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Smarter Planet

Was waren für sie im Vorjahr die „Meilensteine“ für das Unternehmen?
Auf globaler Ebene ist die Weiterentwicklung kognitiver Systeme, also selbstlernender Computer wie IBM Watson, sicherlich eines meiner persönlichen Highlights. Die ersten Umsetzungen, z.B. im Bereich der Medizin sind sehr vielversprechend – hier unterstützen selbstlernende Computersysteme bereits Ärzte bei der Diagnose und Behandlung von Patienten. Als einen echten Meilenstein sehe ich auch, dass IBM als erstes großes internationales Technologieunternehmen ein Forschungslabor in Afrika errichtet hat. Der afrikanische Kontinent birgt extrem großes Potenzial und ich hoffe, dass viele Unternehmen unserem Beispiel folgen, um dort Entwicklung und Wohlstand nachhaltig voranzutreiben. Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir auch in Österreich viele innovative Technologie-Projekte umgesetzt und auch einige schwierige und extrem komplexe Projekte durch vereinte Kräfte wieder auf Schiene gebracht. Unsere erfolgreiche regionale Mittelstands-Initiative feierte vor wenigen Wochen ihren ersten Geburtstag. Dank dieser Initiative machen wir gemeinsam mit mittlerweile 13 Partnern die Vorteile von Cloud auch für kleine- und mittelständische Unternehmen flächendeckend in Österreich zugänglich. Ein weiterer Meilenstein war sicherlich auch die Generalpartnerschaft mit dem Europäischen Forum Alpbach, wo wir das Thema „Big Data und Werte“ in allen Dimensionen mit Entscheidungsträgern, Studenten und Journalisten umfassend diskutieren konnten.

Was sind ihre Ziele für 2014?
Wir möchten weiterhin transportieren, dass Technologie nicht zum Selbstweck existiert, sondern unsere Umwelt, unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft zum Guten verändert. Dafür ist es notwendig, in einen breiteren gesellschaftlichen Diskurs einzusteigen und auch innerhalb von Unternehmen die Diskussion mit „technologiefremden“ Abteilungen verstärken – mit Marketingverantwortlichen, Personalleiter und Finanzvorständen. Ein Ziel muss es außerdem sein, Wirtschaft auf medialer Ebene wieder zu einem relevanten Thema zu machen, bei dem es nicht nur um Skandale, Krisen und „bad news“ geht. Wir haben in Österreich so viele tolle Projekte und Unternehmen – von Traditionsunternehmen bis hin zu Startups, die zwar Weltmarktführer in ihrem Bereich sind, aber völlig unter dem Radar der Öffentlichkeit fliegen. Dafür braucht es mehr öffentliche Wahrnehmung. Ich möchte außerdem das Thema Frauen in der Technik vorantreiben. Uns ist bewusst, wie früh die Weichen für die Berufswahl gestellt werden. Wir engagieren uns daher sehr aktiv im Bildungsbereich und möchten diesen Bereich im kommenden Jahr ausbauen. All das ist natürlich nur möglich, wenn wir wirtschaftlich auch weiterhin gut performen – ein gutes Geschäftsjahr steht daher natürlich ganz oben auf meiner Agenda für 2014.

Welche Themen stehen bei IBM generell im Fokus?

Die Strategie der IBM lässt sich mit einem Begriff zusammenfassen: Smarter Planet. Das bedeutet, dass es unser erklärtes Ziel ist, unseren Planeten und unsere Gesellschaft durch den Einsatz von Technologie intelligenter zu machen. Sie müssen sich vorstellen, dass es 2013 erstmals mehr Daten als Sandkörner am Strand gibt. Sensoren sind mittlerweile allgegenwärtig - in Autos, Haushaltsgeräten, Kameras, Straßen, Pipelines, sogar in der Tierzucht und der Medizin. Zusätzlich steigt der Grad der Vernetzung. Nicht nur Milliarden Menschen nutzen das Internet, auch System und Gegenstände haben in den letzten Jahren gelernt miteinander zu kommunizieren. Dadurch entsteht eine schier unvorstellbar große Menge an Daten. Big Data ist ein Phänomen, mit dem jeder einzelne aber insbesondere auch Systeme, Organisationen, unsere gesamte Welt zu kämpfen hat. Die Lösung muss also heißen, aus der Flut an Daten jene Informationen herauszukristallisieren, die tatsächlichen Wert für das Individuum in der jeweiligen Situation haben. Mit leistungsstarken Backend-Systemen können wir die Daten verarbeiten und mit Hilfe hochentwickelter Analysemethoden zu aussagekräftigem Wissen verdichten – und zwar in Echtzeit. In der Praxis heißt das zum Beispiel: In Stockholm konnte man Staus beispielsweise dank eines "smarten" Verkehrssystems um 20 Prozent reduzieren, Emissionen um 12 Prozent senken und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel dramatisch steigern. "Smarte" RFID-Technologie wiederum erlaubt es mittlerweile z.B. im Handel, Fleisch und Geflügel vom Erzeuger bis ins Supermarktregal lückenlos zu verfolgen. Smarte Systeme sorgen für effiziente Logistik, Energie- und Wasserversorgung. Sie helfen auch dabei, die Echtheit von Medikamenten und die Sicherheit von Devisengeschäften zu überwachen.

Sie setzen sich seit vielen Jahren stark für Frauenförderung und Diversity ein. Warum ist ihnen das ein Anliegen?
Weil es ein Erfolgsfaktor für eine innovative, partnerschaftliche und zukunftsorientierte Arbeitsweise ist. Es ist für IBM nicht nur ein moralisches Anliegen, die Vielfalt unserer Mitarbeiter hinsichtlich Geschlecht, Behinderung, kultureller oder ethnischer Herkunft, sexueller Orientierung, Religion oder Alter zu fördern. Wir sehen vielmehr auch, dass genau diese Diversität unsere weltweite Spitzenposition im Wettbewerb sichert. Vor über 25 Jahren haben wir eine Anti-Diskriminierungs-Policy eingeführt und sehen Diversity seither als eigenständigen Bereich im Rahmen der Unternehmenspolitik. Auf die Frage der Frauenförderung heißt das konkret: Bei IBM Österreich haben wir ein Drittel Frauen im Unternehmen und auch ein Drittel Frauen in Managementpositionen - ein sehr gutes Ergebnis für ein IT-Unternehmen, aber für mich noch nicht gut genug. Um diesen Anteil nachhaltig zu steigern, brauchen wir allerdings mehr Frauen, die überhaupt einen technischen Beruf ergreifen. Das kann nur über Frühförderung und Bildung passieren, deshalb setzen wir mit konkreten Projekten bereits im Vorschulalter an.

Wie wird bei IBM Diversity gelebt, wie werden Frauen gefördert?
Als Generaldirektorin der IBM sehe ich es als meine Aufgabe, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Frauen in Technikberufen in ihrer Karriere im IT-Umfeld optimale Bedingungen vorfinden. Die Basis dafür ist Management: Diversity ist ChefInnen-Sache und muss auch entsprechend implementiert werden. Wir bei IBM zum Beispiel erfassen über eine sogenannte „Equal Opportunity Scorecard“, wie sich der Frauenanteil in den einzelnen Unternehmensbereichen, bei Neueinstellungen, bei Beförderungen und auch bei jenen, die das Unternehmen verlassen, entwickelt. Denn nur was man misst, kann man auch steuern. Flexibilität am Arbeitsplatz und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind weitere zentrale Bedingungen, um Frauen (aber nicht nur Frauen!) in ihrer Karriere zu fördern. IBM Österreich hat schon vor rund 20 Jahren als eines der ersten Unternehmen in Österreich die Möglichkeit von Teleworking geschaffen und bietet flexible Arbeitszeiten, flexible Teilzeitmodelle, Job-Sharing und Väterkarenzen. Wir haben Mütter, die in Teilzeit eine Führungsposition ausüben, qualifizierte Teilzeit-Jobs also – ein wichtiges Thema der Zukunft. Es geht mir also um die Schaffung eines wertschätzenden, offenen und toleranten Arbeitsklimas in einer Firma, die flexibel genug ist, um auf meine aktuelle Lebenssituation einzugehen.

ZUR PERSON
Internationalität war für die in Kalkutta/Indien geborene Diplomatentochter Tatjana Oppitz von Anfang an bezeichnend. Sie besuchte die Vienna International School, das Lycée Francais in Wien und studierte anschließend Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien. Nach fünfzehnjähriger Tätigkeit in der IBM Österreich in unterschiedlichen Bereichen, begann 2003 ihre internationale Laufbahn. Ihre erste Auslandstätigkeit führte sie in das IBM Headquarter nach Paris, später war sie als Executive international für den Vertrieb des gesamten IBM Portfolios an Großkunden zuständig – bis Ende 2010 als Executive für den Vertrieb für die gesamte CEE Region Central and Eastern Europe, zu der auch Russland und die CIS Staaten gehören. 2011 wurde Oppitz Generaldirektorin von IBM Österreich. Tatjana Oppitz setzt sich seit vielen Jahren stark für Frauenförderung und Diversity ein.
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