ABW Logo
susanne_kraus-winkler-0150-end-sRGB Kopie

Leidenschaft zur Hotellerie

Ihre Aufgaben sind vielfältig. Bleibt da noch genug Zeit für Dinge, die nichts mit der Arbeit zu tun haben?
Als ich jung war, war ich als Reiterin immer viel mit meinen Islandpferden und Freunden auf den diversen Turnieren und Trainingskursen unterwegs. Danach waren die Familie, die Kinder, das Haus im Waldviertel, Kochen, weite Reisen machen und die Tiere, ich hatte immer 2 Hunde, 3 Pferde, einen Kater und viele Interessen, zu bewältigen. Heute frage ich mich manchmal, wie wir das alles gemacht haben, aber es hat toll funktioniert, alle haben in der Familie immer mitgeholfen, jeder hatte Verständnis, da alle immer irgendwie sehr engagiert und fleißig waren.
Als die Kinder dann in den letzten Jahren alle aus dem Haus waren, wurde es ein bissl schwieriger. Man hat dann meist ein großes Netzwerk und viele Erfahrungen und auch berufliche Engagements und die Zeit mit den Kindern wird dann doch ganz vom beruflichen Engagement aufgefressen. Da muss man sehr aufpassen, vor allem in Zeiten wie diesen, wo man ja überall online ist und schon beim Frühstück die Umsätze des Vortags der Hotels checken kann. Ich bin gerade dabei, hier wieder eine Notbremse zu ziehen und nicht die Pflege der Familie und der Freunde und auch Hobbys zu vergessen. Ich mache seit 2 Jahren wöchentlich Yoga, mit Meditation, chanten und allem was dazu gehört, bin jetzt Mitglied beim Rotary Club Vienna International geworden, wo es auch viel um soziale Projekte und soziales Engagement geht  und mittlerweile ist das 4. Enkelkind unterwegs, da hoffe ich auch, dass mein Mann und ich die große Familie als neues, spannendes Zentrum leben können. Aber es ist sicher richtig, so viel Arbeit wie jetzt und so wenig Zeit für mich hatte ich noch nie. Früher habe ich das viel besser hinbekommen.

Sie sind HOTREC-Vizepräsidentin und stellvertretende Obfrau des WKÖ-Fachverbandes Hotellerie. Welche Herausforderungen bringen diese Tätigkeiten mit sich?
Zuallererst mal Zeit, denn es bedeutet Arbeit nächtens und an vielen Wochenenden, da einem die Arbeitszeit als Funktionär ja bei der normalen Arbeitszeit fehlt. Know-how für Themen, die die gesamte Branche betreffen und hier vor allem, dass man sich auch Themen erarbeiten können muss, die man vorher nicht präsent hatte, und das, wenn es um die HOTREC geht, auch auf Englisch. Das alles hat mich in den ersten Jahren sehr gestresst und fordert mich jetzt oft noch sehr, da man zu Beginn eines Themas oder eines Meetings oft nicht genau weiß, was auf einen zukommt, wie man das am Besten managt, etc. Dazu braucht man oft sehr viel Disziplin und Fleiß. Ich muss da immer meinen inneren Schweinehund ordentlich unter Druck setzen und auf etliche freie Zeit und Entspannungszeit verzichten.

Dann viel Einfühlungsvermögen gegenüber den unterschiedlichen involvierten Personen oder Gruppierungen und gleichzeitig die Verantwortung, die Themen und Herausforderungen zu einem gemeinsamen Konsens zu bringen, der mehr ist, als nur ein mittelmäßiger Kompromiss, sondern ein gutes Ergebnis für die Branche.
Man muss auch einen guten Magen haben, oft geht es nicht sehr fair zu. Man darf sich keine Dankbarkeit erwarten und auch erfolgreiche und fachlich beste Erledigung oder der Willen aller Beteiligten entscheidet nicht immer über sein oder nicht sein.
Auf EU Ebene gelten dann noch die Regel der großen Länder gegen die kleinen und der Einfluss der unterschiedlichen Allianzen, da muss man viel mit Persönlichkeit, Achtung und Kompetenz punkten, um als Vertreter eines kleinen Landes dennoch geschätzt und geachtet zu werden. Ja und das heißt wieder viel Vorarbeit und lesen und recherchieren und inhaltlich vorbereiten und nichts dem Zufall überlassen….

Was assoziieren Sie persönlich mit dem Begriff Tourismus?
Vielfalt, Menschen, Emotionalität, Professionalität und das Leben an sich. Tourismus ist heute ja mehr als nur Reisen. Tourismus hat in vielen Regionen vieles verändert, im Positiven wie im Negativen und beeinflusst das Leben aller Menschen, jener die dorthin kommen und jener die dort leben und arbeiten. Tourismus ist aber vor allem auch eine Branche, die an den Ort des Geschehens gebunden ist. Hotels und Gasthäuser sind und bleiben ein Platz für Menschen und sind der Ort, von dem aus ich eine Region, seine Menschen und deren Kultur und Lebensart erkunden und erleben kann. Menschen suchen heute in unserer Branche viel mehr als einen Platz zum Schlafen oder Erholung, sie suchen oftmals sich selbst und wir gestalten diese Plätze und Räume für sie. Das wird uns Hoteliers, Gastronomen und Touristiker im Allgemeinen noch mehr als bisher fordern. Eine neue Art der Professionalität, mehr Auseinandersetzung mit unserem Tun, unseren Gästen und unseren Mitarbeitern, wie wir miteinander umgehen, werden bzw. sind die zentralen Fragen. Gleichzeitig wird es nicht ewiges Wachstum geben können und dennoch steigen die Kosten regelmäßig weiter. Die Ertragskraft vieler Betriebe ist gefährdet und alle verharren in den alten Systemen, von der Gewerkschaft bis zur Wirtschaftskammer. Eine große Herausforderung, die da ansteht im Tourismus.

Mobilität und Technologie haben und werden den Tourismus ebenso noch viel stärker als bisher beeinflussen. Was das an neuen Entwicklungen für unsere Branche bedeutet, kann man sich derzeit kaum vorstellen. Auf der ITB wurde beim Hospitality Day im „Mobile“ Vortrag sehr gut vermittelt, dass es in den nächsten 5 Jahren wieder völlig anders aussehen wird als heute, Buchungsmöglichkeiten werden völlig anders sein, die Rollte der OTAs wird völlig anders sein, etc. Wenn man sich die historische Entwicklung von Smartphones und Tablets ansieht, dann weiß man, dass sich in 5 Jahren wirklich viel verändern kann.



Cookies dienen der Benutzerführung und der Webanalyse und helfen dabei, die Funktionalität der Website zu verbessern, um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten. Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Datenschutzerklärung Ok