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Italien und Spanien weiterhin Sorgenkinder

Die drittgrößte  Volkswirtschaft Italien schrumpfte im Frühjahr bereits das vierte Quartal in Folge. Auch über der lange gegen die Folgen der Schuldenkrise immun wirkenden deutschen Industrie ziehen dunkle Wolken auf: Ihre Aufträge schrumpften im Juni so stark wie seit Herbst 2011 nicht mehr.

Konkret fielen die Aufträge für die deutsche Industrie im Juni um unerwartet starke 1,7 Prozent. Das war der größte Rückgang seit November 2011. Analysten hatten nur mit einem Minus von 1,0 Prozent gerechnet. Die Inlandsnachfrage ging um 2,1 Prozent zurück, die Auslandsaufträge um 1,5 Prozent.

Ökonomen gehen nun davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal nur noch um 0,2 Prozent gewachsen ist - die Statistik wird nächste Woche veröffentlicht. Zu Jahresbeginn expandierte Europas größte Volkswirtschaft noch um kräftige 0,5 Prozent, was die gesamte Währungsunion vor einer Rezession bewahrte. Angesichts der neuen Vorzeichen wird nun davon ausgegangen, dass die Euro-Zone noch im Sommer zum ersten Mal seit dem Krisenjahr 2009 in die Rezession rutschen könnte.

Griechenland herabgestuft

Schlechte Nachrichten gab es einmal mehr zu Griechenland. Die US Ratingagentur Standard & Poor’s senkte in der Nacht auf Mittwoch den Ausblick für Griechenland auf „negativ“. Das Land könnte von seinen internationalen Kreditgebern weitere Hilfe benötigen, erklärte die Agentur und verwies auf Verzögerungen bei der Umsetzung von Haushaltseinsparungen. Das Rating von „CCC/C“ bestätigte S&P.

Weiter schlechte Zahlen aus Italien

Größte Sorgenkinder in der Euro-Zone bleiben - abseits des weiter von der Pleite bedrohten Griechenlands - derzeit aber auch Italien und Spanien. Wie das italienische Statistikamt Istat am Dienstag mitteilte, sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens zwischen April und Juni um 0,7 Prozent zum Vorquartal. Zu Jahresbeginn war die Wirtschaftsleistung mit 0,8 Prozent so stark gefallen wie seit drei Jahren nicht mehr. Der Industrieverband Confindustria befürchtet für 2012 ein Minus von 2,4 Prozent - das wäre doppelt so viel wie von der Regierung prognostiziert.

Zum erneuten Rückgang im Frühjahr dürften die schweren Erdbeben beigetragen haben, die die Emilia-Romagna erschütterten und dort viele Industriebetriebe lahm gelegt haben. Experten sehen den Hauptgrund für die Misere aber in den harten Sparmaßnahmen der Regierung und den damit in Verbindung gebrachten sinkenden Investitionen und Konsumausgaben im privaten, aber auch staatlichen Bereich. Der italienische Einzelhandelsverband geht mittlerweile davon aus, dass 2012 die Konsumausgaben pro Kopf so stark zurückgehen wie noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Grünes Licht für weitere Sparmaßnahmen

Im Kampf gegen die Schuldenkrise hat die Regierung von Ministerpräsident Mario Monti Ende 2011 Sparmaßnahmen von mehr als 20 Milliarden Euro durchgesetzt - vor allem Steuererhöhungen. Mit neuen Sparmaßnahmen versucht Monti, das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen.

Die Regierung gewann am Dienstag eine Vertrauensabstimmung im Parlament über zusätzliche Einsparungen in Höhe von 4,5 Mrd. Euro. Der Industrie setzt die sinkende Nachfrage nach italienischen Waren im In- und Ausland zu: Sie fuhr ihre Produktion im Frühjahr deshalb um 1,7 Prozent nach unten.

Spanien bald unter Rettungsschirm?

Weiter vom Abwärtstrend dominiert bleibt mit Spanien auch die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Euro-Zone, wo im Frühjahr ein Minus beim BIP von 0,4 Prozent verzeichnet wurde. Obwohl von der Regierung in Madrid lange als Tabu betrachtet, gilt es mittlerweile alles andere als ausgeschlossen, dass mit Spanien das erste Schwergewicht der Euro-Zone ein Kandidat für den Euro-Rettungsschirm werden könnte.

Zwar kommt es für Spanien derzeit gelegen, dass es in den nächsten Wochen keine Schulden bedienen muss und das Land bereits mehr als die Hälfte des Kapitalbedarfs für dieses Jahr auf dem Markt gedeckt hat. Doch die Finanznöte der am Rande des Ruins taumelnden Regionen könnten den Zentralstaat aus Sicht von Beobachtern dennoch in den nächsten Monaten zu einem Hilferuf treiben.
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