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Wissenstransfer

25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs startet der OeAD im Auftrag des BMWFW ein neues Kooperationsprogramm. Durch strategische Partnerschaften sollen österreichische Hochschulen und Hochschulen außerhalb der EU ihre Förderschwerpunkte ausbauen können.

Der Fall des Eisernen Vorhangs war für die europäische Bildungs- und Wissenschaftslandschaft eine Zeitenwende. Stipendienprogramme mit Süd- und Osteuropa wurden ins Leben gerufen, Sachspenden verschickt, Gastvorlesungen österreichischer Universitätslehrer/innen organisiert und gemeinsame wissenschaftliche Projekte initiiert. Das 25-jährige Jubiläum nehmen BMWFW (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft) und OeAD (Österreichische Austauschdienst)-GmbH zum Anlass, ein neues Kooperationsprogramm ins Leben zu rufen.

"Internationaler Wissenstransfer ist uns ein besonderes Anliegen und für eine erfolgreiche Wissenschaft und Wirtschaft von hoher Bedeutung. Umso mehr freut es mich, dass wir diese Form der strategischen Partnerschaften für die nächsten zwei Jahre mit 900.000 Euro unterstützen können", so der Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Harald Mahrer. "Damit können eigene Förderschwerpunkte gesetzt und ausgewählte Projekte wie die Internationalisierung einer Hochschule ausgebaut werden", so Mahrer. "Das Ziel ist, mittel- bis längerfristige Kooperationen zu initiieren, wobei im Hinblick auf aktuelle politische Ereignisse durchaus auch der Unterstützung zivilgesellschaftlicher Entwicklungen Rechnung getragen werden soll. Mindestens ein Partner muss aus Ländern der CEE-/MOE-Region kommen, die kein Mitglied in der EU sind", ergänzt OeAD-Geschäftsführer Hubert Dürrstein. Thema der Veranstaltung an der MedUni Wien sind "Kooperation und Mobilität 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs: Erfahrungen und Ausblicke".

Rückblende auf die 90er
Viele Bildungsprojekte und Kooperationen, die bis heute bestehen, initiierte der damalige Wissenschaftsminister Erhard Busek. Im März 1990 brachten Pendelbusse die ersten Studierenden aus Bratislava zu Vorlesungen an Wiener Universitäten. Ähnliche Initiativen folgten, wie 1992 der "Gemeinsame Hörsaal Graz/Maribor". Im Rahmen dieses Gemeinschaftsprojekts besuchten Studierende dreimal pro Woche Lehrveranstaltungen im Hörsaal der Partnerstadt. Aus dieser Kooperation entstand 1994 unter anderem das erste Sommerkolleg für Deutsch und Slowenisch.

Auch die bilateralen Aktionen Österreich-Ungarn (1990), Österreich-Slowakei (1993) und Österreich-Tschechien (1993) haben hier ihre Wurzeln. Kofinanziert von den Partnerländern wurden gemeinsame wissenschaftliche Projekte, der Austausch von Studierenden, Graduierten und Lehrenden, Seminare und Kongresse, Fachkurse und Sommerschulen gefördert. Insgesamt wurden bisher über 3.600 Stipendiat/innen mit rund 12.600 Stipendienmonaten gefördert und über 2.900 Kooperationsprojekte durchgeführt.

1994 wurde ein weiteres Programm ins Leben gerufen, das Erfolgsgeschichte schreiben sollte: Mit Ceepus (Central European Exchange Programme for University Studies) wollte das Wissenschaftsministerium die Mobilität von Studierenden und Lehrenden innerhalb dieser Region unterstützen, ohne dass Geld zwischen den Teilnehmerländern fließt. Als "Währung" dienen Stipendienmonate. Jedes Land muss mindestens 100 Stipendienmonate pro akademisches Jahr für Incoming-Studierende zur Verfügung stellen. Österreich liegt hier mit durchschnittlich 1.100 seit Jahren an der Spitze. Prüfungen und Diplome sollen gegenseitig anerkannt, Vorlesungen zusätzlich zur Landessprache auch auf Englisch, Deutsch oder Französisch angeboten werden. In den vergangenen 20 Jahren konnten über 38.000 Stipendiat/innen und insgesamt 60.000 Stipendienmonate gefördert werden. Aus den ursprünglich sechs Mitgliedsstaaten (Österreich, Bulgarien, Ungarn, Polen, Slowenien und Slowakei) wurden 16: Im Vorjahr wurde die Republik Moldau als 16. Vollmitglied aufgenommen.

Viele der Programme, die damals entstanden, wickelt bis heute der OeAD ab. Allein in den vergangenen zehn Jahren konnten durch diese Initiativen 5.610 Incoming-Stipendien aus Süd-, Mittel- und Osteuropa nach Österreich und 1.780 österreichische Outgoing-Stipendien gefördert werden.

Erasmus als Wegbegleiter der Integration
Bereits 1987, also zwei Jahre vor dem Fall der Grenzen, war eine andere Initiative gestartet worden, die auch dazu beitragen sollte, Europa zu verändern: das Erasmus-Programm, das zum beliebtesten Studierendenaustauschprogramm heranwachsen sollte. Im ersten Erasmus-Jahr 1987/88 machten sich 3.244 junge Europäer/innen auf, einen Teil ihres Studiums jenseits der Landesgrenzen zu absolvieren. 1998 wurden die Partnerländer um die osteuropäischen Staaten erweitert. Der Anteil der Erasmus-Lehrenden, die im Osten unterrichteten, lag jährlich bei 24 bis 30 Prozent.

Mittlerweile haben knapp 4.000 österreichische Studierende mit Erasmus einen Studienaufenthalt oder ein Praktikum in Ländern absolviert, die vor 1989 auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs lagen. Insgesamt waren mit Erasmus seit 1992 rund 80.000 heimische Studierende mobil. Das 2014 angelaufene EU-Programm Erasmus+ beinhaltet weitere Möglichkeiten der Kooperation, insbesondere für Länder der europäischen Partnerschaft im Osten (Ukraine, Kaukasus, Zentralasien).

Foto: Ludwig Schedl
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