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Boutiquehotel Stadthalle

Sie führen ein mehrfach ausgezeichnetes Haus. Was macht Sie besonders stolz?
Meine MitarbeiterInnen, ohne die es niemals ginge. Sie leben das, was wir verkörpern, denn es handelt sich bei unserem umweltfreundlichen Hotelkonzept mitnichten um einen Marketing-Gag. Ich arbeite mit Menschen zusammen, denen alles, was mir am Herzen liegt, auch wichtig ist. Wenn man als Arbeitgeberin merkt, wie sehr MitarbeiterInnen die eigene Philosophie leben, macht das unglaublich stolz.

Das Boutiquehotel ist ein Klimabündnis-Betrieb. Wie wichtig ist Ihnen persönlich Umweltschutz?

Überaus wichtig. Ich habe mich damals auf das Konzept nur eingelassen, weil mir persönlich Umweltschutz sehr viel bedeutet. Mir ging es nie darum, eine perfekte Marketingstrategie zu verwenden, um das Boutiquehotel Stadthalle bekannt zu machen – ich war von Anfang an von der Idee überzeugt. Mir ist der Schutz unserer Umwelt ein sehr wichtiges Anliegen. Dinge, die man von ganzem Herzen macht, macht man gut, woraus dann unser Erfolg resultierte. Ich weise den Gedanken, dass es sich um einen Marketing-Gag handeln könnte, ganz klar von mir. Man muss, um zum Klimabündnisbetrieb zu werden, eine Evaluierung durchmachen und wenn man diese Grenze schafft, erhält man solch eine Bezeichnung.

Welche Werte möchten Sie Ihren beiden Kindern vermitteln?

Meine Kinder sind bereits 25 und 26 Jahre alt. Auf der einen Seite ist es die Verantwortung für die Umwelt, was beide auch leben, denn in Wirklichkeit wurde uns unser Planet ja nur „geliehen“, auf der anderen Ehrlichkeit und Loyalität.

Was schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern?

Ich kann mich immer auf sie verlassen. Da ich jemand bin, der sehr „an der Front“ arbeitet, vertrete ich mein Unternehmen sehr offensiv nach außen. Man hält mir auf eine besonders professionelle Art den Rücken frei, was ich sehr schätze. Sie schauen darauf, dass sich alles gut ausgeht – die Art und Weise, wie das bei uns funktioniert, ist einfach großartig.

Das heißt, Sie bringen Ihnen das Vertrauen entgegen, dass sie vieles selbst und ohne Ihre Unterstützung schaffen können? Ja, das tue ich sowohl, wenn ich unterwegs bin als auch während meiner Anwesenheit im Hotel. Sie haben enorm viel Handlungsspielraum, dürfen auch Fehler machen, allerdings nie den gleichen Fehler zwei Mal. Wenn ein Fehler das erste Mal passiert, ist das eben so. Ich bin keine Chefin, die ständig herumnörgelt, in Frage stellt oder anzweifelt. Ich bekomme unglaublich viel zurück, weil ich meinen MitarbeiterInnen so viel Raum lasse, das ist viel wert, denn ich durfte in all den Jahren viel von ihnen lernen.?

Sie leben also einen Führungsstil, der auf Vertrauen und  Selbstständigkeit basiert?

Ja, absolut. Ich lasse meine Mitarbeiter auch wirklich „machen“. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass man mein Vertrauen ausnutzt oder dass ich jemandem nachlaufen muss, damit alles richtig läuft. So etwas gibt es bei uns überhaupt nicht. Durch diesen Führungsstil fühlen sich alle selbst für unser Hotel verantwortlich. Ich war zwei Wochen nicht da und keiner kam auf die Idee, zu sagen „Bitte helfen Sie uns, wir schaffen es nicht, wissen nicht mehr weiter!“, im Gegenteil. Die meistern alles auf eine großartige Art und Weise.

Sie sind neben Ihrer Tätigkeit als Hoteldirektorin Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung. Ist es manchmal schwierig, alle Aufgaben zu bewältigen?

Es hat mich ja niemand gezwungen. Das, was ich mache, erledige ich sehr gern – ich bin mit Freude Unternehmerin und Hotelier, bin sehr gerne Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung – all das erfüllt mich sehr, wenngleich es manchmal recht viel ist, das muss ich zugeben. (lacht) Zum Glück habe ich den privaten Background, dass mir eine Menge abgenommen wird. Ich darf mich in einer wirklich großartigen Partnerschaft auch einmal zurücklehnen und kann mich verwöhnen lassen, was enorm hilft.
Hat Sie die Tourismusbranche schon immer gereizt? Was lieben Sie an dieser Branche besonders?
Ich wollte immer Hotelier werden. Interessanterweise wollte ich nie in einem Hotel arbeiten, sondern Hotelbesitzerin sein. Als meine Eltern Hotelbesitzer wurden, war ich bereits 21, ich bin als kein klassisches „Hotelkind“. Ich habe mit viel Leidenschaft das Modul absolviert, weil mich Dienstleistung und Tourismus schon immer faszinierten. Das Dienstleistungsgen habe ich von meinem Vater geerbt, was auch eines meiner Kinder mitbekommen hat. Wir haben große Freude an der Dienstleistung, Freude am Gastgeberdasein – all das hatte ich schon immer, was meine Eltern glücklicherweise gefördert haben. Sie wollten keine Juristin oder Akademikerin, sondern haben den Spaß am Tourismus unterstützt, obwohl sie mir durchaus ein Studium ermöglicht hätten, was ich aber nicht wollte. Ich wollte in der Dienstleistung tätig sein, was meine Eltern gerne akzeptiert haben.

Wie definieren Sie Erholung?

Für mich bedeutet Erholung, völlig frei das tun zu können, was mir in dieser Sekunde am meisten Spaß macht. Das kann eine Stunde sein, in der ich auf dem Sofa liege und schlafe. Erholung ist für mich aber auch, in einer fremden Stadt oder auch in Wien unterwegs zu sein und Dinge zu erledigen. Die Freiheit zu haben, dass man das tut, was man jetzt gerade tun möchte, das ist Erholung pur.

Auf wen oder was könnten Sie niemals verzichten?

Wir müssen da ganz klar trennen zwischen wen und was! (lacht) In der Kategorie „wen“ sind das mein Partner und meine Kinder. Auf „was“ ich nie verzichten könnte, wäre gutes Essen!

Könnten Sie sich vorstellen, Ihr Hotel irgendwann einmal in fremde Hände zu übergeben, falls Ihre Kinder es nicht übernehmen möchten?

Sollten meine Kinder es nicht wollen, würde ich es auch in fremde Hände übergeben, was im Moment der Stand der Dinge ist, obwohl beide Kinder eine Tourismusausbildung gemacht haben. Mir ist wichtig, dass in jedem Fall eine gute Übergabe stattfindet, egal, an wen. Ich glaube, man kann das, was einem am Herzen liegt, in fremde Hände geben, wenn man weiß, dass es dort gut aufgehoben ist. Das wird im Endeffekt der springende Punkt sein: Dass das, woran mein Herz Jahre lang hing, jemand bekommt, dem es genauso wichtig ist. Ich bin in dieser Sache von Familientraditionen völlig befreit, denn meine Kinder müssen das nicht zwingend weiterführen…

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Hauses?
Wir sollten weiterhin im Stande sein, die steigende Anforderung der Gäste gut zu erfüllen! Die Gäste haben immer höhere Ansprüche, denen wir voll und ganz gerecht werden möchten. Klarerweise muss man da eine Trennlinie ziehen zwischen dem, was sich alle wünschen und jenem, was kaufmännisch und unternehmerisch vertretbar ist. Ich wünsche uns allen, dass wir das weiterhin so gut schaffen, diese Wünsche zu erkennen, auch zu erfüllen und dass wir auch die Möglichkeit haben, immer wieder neue Wege zu gehen. Nicht, um vor den anderen zu sein, sondern weil es unglaublich viel Spaß macht, ein Pioniertum zu leben, das ganz viel Expertise, ganz viele Eindrücke, was im Leben möglich ist, bringt. Um das zu transportieren und zu sagen „Du kannst das, wenn auch in einem kleinen Ausmaß, in Dein Leben mitnehmen“, weshalb wir eigene Informationssysteme im Hotel haben, wo der Gast sieht, was wir tun – frei nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ zeigen wir dem Gast, was er in seinen Alltag mitnehmen kann. Man darf ja Menschen, die Urlaub machen, nicht mit erhobenem Zeigefinger belehren. Wir können aber Leute dazu anregen, unsere Ideen in ihr Leben zu integrieren, was uns wirklich freut.

Michaela Reitterer ist Eigentümerin und Geschäftsführerin des Boutiquehotel Stadthalle, dem weltweit ersten Stadthotel mit Null-Energie-Bilanz in Wien sowie Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung. Reitterer wurde 2009 mit dem Umweltpreis der Stadt Wien und dem Österreichischen Staatspreis für Tourismus ausgezeichnet und 2010 mit dem Österreichischen Klimaschutzpreis. Im selben Jahr wurde sie zur Hotelière des Jahres gewählt. 2011 erhielt sie den Sterne-Award der WKO in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ und das fünfte Österreichische Umweltzeichen in Folge. Als erstes Hotel in Wien erhielt das Boutiquehotel Stadthalle zweimal das Europäische Umweltzeichen und den HolidayCheck Award 2013 als beliebtestes Hotel Österreichs. Reitterer ist Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung 2013.

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