News/Industrie & Energie
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Dr. Therese Niss, JI
Dr. Therese Niss, JI
Wie zufrieden sind Sie derzeit mit den Rahmenbedingungen für die Industrie – wie ist der Standort aufgestellt?
Der Industrie wird oft vorgeworfen, wir würden dauernd nur jammern, dabei gehe es uns ja eh gut. Inzwischen können wir die gesunkene Attraktivität des Standorts Österreich aber – leider – auch an den gestiegenen Arbeitslosenzahlen ablesen. Das Problem ist dummerweise, dass es uns ja noch immer relativ gut geht, daher konnte auch die Politik lange die Augen verschließen – denn die Zeichen waren sehr wohl da. Vor zehn Jahren hieß es noch, Österreich sei das „bessere Deutschland“, das ist aber lange vorbei. Steuern und Abgaben sind ebenso auf einem Rekordniveau wie die Verschuldung. Das Vertrauen in den Standort ist weg. Seit einigen Jahren müssen wir daher beobachten, wie Investitionen zunehmend außerhalb Österreichs getätigt werden. Das ist ein schleichender Prozess, aber sind Produktionen einmal weg, dann ist das dauerhaft.
Wo sehen sie die großen Herausforderungen?
Wir brauchen einmal eine Entlastung für alle – allerdings nicht nur, wie vom ÖGB gefordert, bei der Lohnsteuer. Die Lohnsteuer macht bei den Arbeitskosten nur 12,6 Prozent aus, drei Viertel sind auf die Sozialversicherungsbeiträge von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite sowie sonstige Lohnsummenabgaben zurückzuführen. Eine echte Entlastung muss dafür sorgen, dass den Arbeitnehmern mehr Netto vom Brutto bleibt – gleichzeitig müssen aber auch unsere überdurchschnittlichen Arbeitskosten sinken. Es sind die Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und absichern können. Aber dazu braucht es eben die richtigen Rahmenbedingungen. Eine weitere große Herausforderung ist das Bildungssystem: Derzeit geben die Unternehmen pro Jahr rund eine Milliarde Euro für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Ein steigender Teil davon resultiert daraus, dass unser Schulsystem – trotz hoher Kosten pro Schülerin bzw. Schüler – längst nicht mehr die Qualität produziert, die wir brauchen. Kein Wunder, die letzte große Bildungsreform im Schulwesen ist in der Zeit Mara Theresias passiert. Ganz allgemein auf den Punkt gebracht: Österreich hat ein Ausgabenproblem, und zwar ein massives: Die Einnahmen sind seit Jahrzehnten ständig gestiegen, mehr Last durch Steuern und Abgaben geht echt nicht mehr. Dennoch haben wir es nie geschafft mit diesen Einnahmen auch auszukommen. Die Schulden wachsen uns langsam aber sicher über den Kopf.
Was braucht der Standort, was erwarten sie sich von der Regierung?
Endlich mehr Mut zur Wahrheit sowie zu beherztem Handeln. Die Probleme kennen wir alle – in der Verwaltung, dem Föderalismus, Bildung, Gesundheit, Pensionen. Wir können nicht länger die Probleme mit immer noch mehr Steuereinnahmen zudecken. Wir brauchen daher endlich wirklich strukturelle Reformen, die an unserer Ausgabenproblematik etwas ändern. Wer etwas anderes erzählt, kann auch gleich einen Wunschliste ans Christkind schreiben. Ohne Reformen wird es schlicht nicht gehen, bereits jetzt fehlen uns die Mittel für die wichtigen Zukunftsinvestitionen in Bildung sowie Forschung und Entwicklung.
Welche Bedeutung hat die Industrie grundsätzlich für den Standort Österreich?
Die Krise der letzten Jahre hat es deutlich gezeigt – nicht nur in Österreich sondern in ganz Europa: Eine gesunde industrielle Basis ist die Grundlage für Wachstum und Arbeitsplätze. Direkt und indirekt hängen in Österreich zwei von drei Jobs an der Industrie. Die EU-Kommission hat daher zur Re-Industrialisierung Europas aufgerufen. Schöne Worte, denen aber noch Taten folgen müssen.
Was sind die Ziele/Aufgaben der Plattform Junge Industrie? Was kann sie bewegen und wie?
Wir sind ein Netzwerk für Junge Unternehmerinnen und Unternehmer bzw. Führungskräfte bis 40 Jahren. Auch die JI ist – wie ganz Österreich – föderal organisiert. Die einzelnen Landesgruppen haben daher auch einen ganz unterschiedlichen Fokus. Manche verstehen sich vor allem als reines Netzwerk, um Kontakte zu knüpfen, gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren, etc. manche und vor allem die Bundesorganisation verstehen sich auch als eine Art kleiner Think Tank innerhalb der Industriellenvereinigung (IV). Die JI kann und will sich jenseits der Tagespolitik Gedanken übe Standort und Gesellschaft machen. In diesem Sinne wirkt die JI auch immer wieder als Ideengeber innerhalb der IV. Die JI hat z.B. als erste Organisation in Österreich ein konkretes Modell für ein beitragsorientiertes Pensionsmodell vorgelegt – mittlerweile eine Forderung der IV sowie zahlreicher Experten.
Der Industrie wird oft vorgeworfen, wir würden dauernd nur jammern, dabei gehe es uns ja eh gut. Inzwischen können wir die gesunkene Attraktivität des Standorts Österreich aber – leider – auch an den gestiegenen Arbeitslosenzahlen ablesen. Das Problem ist dummerweise, dass es uns ja noch immer relativ gut geht, daher konnte auch die Politik lange die Augen verschließen – denn die Zeichen waren sehr wohl da. Vor zehn Jahren hieß es noch, Österreich sei das „bessere Deutschland“, das ist aber lange vorbei. Steuern und Abgaben sind ebenso auf einem Rekordniveau wie die Verschuldung. Das Vertrauen in den Standort ist weg. Seit einigen Jahren müssen wir daher beobachten, wie Investitionen zunehmend außerhalb Österreichs getätigt werden. Das ist ein schleichender Prozess, aber sind Produktionen einmal weg, dann ist das dauerhaft.
Wo sehen sie die großen Herausforderungen?
Wir brauchen einmal eine Entlastung für alle – allerdings nicht nur, wie vom ÖGB gefordert, bei der Lohnsteuer. Die Lohnsteuer macht bei den Arbeitskosten nur 12,6 Prozent aus, drei Viertel sind auf die Sozialversicherungsbeiträge von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite sowie sonstige Lohnsummenabgaben zurückzuführen. Eine echte Entlastung muss dafür sorgen, dass den Arbeitnehmern mehr Netto vom Brutto bleibt – gleichzeitig müssen aber auch unsere überdurchschnittlichen Arbeitskosten sinken. Es sind die Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und absichern können. Aber dazu braucht es eben die richtigen Rahmenbedingungen. Eine weitere große Herausforderung ist das Bildungssystem: Derzeit geben die Unternehmen pro Jahr rund eine Milliarde Euro für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Ein steigender Teil davon resultiert daraus, dass unser Schulsystem – trotz hoher Kosten pro Schülerin bzw. Schüler – längst nicht mehr die Qualität produziert, die wir brauchen. Kein Wunder, die letzte große Bildungsreform im Schulwesen ist in der Zeit Mara Theresias passiert. Ganz allgemein auf den Punkt gebracht: Österreich hat ein Ausgabenproblem, und zwar ein massives: Die Einnahmen sind seit Jahrzehnten ständig gestiegen, mehr Last durch Steuern und Abgaben geht echt nicht mehr. Dennoch haben wir es nie geschafft mit diesen Einnahmen auch auszukommen. Die Schulden wachsen uns langsam aber sicher über den Kopf.
Was braucht der Standort, was erwarten sie sich von der Regierung?
Endlich mehr Mut zur Wahrheit sowie zu beherztem Handeln. Die Probleme kennen wir alle – in der Verwaltung, dem Föderalismus, Bildung, Gesundheit, Pensionen. Wir können nicht länger die Probleme mit immer noch mehr Steuereinnahmen zudecken. Wir brauchen daher endlich wirklich strukturelle Reformen, die an unserer Ausgabenproblematik etwas ändern. Wer etwas anderes erzählt, kann auch gleich einen Wunschliste ans Christkind schreiben. Ohne Reformen wird es schlicht nicht gehen, bereits jetzt fehlen uns die Mittel für die wichtigen Zukunftsinvestitionen in Bildung sowie Forschung und Entwicklung.
Welche Bedeutung hat die Industrie grundsätzlich für den Standort Österreich?
Die Krise der letzten Jahre hat es deutlich gezeigt – nicht nur in Österreich sondern in ganz Europa: Eine gesunde industrielle Basis ist die Grundlage für Wachstum und Arbeitsplätze. Direkt und indirekt hängen in Österreich zwei von drei Jobs an der Industrie. Die EU-Kommission hat daher zur Re-Industrialisierung Europas aufgerufen. Schöne Worte, denen aber noch Taten folgen müssen.
Was sind die Ziele/Aufgaben der Plattform Junge Industrie? Was kann sie bewegen und wie?
Wir sind ein Netzwerk für Junge Unternehmerinnen und Unternehmer bzw. Führungskräfte bis 40 Jahren. Auch die JI ist – wie ganz Österreich – föderal organisiert. Die einzelnen Landesgruppen haben daher auch einen ganz unterschiedlichen Fokus. Manche verstehen sich vor allem als reines Netzwerk, um Kontakte zu knüpfen, gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren, etc. manche und vor allem die Bundesorganisation verstehen sich auch als eine Art kleiner Think Tank innerhalb der Industriellenvereinigung (IV). Die JI kann und will sich jenseits der Tagespolitik Gedanken übe Standort und Gesellschaft machen. In diesem Sinne wirkt die JI auch immer wieder als Ideengeber innerhalb der IV. Die JI hat z.B. als erste Organisation in Österreich ein konkretes Modell für ein beitragsorientiertes Pensionsmodell vorgelegt – mittlerweile eine Forderung der IV sowie zahlreicher Experten.