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Eine weit verbreitete Sehschwäche: Die gefürchtete Betriebsblindheit im Arbeitsalltag
Sie kommt beiläufig, schleicht sich ein und gewinnt schrittweise die Oberhand – mit den Jahren erledigen Sie viele Aufgaben im Betrieb mit einer großen Routine und müssen weniger Zeit und Energie aufwenden als zu Beginn. Sie haben Arbeitsabläufe automatisiert und können es sich leisten, gedanklich einmal abzuschweifen… Aber Moment: Können Sie das wirklich? Routine kann schnell zur Gefahr werden und Fehler, die noch nie aufgetreten sind, bleiben unbemerkt. „Aufgrund langer Zugehörigkeit blind für Fehler oder Mängel, die in dem Bereich auftreten, in dem man arbeitet“ – So definiert der Duden das Problem.
Langeweile durch Mangel an Innovation
Betroffene sind sich oft gar nicht bewusst, dass ihre routinierten Arbeitsabläufe überholungsbedürftig oder fehleranfällig sind, sondern der felsenfesten Überzeugung, dass an ihrer Arbeitsweise nichts zu kritisieren sei. Doch das Argument „Das haben wir schon immer so gemacht“ zieht nicht wirklich. Werfen Sie einmal einen Blick zum Kollegen oder hören Sie sich bei anderen Unternehmen um – haben die das auch schon immer so gemacht oder machen es so? Gibt es vielleicht Möglichkeiten, noch effizienter, genauer und das volle Potenzial ausschöpfend zu arbeiten? Häufig geht Betriebsblindheit mit Langeweile einher, weil Veränderungen und Innovationen fehlen. Dann ist es höchste Zeit dafür!
Oberstes Credo: Selbstreflexion
Als Vorbeugemaßnahme ist es sinnvoll, regelmäßig die eigene Arbeitsweise und den Arbeitsfortschritt zu kontrollieren. Natürlich wird man nie zu völlig objektiven Urteilen gelangen können, vor allem wenn es um eigene Leistungen geht. Eine Frage, die Sie sich im Zuge dieser Selbstreflexion stellen könnten, wäre zum Beispiel: „Denke ich ernsthaft nach, während ich meine Aufgaben erledige, oder tue ich nur ,was ich immer tue‘, handle also aus bloßer Routine?“
Um sein eigenes Tun möglichst objektiv zu reflektieren, muss man sich zwingen, kritisch zu sein. Aber auch bezogen auf alle anderen Faktoren spricht kritisches Denken und Hinterfragen für Fortschritt. Nur so kann verhindert werden, dass eingefahrene Strukturen und Abläufe erhalten bleiben, weil sie irrtümlicherweise für fehlerfrei und unersetzlich gehalten werden. Bei Aufgaben, die schon bekannte, routinierte Arbeitsabläufe erfordern, lohnt es sich demnach immer, über dessen Effektivität nachzusinnen.
Feedback und Gegen-Check
Wer Verbesserungspotenzial womöglich noch besser erkennt als Sie selbst, sind Ihre Kollegen, Mitarbeiter, aber auch Kunden und Geschäftspartner. Oft bietet diese Außen-Perspektive wertvolles Feedback. Und auch im Fall eigener Unsicherheit, wenn Sie sich sehr lange mit ein und demselben Projekt beschäftigt haben, sich dementsprechend betriebsblind fühlen, hilft ein kurzer Gegen-Check durch einen Kollegen. Lernen Sie aus Ihren Fehlern und nehmen Sie realistische Verbesserungsvorschläge an.
Foto: Shutterstock/zlikovec