Aktuell
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Bessere Kommunikation
Bessere Kommunikation
Die Aufsichtsräte in Österreichs Unternehmen wünschen sich eine deutliche Professionalisierung in der Zusammenarbeit mit dem Vorstand, bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen wie z. B. mehr Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine leistungsorientierte Vergütung je nach Engagement und Expertise. Nur so können internationale Top-Experten für Spitzenpositionen gewonnen und die heimischen Unternehmen für zukünftige Marktentwicklungen vorbereitet werden. Zu diesen Ergebnissen kommt der "Aufsichtsrats-Monitor" der B&C Industrieholding gemeinsam mit INARA (Initiative AufsichtsRäte Austria). Im Rahmen der ausführlichen Studie wurden 500 Personen zum Image der österreichischen Aufsichtsräte in der Bevölkerung und 100 Aufsichtsräte zur aktuellen Lage und ihrer persönlichen Arbeitssituation vom Marktforschungsinstitut meinungsraum.at (http://www.meinungsraum.at/) befragt.
Aufsichtsräte treffen die wichtigsten Entscheidungen in großen Unternehmen: Sie ernennen und kontrollieren den Vorstand, berufen Hauptversammlungen ein, prüfen den Abschlussbericht und bestimmen die jährliche Gewinnverteilung in Unternehmen. Trotz dieser zentralen Funktionen treten sie nur selten mit ihrer Arbeit öffentlich in Erscheinung. Diese große Verantwortung und die hochkomplexen Aufgaben und Vorgänge werden meistens nur dann wahrgenommen, wenn Aufsichtsräte versagen.
Nach der Präsentation des "Manager-Monitors" im Juni 2013 hat B&C gemeinsam mit INARA eine weitere Gruppe von Wirtschafts-Entscheidungsträgern, nämlich Aufsichtsräte, befragt. Dr. Michael Junghans, Vorsitzender der Geschäftsführung der B&C Industrieholding: "Wir möchten ein breiteres Verständnis dafür schaffen, wie komplex und verantwortungsvoll die Vorgänge im Management großer, global agierender Unternehmen sind. Ein Teil davon ist, einen Einblick in das Arbeitsumfeld von Entscheidungsträgern zu geben."
Bevölkerung: Wichtigste Funktion des Aufsichtsrats ist Kontrolle
Um ein gesamtgesellschaftlich relevantes Bild zu bekommen, haben B&C und INARA - zusätzlich zu den 100 Aufsichtsräten - 500 Personen befragt, wie sie die Tätigkeit von Aufsichtsräten einschätzen. Die Funktionen eines Aufsichtsrats sind laut den Österreicherinnen und Österreichern die Kontrolle der Arbeit des Vorstandes (68%), gefolgt von der Teilnahme an Aufsichtsratssitzungen (65%), der Prüfung des Jahresabschlusses (63%) und der Kontrolle von Prozessen im Unternehmen (49%). Dabei sind der Bevölkerung die Prüfung des Jahresabschlusses und die Kontrolle der Arbeit des Vorstandes besonders wichtig. Nur 27 Prozent meinen, dass der Aufsichtsrat wichtige Management-Entscheidungen trifft, und weniger als ein Viertel (22%) zählen die Festlegung der Unternehmensstrategie zu den Aufgaben von Aufsichtsratsmitgliedern.
Aufsichtsräte: Enorme Unterschiede bei Zeitaufwand
Die Aufsichtsräte wurden nach dem Arbeitsaufwand gefragt, der mit einem Aufsichtsratsmandat verbunden ist. Hier gibt es sehr große Unterschiede beim Zeitaufwand und dem persönlichen Engagement. Mehr als ein Viertel (26%) bereiten sich eine bis drei Stunden auf eine Aufsichtsratssitzung vor. Fast ein Drittel (30%) investiert jedoch mehr als doppelt so viel Zeit - und zwar acht oder mehr Vorbereitungsstunden pro Sitzung. Auch die Dauer der Sitzungen wurde abgefragt: Im Durchschnitt dauert eine Aufsichtsratssitzung rund vier Stunden, bei börsennotierten Unternehmen in der Regel etwas länger.
Junghans: "Diese Ergebnisse überraschen uns: Die durchschnittliche Sitzungsdauer ist unserer Meinung nach zu kurz, um sich umfassend mit der aktuellen Situation des Unternehmens befassen zu können. Eine längere Sitzungsdauer und intensivere Auseinandersetzung mit den Themen sind unbedingt notwendig, um die Qualität der Entscheidungsfindung zu erhöhen."
Ermöglichung von leistungsorientierter Aufsichtsratsvergütung notwendig
Aufgrund bestehender Regelungen ist es in Österreich Praxis, dass alle Aufsichtsräte gleicher Funktion in einem Unternehmen eine gleich hohe Vergütung erhalten - unabhängig von deren tatsächlichem zeitlichen Engagement oder der eingebrachten Expertise. Wie zuletzt viele Experten spricht sich auch die Mehrheit (52%) der befragten Aufsichtsräte für die Zulassung von unterschiedlich hohen Vergütungen je nach Qualifikation, Erfahrung und Engagement im Unternehmen aus. Fast zwei Drittel (63%) schlagen vor, die Vergütung für Aufsichtsräte an der Vorstandsvergütung zu orientieren. 35 Prozent weisen ausdrücklich darauf hin, dass dazu transparente Bewertungskriterien geschaffen werden müssen.
Junghans: "Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass es große Unterschiede zwischen den Arbeitsleistungen und dem Engagement von Aufsichtsräten gibt und dass eine leistungsorientierte Bezahlung von Aufsichtsräten und unterschiedliche Abgeltungen innerhalb eines Aufsichtsrates ermöglicht werden sollten. Das ist auch wichtig, um international anerkannte Experten für Aufsichtsratspositionen in Österreich gewinnen zu können."
Vergütung für Aufsichtsräte wird von Bevölkerung stark überschätzt
Die 500 befragten Personen wurden gebeten, das Gehalt eines Aufsichtsrates einzuschätzen: Fast die Hälfte (47%) überschätzt das Gehalt eines einfachen Aufsichtsratsmitglieds deutlich. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Hay Group aus dem Jahr 2012 verdient ein einfaches Aufsichtsratsmitglied in Österreich im Durchschnitt 20.500 Euro pro Jahr (vor Steuern) - nur 29 Prozent konnten das in der richtigen Größenordnung einschätzen.
Ebenso schätzt mehr als die Hälfte (53%) das Gehalt eines heimischen Aufsichtsratsvorsitzenden deutlich höher ein. Im Durchschnitt erhält ein Aufsichtsratsvorsitzender eine Vergütung in der Höhe von 51.600 Euro im Jahr (vor Steuern, Quelle: Hay Group, 2012). Lediglich 24 Prozent schätzten diesen Betrag richtig ein. Interessant ist ebenfalls: Fast ein Viertel (23%) hat gar keine Vorstellung davon, wie viel ein einfaches Aufsichtsratsmitglied und ein Aufsichtsratsvorsitzender (24%) verdienen. Dies ist ebenfalls ein Indikator dafür, dass mehr Transparenz und eine Bewusstseinsschärfung notwendig sind.
Aufsichtsratsvergütung in Österreich im internationalen Vergleich gering
Zwei Drittel (66%) der Österreicher sind der Meinung, dass Aufsichtsräte für ihre Aufgabe zu hoch entlohnt werden. Nur fünf Prozent fänden eine höhere Entlohnung gerechtfertigt. Tatsächlich aber liegt Österreich im internationalen Vergleich bei der Aufsichtsratsvergütung an letzter Stelle (Quelle: Hay Group, 2012). Das bestätigt nun auch der "Aufsichtsrats-Monitor" der B&C Industrieholding: 70 der 100 befragten Aufsichtsräte geben an, im Vergleich mit anderen Ländern unterbezahlt zu sein.
Dr. Viktoria Kickinger, Geschäftsführerin INARA, dazu: "Nur um ein Beispiel zu nennen: In Österreich verdient ein Aufsichtsratsvorsitzender eines ATX-Unternehmens im Durchschnitt 75.000 Euro pro Jahr, in Deutschland 250.000 Euro. Dadurch wird es für heimische Unternehmen immer schwieriger, Top-Experten aus dem Ausland für den Aufsichtsrat zu gewinnen und Spitzenpositionen richtig zu besetzen."
Großes Verbesserungspotenzial bei Information und Kommunikation
Großes Verbesserungspotenzial orten die 100 befragten Aufsichtsräte auch im Bereich Kommunikation und Information durch den Vorstand und untereinander. Nur 14 Prozent sind mit der inhaltlichen Vorbereitung von Aufsichtsratssitzungen durch den Vorstand voll und ganz zufrieden. Auch die Offenheit und Diskussionskultur bei den Sitzungen wird von nur 15 Prozent der heimischen Aufsichtsräte als sehr gut eingeschätzt. Fast drei Viertel (74%) geben an, zwischen den Sitzungsintervallen nur unregelmäßig und anlassbezogen von ihren Aufsichtsratskollegen zu hören. Bei der Zusammenarbeit mit dem Vorstand zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: 51 Prozent sind der Meinung, dass sie vom Vorstand abseits der Sitzungen nicht ausreichend informiert werden.
Heimische Aufsichtsräte: "Weiterbildungsangebot mangelhaft"
Mehr als die Hälfte der Aufsichtsräte (55%) bemängelt fehlendes Know-how bei ihren Kollegen im Aufsichtsrat. Die Aufsichtsräte fordern mehr Einstiegs-, Schulungs- und Weiterbildungsangebote für Personen, die solche Spitzenpositionen übernehmen, um die Qualität von Entscheidungen in Unternehmen zu sichern. Zwei Drittel der Befragten (66%) empfinden das derzeitige Angebot als mangelhaft. Fast die Hälfte (45%) erachten es sogar als notwendig, eine verpflichtende gesetzliche Grundausbildung für Aufsichtsräte einzuführen.
Kickinger: "Bereits in naher Zukunft werden einige Veränderungen auf die Aufsichtsräte zukommen. Immer mehr Investoren und Versicherungen prüfen die Qualifizierung der Aufsichtsratsmitglieder, um die Unternehmen zu bewerten. Minder qualifizierte Aufsichtsräte fallen somit zu Lasten der Risikobewertung des Unternehmens. Es ist daher höchste Zeit, den Grundstein für eine Regulierung der Qualifikation in Spitzenpositionen zu legen."
Zu geringer Frauenanteil in Aufsichtsräten
Im Rahmen der Studie wurden die 100 Aufsichtsräte ebenfalls zum geringen Frauenanteil (13,9%) in heimischen Aufsichtsräten befragt. Der "Aufsichtsrats-Monitor" bat um ihre Einschätzung zu geeigneten Maßnahmen, um den Frauenanteil zu steigern. Die große Mehrheit (81%) ist der Meinung, dass (teil-) öffentliche Unternehmen an dieser Stelle eine Vorbildfunktion einnehmen sollten. 77 Prozent sehen die Förderung der Vereinbarkeit von Karriere und Familie als richtige Maßnahme. Nur ein Drittel (32%) spricht sich für festgeschriebene Frauenquoten in Aufsichtsräten aus.
"Viele Unternehmen suchen bereits Frauen für ihre Aufsichtsräte. Die Bereitschaft dafür ist vorhanden, allerdings mangelt es noch an der Umsetzung. Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie ist aus unserer Sicht die einzig sinnvolle Maßnahme, um den Frauenanteil zu steigern. Sonst wird man schnell von den Aufsichtsratskollegen zur 'Quotenfrau' abgestempelt", so Kickinger.
Arbeitsaufwand und Haftungsrisiko werden in Österreichs Aufsichtsräten weiter steigen
Die Aufsichtsräte wurden auch um ihre Prognose für die Zukunft gebeten: Über 80 Prozent der 100 Befragten (82%) gehen davon aus, dass der Arbeitsaufwand in ihrer Aufsichtsratsposition in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch weiter steigen wird. 70 Prozent erwarten, dass das Haftungsrisiko steigen wird und 64 Prozent nehmen an, dass sich die Transparenz erhöhen wird.
"Die Studie belegt eindrucksvoll die große Verantwortung, die Aufsichtsräte für Unternehmen und Mitarbeiter in unserem Land tragen. Wir werden die Ergebnisse des 'Aufsichtsrats-Monitors' Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik zur Verfügung stellen und hoffen, damit zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen beitragen zu können. Die Mitarbeit in einem österreichischen Aufsichtsrat muss auch für internationale Top-Experten mittelfristig attraktiv werden", so Junghans abschließend.
Über die B&C Industrieholding
Die B&C Industrieholding (www.bcholding.at) engagiert sich im Auftrag ihrer Eigentümerin, der B&C Privatstiftung, als langfristige Kernaktionärin in österreichischen Industrieunternehmen. Ziel ist es, nachhaltiges Wachstum heimischer Paradeunternehmen zu fördern und damit Know-how und Konzernzentralen in Österreich dauerhaft zu sichern. Die B&C Industrieholding übt ihre Aktionärsrechte verantwortungsvoll im Interesse des jeweiligen Unternehmens aus und gibt den Unternehmen damit langfristige Planungssicherheit und eine stabile Eigentümerstruktur. B&C leistet so einen wesentlichen Beitrag zum unternehmerischen Erfolg ihrer Kernbeteiligungen und fördert den Wirtschaftsstandort Österreich. Die B&C Gruppe hält derzeit Kernbeteiligungen an der Lenzing AG, der Semperit AG und der AMAG. Im Jahr 2013 erzielten diese Kernbeteiligungen einen Umsatz von rund 3,6 Mrd. Euro und beschäftigten gemeinsam über 18.600 Mitarbeiter. Weiters hält die B&C Industrieholding Minderheitsbeteiligungen an den Österreichischen Lotterien und der Vamed AG.
Über INARA - Initiative AufsichtsRäte Austria
INARA - Initiative AufsichtsRäte Austria wurde 2009 gegründet. INARA bietet Wissen, Information und Service für Aufsichtsräte in Österreich nach Maßgabe des geltenden nationalen Rechts. Das Unternehmen betreibt die Plattform INARA (http://www.inara.at), die einzige und größte Begriffsdatenbank für Aufsichtsräte. Außerdem hat INARA die Österreichische Aufsichtsrats Datenbank entwickelt, in die sich interessierte INARA-Mitglieder eintragen können. Unternehmen können unter diesen Profilen Kandidaten für offene Mandate auswählen.
Foto: B&C Gruppe/APA-Fotoservice/Preiss
Aufsichtsräte treffen die wichtigsten Entscheidungen in großen Unternehmen: Sie ernennen und kontrollieren den Vorstand, berufen Hauptversammlungen ein, prüfen den Abschlussbericht und bestimmen die jährliche Gewinnverteilung in Unternehmen. Trotz dieser zentralen Funktionen treten sie nur selten mit ihrer Arbeit öffentlich in Erscheinung. Diese große Verantwortung und die hochkomplexen Aufgaben und Vorgänge werden meistens nur dann wahrgenommen, wenn Aufsichtsräte versagen.
Nach der Präsentation des "Manager-Monitors" im Juni 2013 hat B&C gemeinsam mit INARA eine weitere Gruppe von Wirtschafts-Entscheidungsträgern, nämlich Aufsichtsräte, befragt. Dr. Michael Junghans, Vorsitzender der Geschäftsführung der B&C Industrieholding: "Wir möchten ein breiteres Verständnis dafür schaffen, wie komplex und verantwortungsvoll die Vorgänge im Management großer, global agierender Unternehmen sind. Ein Teil davon ist, einen Einblick in das Arbeitsumfeld von Entscheidungsträgern zu geben."
Bevölkerung: Wichtigste Funktion des Aufsichtsrats ist Kontrolle
Um ein gesamtgesellschaftlich relevantes Bild zu bekommen, haben B&C und INARA - zusätzlich zu den 100 Aufsichtsräten - 500 Personen befragt, wie sie die Tätigkeit von Aufsichtsräten einschätzen. Die Funktionen eines Aufsichtsrats sind laut den Österreicherinnen und Österreichern die Kontrolle der Arbeit des Vorstandes (68%), gefolgt von der Teilnahme an Aufsichtsratssitzungen (65%), der Prüfung des Jahresabschlusses (63%) und der Kontrolle von Prozessen im Unternehmen (49%). Dabei sind der Bevölkerung die Prüfung des Jahresabschlusses und die Kontrolle der Arbeit des Vorstandes besonders wichtig. Nur 27 Prozent meinen, dass der Aufsichtsrat wichtige Management-Entscheidungen trifft, und weniger als ein Viertel (22%) zählen die Festlegung der Unternehmensstrategie zu den Aufgaben von Aufsichtsratsmitgliedern.
Aufsichtsräte: Enorme Unterschiede bei Zeitaufwand
Die Aufsichtsräte wurden nach dem Arbeitsaufwand gefragt, der mit einem Aufsichtsratsmandat verbunden ist. Hier gibt es sehr große Unterschiede beim Zeitaufwand und dem persönlichen Engagement. Mehr als ein Viertel (26%) bereiten sich eine bis drei Stunden auf eine Aufsichtsratssitzung vor. Fast ein Drittel (30%) investiert jedoch mehr als doppelt so viel Zeit - und zwar acht oder mehr Vorbereitungsstunden pro Sitzung. Auch die Dauer der Sitzungen wurde abgefragt: Im Durchschnitt dauert eine Aufsichtsratssitzung rund vier Stunden, bei börsennotierten Unternehmen in der Regel etwas länger.
Junghans: "Diese Ergebnisse überraschen uns: Die durchschnittliche Sitzungsdauer ist unserer Meinung nach zu kurz, um sich umfassend mit der aktuellen Situation des Unternehmens befassen zu können. Eine längere Sitzungsdauer und intensivere Auseinandersetzung mit den Themen sind unbedingt notwendig, um die Qualität der Entscheidungsfindung zu erhöhen."
Ermöglichung von leistungsorientierter Aufsichtsratsvergütung notwendig
Aufgrund bestehender Regelungen ist es in Österreich Praxis, dass alle Aufsichtsräte gleicher Funktion in einem Unternehmen eine gleich hohe Vergütung erhalten - unabhängig von deren tatsächlichem zeitlichen Engagement oder der eingebrachten Expertise. Wie zuletzt viele Experten spricht sich auch die Mehrheit (52%) der befragten Aufsichtsräte für die Zulassung von unterschiedlich hohen Vergütungen je nach Qualifikation, Erfahrung und Engagement im Unternehmen aus. Fast zwei Drittel (63%) schlagen vor, die Vergütung für Aufsichtsräte an der Vorstandsvergütung zu orientieren. 35 Prozent weisen ausdrücklich darauf hin, dass dazu transparente Bewertungskriterien geschaffen werden müssen.
Junghans: "Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass es große Unterschiede zwischen den Arbeitsleistungen und dem Engagement von Aufsichtsräten gibt und dass eine leistungsorientierte Bezahlung von Aufsichtsräten und unterschiedliche Abgeltungen innerhalb eines Aufsichtsrates ermöglicht werden sollten. Das ist auch wichtig, um international anerkannte Experten für Aufsichtsratspositionen in Österreich gewinnen zu können."
Vergütung für Aufsichtsräte wird von Bevölkerung stark überschätzt
Die 500 befragten Personen wurden gebeten, das Gehalt eines Aufsichtsrates einzuschätzen: Fast die Hälfte (47%) überschätzt das Gehalt eines einfachen Aufsichtsratsmitglieds deutlich. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Hay Group aus dem Jahr 2012 verdient ein einfaches Aufsichtsratsmitglied in Österreich im Durchschnitt 20.500 Euro pro Jahr (vor Steuern) - nur 29 Prozent konnten das in der richtigen Größenordnung einschätzen.
Ebenso schätzt mehr als die Hälfte (53%) das Gehalt eines heimischen Aufsichtsratsvorsitzenden deutlich höher ein. Im Durchschnitt erhält ein Aufsichtsratsvorsitzender eine Vergütung in der Höhe von 51.600 Euro im Jahr (vor Steuern, Quelle: Hay Group, 2012). Lediglich 24 Prozent schätzten diesen Betrag richtig ein. Interessant ist ebenfalls: Fast ein Viertel (23%) hat gar keine Vorstellung davon, wie viel ein einfaches Aufsichtsratsmitglied und ein Aufsichtsratsvorsitzender (24%) verdienen. Dies ist ebenfalls ein Indikator dafür, dass mehr Transparenz und eine Bewusstseinsschärfung notwendig sind.
Aufsichtsratsvergütung in Österreich im internationalen Vergleich gering
Zwei Drittel (66%) der Österreicher sind der Meinung, dass Aufsichtsräte für ihre Aufgabe zu hoch entlohnt werden. Nur fünf Prozent fänden eine höhere Entlohnung gerechtfertigt. Tatsächlich aber liegt Österreich im internationalen Vergleich bei der Aufsichtsratsvergütung an letzter Stelle (Quelle: Hay Group, 2012). Das bestätigt nun auch der "Aufsichtsrats-Monitor" der B&C Industrieholding: 70 der 100 befragten Aufsichtsräte geben an, im Vergleich mit anderen Ländern unterbezahlt zu sein.
Dr. Viktoria Kickinger, Geschäftsführerin INARA, dazu: "Nur um ein Beispiel zu nennen: In Österreich verdient ein Aufsichtsratsvorsitzender eines ATX-Unternehmens im Durchschnitt 75.000 Euro pro Jahr, in Deutschland 250.000 Euro. Dadurch wird es für heimische Unternehmen immer schwieriger, Top-Experten aus dem Ausland für den Aufsichtsrat zu gewinnen und Spitzenpositionen richtig zu besetzen."
Großes Verbesserungspotenzial bei Information und Kommunikation
Großes Verbesserungspotenzial orten die 100 befragten Aufsichtsräte auch im Bereich Kommunikation und Information durch den Vorstand und untereinander. Nur 14 Prozent sind mit der inhaltlichen Vorbereitung von Aufsichtsratssitzungen durch den Vorstand voll und ganz zufrieden. Auch die Offenheit und Diskussionskultur bei den Sitzungen wird von nur 15 Prozent der heimischen Aufsichtsräte als sehr gut eingeschätzt. Fast drei Viertel (74%) geben an, zwischen den Sitzungsintervallen nur unregelmäßig und anlassbezogen von ihren Aufsichtsratskollegen zu hören. Bei der Zusammenarbeit mit dem Vorstand zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: 51 Prozent sind der Meinung, dass sie vom Vorstand abseits der Sitzungen nicht ausreichend informiert werden.
Heimische Aufsichtsräte: "Weiterbildungsangebot mangelhaft"
Mehr als die Hälfte der Aufsichtsräte (55%) bemängelt fehlendes Know-how bei ihren Kollegen im Aufsichtsrat. Die Aufsichtsräte fordern mehr Einstiegs-, Schulungs- und Weiterbildungsangebote für Personen, die solche Spitzenpositionen übernehmen, um die Qualität von Entscheidungen in Unternehmen zu sichern. Zwei Drittel der Befragten (66%) empfinden das derzeitige Angebot als mangelhaft. Fast die Hälfte (45%) erachten es sogar als notwendig, eine verpflichtende gesetzliche Grundausbildung für Aufsichtsräte einzuführen.
Kickinger: "Bereits in naher Zukunft werden einige Veränderungen auf die Aufsichtsräte zukommen. Immer mehr Investoren und Versicherungen prüfen die Qualifizierung der Aufsichtsratsmitglieder, um die Unternehmen zu bewerten. Minder qualifizierte Aufsichtsräte fallen somit zu Lasten der Risikobewertung des Unternehmens. Es ist daher höchste Zeit, den Grundstein für eine Regulierung der Qualifikation in Spitzenpositionen zu legen."
Zu geringer Frauenanteil in Aufsichtsräten
Im Rahmen der Studie wurden die 100 Aufsichtsräte ebenfalls zum geringen Frauenanteil (13,9%) in heimischen Aufsichtsräten befragt. Der "Aufsichtsrats-Monitor" bat um ihre Einschätzung zu geeigneten Maßnahmen, um den Frauenanteil zu steigern. Die große Mehrheit (81%) ist der Meinung, dass (teil-) öffentliche Unternehmen an dieser Stelle eine Vorbildfunktion einnehmen sollten. 77 Prozent sehen die Förderung der Vereinbarkeit von Karriere und Familie als richtige Maßnahme. Nur ein Drittel (32%) spricht sich für festgeschriebene Frauenquoten in Aufsichtsräten aus.
"Viele Unternehmen suchen bereits Frauen für ihre Aufsichtsräte. Die Bereitschaft dafür ist vorhanden, allerdings mangelt es noch an der Umsetzung. Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie ist aus unserer Sicht die einzig sinnvolle Maßnahme, um den Frauenanteil zu steigern. Sonst wird man schnell von den Aufsichtsratskollegen zur 'Quotenfrau' abgestempelt", so Kickinger.
Arbeitsaufwand und Haftungsrisiko werden in Österreichs Aufsichtsräten weiter steigen
Die Aufsichtsräte wurden auch um ihre Prognose für die Zukunft gebeten: Über 80 Prozent der 100 Befragten (82%) gehen davon aus, dass der Arbeitsaufwand in ihrer Aufsichtsratsposition in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch weiter steigen wird. 70 Prozent erwarten, dass das Haftungsrisiko steigen wird und 64 Prozent nehmen an, dass sich die Transparenz erhöhen wird.
"Die Studie belegt eindrucksvoll die große Verantwortung, die Aufsichtsräte für Unternehmen und Mitarbeiter in unserem Land tragen. Wir werden die Ergebnisse des 'Aufsichtsrats-Monitors' Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik zur Verfügung stellen und hoffen, damit zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen beitragen zu können. Die Mitarbeit in einem österreichischen Aufsichtsrat muss auch für internationale Top-Experten mittelfristig attraktiv werden", so Junghans abschließend.
Über die B&C Industrieholding
Die B&C Industrieholding (www.bcholding.at) engagiert sich im Auftrag ihrer Eigentümerin, der B&C Privatstiftung, als langfristige Kernaktionärin in österreichischen Industrieunternehmen. Ziel ist es, nachhaltiges Wachstum heimischer Paradeunternehmen zu fördern und damit Know-how und Konzernzentralen in Österreich dauerhaft zu sichern. Die B&C Industrieholding übt ihre Aktionärsrechte verantwortungsvoll im Interesse des jeweiligen Unternehmens aus und gibt den Unternehmen damit langfristige Planungssicherheit und eine stabile Eigentümerstruktur. B&C leistet so einen wesentlichen Beitrag zum unternehmerischen Erfolg ihrer Kernbeteiligungen und fördert den Wirtschaftsstandort Österreich. Die B&C Gruppe hält derzeit Kernbeteiligungen an der Lenzing AG, der Semperit AG und der AMAG. Im Jahr 2013 erzielten diese Kernbeteiligungen einen Umsatz von rund 3,6 Mrd. Euro und beschäftigten gemeinsam über 18.600 Mitarbeiter. Weiters hält die B&C Industrieholding Minderheitsbeteiligungen an den Österreichischen Lotterien und der Vamed AG.
Über INARA - Initiative AufsichtsRäte Austria
INARA - Initiative AufsichtsRäte Austria wurde 2009 gegründet. INARA bietet Wissen, Information und Service für Aufsichtsräte in Österreich nach Maßgabe des geltenden nationalen Rechts. Das Unternehmen betreibt die Plattform INARA (http://www.inara.at), die einzige und größte Begriffsdatenbank für Aufsichtsräte. Außerdem hat INARA die Österreichische Aufsichtsrats Datenbank entwickelt, in die sich interessierte INARA-Mitglieder eintragen können. Unternehmen können unter diesen Profilen Kandidaten für offene Mandate auswählen.
Foto: B&C Gruppe/APA-Fotoservice/Preiss