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Pragmatische Politikerin: ABW im Gespräch mit Dr. Sonja Hammerschmid, Bundesministerin für Bildung
Dr. Sonja Hammerschmids Karriere ist beeindruckend: Von der Wissenschaft wechselte sie in die Bildungspolitik und hat einiges vor.
Forschung, Wirtschaft, Rektorat, Politik – war diese beachtliche Karriere geplant?
Ich hatte nicht geplant, in die Politik zu gehen, war aber immer schon offen für Neues und freue mich darüber, gestalten zu dürfen. Der Wechsel erfolgte sehr rasch, viel Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht.
Ihr bisheriges Resümee als Ministerin?
Die Herausforderung gerade in der Bildungspolitik besteht darin, dass viele Interessen berücksichtigt werden müssen. Dennoch konnte ich schon einiges auf den Weg bringen: 750 Millionen Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen, das Schulrechtpaket wurde als erster Teil der Bildungsreform umgesetzt und bringt Verbesserungen für die Volksschulen, außerdem haben wir uns mit dem Koalitionspartner auf mehr Autonomie für Schulen, das zweite Paket der Bildungsreform, geeinigt.
Was sind die größten Herausforderungen in diesem Jahr?
Ein Ziel, das ich seit Amtsantritt verfolge, ist die Chancengerechtigkeit. Mir ist es wichtig, dass alle Kinder dieselben Chancen auf die beste Bildung haben – unabhängig von Herkunft oder sozialem Status. Die Ganztagsschulen können hier einen großen Beitrag leisten. Gelernt und geübt wird in der Schule, Eltern müssen sich nicht mehr darum kümmern.
Wie beschreiben Sie Ihren Arbeitsstil?
Ich bin Pragmatikerin. Deswegen habe ich mir auch jene Projekte als erstes vorgenommen, die rasch in den Klassenzimmern ankommen. Außerdem stehe ich für eine datenbasierte Bildungspolitik. Studien wie der Nationale Bildungsbericht oder Bildung auf einen Blick der OECD helfen mir dabei, die richtigen Schlüsse für die Politik zu ziehen.
Wie wichtig sind Netzwerke und Mentoren für die Karriere?
Ich denke Netzwerke und besonders Mentoren sind enorm wichtig. Hier spielen auch die PädagogInnen eine wichtige Rolle: Ich hatte sehr engagierte LehrerInnen, die meine Talente früh erkannt und gefördert haben.
Was schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern?
Ich habe das Glück ein wirklich großartiges Team zu haben, ohne sie wäre vieles nicht möglich. Sie stehen mir nicht nur als BeraterInnen zur Verfügung, sondern sind mir auch menschlich eine große Stütze.
Wie wichtig ist Ihnen Frauenförderung?
Das ist ein wichtiger Aspekt, auch in der Bildungspolitik. Ich unterstütze z.B. Projekte, die junge Mädchen speziell für Naturwissenschaften begeistern. Wir müssen hier traditionelle Berufs- und Rollenbilder aufbrechen.
Ihr Autonomie-Paket ist in einigen Punkten umstritten – wie gehen Sie mit Kritik um?
Eine Umstellung ist immer auch mit Unsicherheit verbunden, das ist nur allzu verständlich. Und gerade das Autonomiepaket ist eine große Systemumstellung, die Zeit braucht. Kommunikation und Information sind hier die besten Mittel.
Was übt eine größere Faszination aus: Wissenschaft oder Politik?
Eine schwierige Frage. Beide Bereiche haben ihre eigenen Spielregeln und Herausforderungen. Ich würde sagen: unentschieden.
Verraten Sie uns das Geheimnis Ihres Erfolges?
Immer mit Spaß und Neugier bei der Sache bleiben.
Foto: BMBF