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Kategorie: News/Tourismus
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Tourismus-Profi Dr. Doris Schenkenfelder über Heraus-forderungen und schwarze Schafe der Branche

Als die Agentur mk Salzburg in Folge der Wirtschaftskrise geschlossen werden sollte, kaufte Geschäftsführerin Dr. Doris Schenkenfelder sie kurzerhand. Nach 27 Jahren in der Branche, kennt Sie die Höhen und Tiefen der Tourismus-PR wie kaum jemand anderer. Austrian Business Woman sprach mit ihr über besondere Qualifikationen, Herausforderungen und schwarze Schafe.

Bitte schildern Sie kurz Ihren Werdegang und die Gründe, warum Sie im Tourismus tätig geworden sind?

Ich habe Kommunikationswissenschaften und Politik in Salzburg studiert und war eine der ersten Absolventen mit einer Doktorarbeit zum Thema PR. Nach dem Studium habe mich dann relativ planlos um einen Marketing- bzw. PR-Job beworben. Und hatte sehr schnell Glück: eine Werbe-Agentur für Tourismus wollte mich einstellen, um mit mir die PR-Stelle und Tochterfirma zu gründen. Anfangs zögerte ich, da ich mir den Job als 24-jährige frische Promovierte nicht zutraute, sagte aber dann  – nach intensivem Zureden durch meine Mutter – doch zu. Und der Job war wie für mich gemacht! Das war der Beginn der mk Salzburg. 

Wie wichtig ist für Ihren Job das Studium?

Ich sage es einmal ganz brutal: PR ist ein Bereich, in dem das Allerwichtigste der „Hausverstand“ ist und das Talent gut organisieren zu können. Beides wurde mir durch meine Familie in die Wiege gelegt – ich komme aus einer Geschäftsfamilie, wo „angepackt“ und ständig organisiert werden musste. Ich habe mich in meinem neuen Job in Kürze hinaufgearbeitet, war noch einem Jahr Prokuristin und noch zwei Jahren Geschäftsführerin der mk Salzburg. Vor acht Jahren wurde ich – in der schlimmsten Wirtschaftskrise – vor die Tatsache gestellt, dass Unternehmen mk aus dem damaligen Konzern auszukaufen, oder es wäre zur Schließung gekommen. Ich wagte es, und habe es keine Minute bereut, obwohl Selbstständigkeit in Zeiten wie diesen kein leichtes Unterfangen ist. Zusammengefasst: Vor 27 Jahren habe ich quasi die mk Salzburg aufgebaut und dann übernommen. Nun darf ich stolz auf ein 20-köpfiges Frauenpower-Team sein, wir sind eine gut funktionierende PR-Agentur ausschließlich für Tourismus.

Haben es Frauen im Tourismus leichter oder schwerer als Männer oder sehen Sie keine Unterschiede?

Die Selbstständigkeit war damals eine große geschäftliche Herausforderung – aber wenn man etwas bei Null begonnen hat und soviel Herzblut in jeden persönlichen Journalisten- und Kundenkontakt steckt, muss man den Schritt wagen. Ich glaube, dass Frauen im PR-Bereich einfach wesentlich effektiver arbeiten als Männer; im Tourismus selbst sehe ich das nicht so. Nachdem ich aber nur mit Frauen gute Erfahrung in der eigenen Firma gemacht habe, gehe ich diesen Weg auch weiter. Ich habe ein gewaltiges „Power-Lady-Team“, ohne das ich das alles nicht geschafft hätte. In diesem Job gehört Fingerspitzengefühl genauso dazu, wie die Bereitschaft, nicht nur Dienst nach Vorschrift zu machen. Das ist sowohl im Tourismus ein Muss, wie auch im PR-Bereich. Und Frauen sind toleranter, was vermutlich ein wesentlicher Punkt im PR-Bereich ist.

Welchen Fehler würden Sie heute geschäftlich nicht mehr machen?

Leider hat sich in der Branche die letzten Jahre sehr viel zum Negativen gewandelt. Die Zahlungsmoral ist schlechter geworden, auch fehlt zuweilen die nötige Einstellung dafür, dass gute und aufwendige, vor allem seriöse Presse-Arbeit etwas kostet. Ich hatte die vergangenen zwei Jahre mit sehr dubiosen und miesen Konkursfällen zu kämpfen, die mir – sogar nach 27 Jahren in der Branche – sehr zu denken gegeben haben. Man arbeitet quasi umsonst, muss aber doch irgendwie seine zwanzig Mitarbeiter bezahlen. Leider gibt es im Tourismus keine Kontrollorgane, die bei solchen Fällen tätig werden und helfen. Somit hoffe ich, dass ich nie mehr den Fehler begehen werde und bei neuen Großprojekten auf eine Vorauszahlung verzichte.

Wie viele „Kunden“ betreuen Sie, wo liegen die Schwerpunkte?

Wir betreuen zwischen 60-85 Kunden im Jahr – Schwerpunkte sind österreichische Hotels, Regionen und Bergbahnen. Ein Drittel unserer Kunden kommt aus Südtirol, der Schweiz, Deutschland, Mallorca, Portugal und Ungarn. Für mich ist es eine Freude, ausländische Kunden betreuen zu dürfen. Auch wenn es etwas selberherrlich klingen mag, ich bin davon überzeugt: Die wahren Tourismusprofis kommen aus Österreich. „Tourismusgespür“ haben wir – da kann die ganze Welt etwas von uns lernen! Deshalb kommen in den letzten Jahren zahlreiche ausländische Tourismusregionen und Hotels auf mk zu – und zwar von selbst, um unsere PR-Dienste in Anspruch zu nehmen. Die Tourismusbranche ist eine sehr persönliche Branche. Persönliche Kontakte sowie eine seriöse Arbeitsweise mit Charme und Herz machen viel aus.

Welchen Tipp würden Sie jungen Damen geben, die selbst gerne im Bereich Tourismus/Kommunikation tätig werden wollen?

Es fällt mir nicht leicht, nach 27 Jahren Tourismus-PR – mit allen Höhen und Tiefen – einen Rat zu geben. Es ist zum einen ein faszinierender Job, eine sehr tolle und persönliche Branche die sehr positiv, aber auch sehr „erdrückend“ sein kann. Ganz dreist gesagt: Es gibt kaum eine andere Branche, wo schlecht bis gar nicht ausgebildete Menschen in die höchsten Führungspositionen aufsteigen können. Genauso verhält es sich mit Journalisten, wo leider doch das ein oder andere „schwarze Schaf,“ der ein oder andere schlimme Schmarotzer, für einen schlechten Ruf sorgt. Wer in der Tourismus-PR beginnen möchte, braucht vor allem viel Liebe und Leidenschaft für den Job, denn es wird sehr, sehr viel Einsatz bei viel zu geringem Lohn gefordert.

Foto: mk