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Gleiches Recht für alle Mitarbeiter

Was war/ist Ihre größte Herausforderung?

Stets auf’s Neue das richtige Maß in allem zu finden, im Geben und im Nehmen, zwischen Ich und Du, zwischen Lauheit und Anmaßung, zwischen Vision und Realitätsbezug. Ein Leben in Balance zu führen.

Wie schwierig ist es für Sie, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen?

Zum größten Teil gehört diese Fragestellung meiner Vergangenheit an. Ob es schwierig war/ist, halte ich primär für eine Frage der eigenen erwachsenen Entscheidungskompetenz. Unter den Rahmenbedingungen, die gegolten haben, als meine Kinder klein waren  (maximal ein Jahr Karenz, keine Möglichkeit in Elternteilzeit zu arbeiten, habe ich mich bewusst dafür entschieden, meinen damals großartigen ORF-Vertrag zu kündigen und erst zehn Jahre später wieder zur Gänze ins Berufsleben einzusteigen. In Hinblick auf die Höhe meiner zu erwartenden Pension deute  ich diese Entscheidungen heute aus wirtschaftlicher Sicht als mittlere Katastrophe für mich, und in Hinblick auf die emotionellen Erfahrungen als eine wunderbare Bereicherung, die ich um keinen Preis missen möchte. Für mich ist es beides – Verlust wie Gewinn. Und ich neige dazu, dem Verlust weniger Bedeutung zu geben als dem Gewinn. Als ein guter dritter Weg aus dem Vereinbarkeitsdilemma für die Zukunft  erscheint mir eine ausbalancierte Verteilung von Arbeit und Betreuungspflichten unter Frauen und Männern bis hin zum Top-Sharing.

Welche Chancen bietet der ORF Frauen in Bezug auf berufliche Entfaltung?

Einerseits gibt es ein im Gleichstellungsplan definiertes Regelwerk, das Frauen, die an einer Karriere innerhalb der ORF-Strukturen interessiert sind, bestmögliche Förderung zukommen lässt, d.h., so lange ihnen das kleinere Stück von (Karriere-)Kuchen zukommt, erhalten sie die Rosinen dazu, wie ein „Curriculum zur Karriereförderung von Frauen“. Andererseits wird darauf geachtet, dass die fachliche Höherqualifikation von Frauen zunehmend honoriert wird, da sich zum einen die Zahl der Führungspositionen im Unternehmen verringert, wovon Frauen wie Männer betroffen sind,  und es zum anderen überwiegend die Frauen im Unternehmen sind, die eine fachliche Karriere gegenüber einer hierarchischen bevorzugen. Im Sinn bestmöglicher Vereinbarkeit bietet der ORF bereits bis zu drei Elternkarenzjahre sowie Elternteilzeit bis zum elften Lebensjahr des Kindes und in den administrativen Bereichen auch Teleworking an. Darüber hinaus hat sich der ORF dazu entschlossen, Top-Sharing, d.h. das Modell Frauen und Männer  in Teilzeit und Führung, einzuführen, und Anreize zu temporärer Teilzeitarbeit  für Männer mit Betreuungspflichten zu schaffen.

Sind Frauen Ihrer Meinung nach heutzutage noch immer zu wenig gleichberechtigt, beispielsweise in Bezug auf Verdienstmöglichkeiten?

Aus meiner Perspektive führen nicht nur mehrheitlich zu Lasten der Frauen gehende Betreuungspflichten zu einer nach wie vor schlechteren Einkommenssituation von Frauen, sondern sind es fast ebenso wirksam die gut gepflegten Unterschiede in der Berufswahl, die die Einkommensschere aufgehen lassen. So verdient beispielsweise in ein und derselben Gehaltsklasse im ORF eine Administrative Fachkraft (in der Mehrzahl der Fälle eine Frau) in diesem Job ohne Überstunden und Zulagen auf Grund von Dienstreisen um einiges weniger als ein Techniker, der im Rahmen der Übertragung eines Skirennens ein Wochenende lang durcharbeitet. So lange junge Frauen sich die Technik nicht zutrauen und so lange junge Männer den größeren Freizeit-Spielraum im Bereich der Administration nicht auch als Wert schätzen, wird die Schere kaum zugehen.


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