Wien und Vizepräsidentin der Österreichischen Universitätskonferenz, im ABW-Gespräch über ihren Arbeitsstil, Frauenförderung und ihre Leidenschaft für universitäre Belange.
Sie sind seit etwas mehr als einem Jahr Rektorin der WU Wien – Ihr bisheriges Resümee?
Rektorin der WU zu sein, ist wirklich eine tolle Aufgabe – vielseitig und im positiven Sinne herausfordernd.
Sie haben ja bereits „Uni-Erfahrung“ – was ist das Besondere an Ihrer derzeitigen Tätigkeit?
Im Gegensatz zur Leitung eines Instituts bin ich als Rektorin für die gesamte WU verantwortlich, daher nicht mehr in Forschung und Lehre, sondern im Management einer sehr großen und international ausgerichteten Institution. Das ist von der Größe, von der Komplexität und von den Aufgaben her schon etwas ganz anderes.
Ihr positivstes Erlebnis 2016?
Es gab viele positive Erlebnisse, z.B. dass die WU mit ihrem International Master erstmals unter den Top 10 des FT Rankings war. Besonders schön war unser erstes Campus Sommerfest mit ganz vielen Gästen, – das war ein echtes Highlight, weil die Stimmung toll war und ich viele begeisterte Rückmeldungen erhalten habe.
Ihre Pläne für 2017?
2017 werden wir einen neuen Entwicklungsplan – das zentrale strategische Dokument einer Universität - schreiben und wir wollen die EQUIS-Re-Akkreditierung für fünf Jahre bekommen. Beides sind wichtige Projekte, weil sie die Zukunft der WU mitbestimmen werden.
Was sind die größten Herausforderungen für die heimischen Universitäten?
Auch wenn es viele nicht mehr hören können: Mit der permanenten Unterfinanzierung zurecht zu kommen, ist eine echte Herausforderung.
Wie wichtig ist für Sie Frauenförderung an den Universitäten?
Frauenförderung gehört zu den auch gesetzlich definierten Aufgaben einer jeden Universität. Solange wir noch keinen adäquaten Frauenanteil bei den Professuren haben, sind Universitäten gefordert, über die eigenen Strukturen zu reflektieren und nach Lösungen zu suchen.
Wie beschreiben Sie Ihren Arbeitsstil?
Ich bin an sich recht „speedy“, versuche aber gleichzeitig, sehr analytisch und strukturiert vorzugehen.
Wie viele Stunden hat Ihre Arbeitswoche?
Mit den zahlreichen Abendterminen um die 60 Stunden, kann ausnahmsweise auch mehr werden.
Was kann Sie auch noch nach Jahren an der WU aus der Ruhe bringen?
Wenn ich das Gefühl bekomme, dass nichts weiter geht.
Was schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern?
Das hohe Commitment zur WU, die Mitgestaltungsfreude und das Bemühen, Lösungen für Probleme zu finden.
Warum gibt es noch immer so wenige Rektorinnen?
Immerhin gibt es inzwischen acht an den 21 Universitäten, - in Wien werden von neun Universitäten fünf von Rektorinnen geleitet. Auch ich habe mir ernsthaft überlegen müssen, ob ich wirklich meine akademische Laufbahn aufgeben möchte, um ins Universitätsmanagement zu gehen – das ist schon eine echte Neuorientierung. Es werden langsam aber doch immer mehr Frauen berufen, die auch aus voller Überzeugung Professorinnen sind, - für die ist es vermutlich gerade am Anfang nicht so attraktiv, gleich ins Management zu wechseln.
Beschreiben Sie das Geheimnis Ihres Erfolges?
Ich habe immer sehr viel Freude an meiner Arbeit an den verschiedenen Universitäten gehabt und mich auch immer für universitäre Belange engagiert. Ich war also immer überzeugt von dem, was ich tue und hab auch nur das getan, von dem ich überzeugt war.
Ein Blick zurück: Was würden Sie heute anders machen?
Nicht viel, ich würde als Studentin jedenfalls Auslandssemester machen, das hat es zu meiner Zeit noch nicht gegeben.
Zur Person:
Edeltraud Hanappi-Egger, studierte Informatik und machte das Doktorat an der technischen Wissenschaften Wien, Habilitation für Angewandte Informatik im Rahmen des APART-Programms (Austrian Program for Advanced Research and Technology) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2002 Universitätsprofessorin für „Gender and Diversity in Organisations“ und Institutsleiterin. Univ.Prof. Hanappi-Egger hat mehr als 350 Publikationen zu Gender/Diversität in Organisationen verfasst, war an mehreren internationalen Forschungsinstitutionen (zuletzt an der LSE und McGill) und wurde für ihre wissenschaftlichen Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. Seit 1.9.2014 Inhaberin des Jean Monnet Chair für „Gendered Inequalities and Classism in Europe“. Forschungsschwerpunkte: Organisationsstudien zu Gender/Diversität, Gender und Technik, Feministische Ökonomie und Managementmythen. Seit 1. Oktober 2015 bekleidet sie das Amt der Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien und seit Juni 2016 das Amt der Vizepräsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko).
Foto: Klaus Vyhnalek