ABW Logo
_MG_6318 (1) Claudia Beermann Kopie

„Wir tun uns mit der Frauenquote keinen Gefallen“

Als gebürtige Deutsche: Gibt es etwas, was Sie in Österreich vermissen?
Wenn Sie mir diese Frage zu Wien gestellt hätten, fiele mir Einiges ein. Teilweise wünsche ich mir in dieser Stadt ein wenig mehr Bodenständigkeit. Leider ist in Österreich die Abgrenzung zu Deutschland immer wieder ein Thema, was dieses wunderbare Land gar nicht nötig hat. Österreich hat eine tolle Kultur, hat es geschafft, viele Unternehmenszentralen für Osteuropa herzuziehen, weshalb das Bedürfnis, sich abzugrenzen, gar nicht gegeben sein sollte.

Wo finden Sie einen Ausgleich zu Ihrer anspruchsvollen und fordernden Tätigkeit?
Mir macht es unglaublichen Spaß, mit unterschiedlichen Menschen zu arbeiten und mich verschiedensten Herausforderungen zu stellen. Ich liebe es, etwas zu verändern oder zu gestalten und Herausforderungen anzunehmen. Von daher gibt mir der Beruf sehr viel. Aufgrund der Hotellerie bin ich in vielen Ländern unterwegs, das gefällt mir. Privat genieße ich das Meer und vor allem das Segeln. Außerdem lese ich gerne oder entspanne mich im Kreise meiner Familie und Freunde. Ich bin kein Mensch, der irgendwelche extremen Hobbys als Ausgleich zum Beruf braucht, sondern bin im Grunde genommen ein sehr ausgeglichener Mensch, der sich entspannen kann, indem er sich auf sich selbst konzentriert.

Gibt es etwas oder jemanden, ohne das/den Sie nicht leben könnten?

Ich bin jemand, der sich gerne mit Menschen umgibt, habe aber kein Harmoniebedürfnis um jeden Preis und bin auch kein „Eventmensch“, sondern lerne und befruchte mich gerne mit anderen Menschen, daher ist mir mein Lebenspartner und sind meine Freunde extrem wichtig. Ich brauche den gesunden Ausgleich – Karriere ja, aber nicht um jeden Preis, um dann alleine zu sein, denn ich brauche ein positives Lebensumfeld, sprich vor allem mein Partner. Das ist mir sehr wichtig.

Wer hat Sie auf Ihrem bisherigen Lebensweg besonders geprägt?

Besonders geprägt haben mich sicherlich meine Eltern. Ich bin in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen und habe schon sehr früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Konsequenzen zu tragen und sehr früh selbstständig zu werden. Ich musste mir immer sehr genau überlegen, warum ich dieses oder jenes tue, bin nicht von Vornherein unterstützt worden, sondern brauchte gute Argumente, wenn mich meine Eltern bei meinen vielen Ideen unterstützen oder sogar irgendetwas finanzieren sollten. Sauber durchdachte Überlegungen, die Hand und Fuß hatten, waren ihnen sehr wichtig. Ich bin dafür verantwortlich gewesen, mein Leben recht früh in die Hand zu nehmen. Es gab zum Beispiel den Grundsatz, mit 18 Jahren bzw. direkt nach der Schule das Haus zu verlassen, um so weit weg wie möglich zu studieren oder eine Ausbildung zu beginnen, um die größtmögliche Selbstständigkeit zu erlangen. Die Voraussetzung, Studium und nebenbei Geld zu verdienen miteinander zu verbinden und sich nicht nur auf das Eine zu konzentrieren, war sehr wichtig. Das Modell, sein Leben und die Ausbildung „selbst in die Hand zu nehmen“ und nicht nur auf Beziehungen zu setzen, möglichst weit weg von zu Hause, hat sich bewährt.

Haben Sie vor irgendetwas Angst?

Grundsätzlich bin ich ein sehr positiv denkender Mensch. Ich stehe nicht auf, um gleich darauf darüber nachzudenken, was an dem Tag alles schief gehen könnte, z.B. dass meine Lieben oder ich krank werden könnten, sondern nehme die Herausforderung täglich an und versuche, das Beste daraus zu machen. Ich hoffe, mich auf meine Authentizität und mein Commitment verlassen zu können und achte darauf, bei all dem Stress die Zeit zu finden, einen Weg zu gehen, der mit meinen Werten in Einklang steht. Dafür möchte ich stehen, was mir hoffentlich gelingt.

Wie definieren Sie Glück?

Glück ist für mich ganz einfach zu definieren: ich habe einen spannenden Beruf, kann gestalten und bewegen. Vor allem kann ich die Dinge um mich herum genießen – ganz einfach und sehr bodenständig. Ich freue mich, die Chance gehabt zu haben, diesen Weg zu gehen und dass ich rückblickend betrachtet sehr viel Glück habe. Immer wieder aufzustehen und die positiven Dinge zu sehen, ist meiner Meinung nach sehr wichtig, weil es mich sehr zufrieden macht. Ich bin ein Mensch, der sich von äußeren Einflüssen nicht beirren oder herunterziehen lässt, da bleibe ich stoisch bei meiner Wahrnehmung.

Claudia Beermann ist seit 01. April 2008 CFO der Falkensteiner Michaeler Tourism Group und in dieser Funktion auf Corporate Ebene verantwortlich für Finanzen, Rechnungswesen, Controlling und Group-Reporting sowie HR. Von 2004-2007 war sie Mitglied des Vorstandes der Frauenthal Holding AG in Wien. Die gebürtige Deutsche hat an der Universität Münster Betriebswirtschaft studiert.

Cookies dienen der Benutzerführung und der Webanalyse und helfen dabei, die Funktionalität der Website zu verbessern, um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten. Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Datenschutzerklärung Ok